Vorstandswechsel

Diess muss gehen

VW erfüllt das Sommerloch mit Leben. An der Aufsichtsratssitzung hat der Aufsichtsrat der Volkswagen AG ohne jegliche Vorankündigung Herbert Diess in die Wüste geschickt und Porsche-Boss Oliver Blume ab 1. September 2022 zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt. Für Blume eine Mammutaufgabe, der beide Ämter – das von Porsche und VW – in Personalunion stemmen soll.

Veröffentlicht am 25.07.2022

Die Meldung schlug ein wie eine Bombe. Die Volkswagen AG trennt sich zum 1. September 2022 von seinem Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess. Über das warum lässt sich nur spekulieren. War es der harte Kurs, bei dem er keine Konfrontation scheute und sich sogar mit dem Betriebsrat anlegte? Oder waren es die Software-Probleme, die dem VW-Zugpferd Golf 8 zu verspäteter Auslieferung verhalf? Oder verlor er vor aller Elektromobilität letztendlich doch zu schnell die Verbrenner aus den Augen? Er haute mit der Faust auf den Tisch, wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen lief und sprach die Fehler an, wenn etwas nicht funktionierte. Klar machte er sich dabei in- und extern viele Feinde. Anscheinend waren es jetzt zu viele Fehler, sodass der VW-Aufsichtsrat die Reissleine zog – und das noch dazu direkt zum Start der VW-Werksferien, der alte Chef konnte sich also nicht einmal von den Mitarbeitern verabschieden.

Teamplayer

Mit Oliver Blume soll anscheinend Ruhe in den Konzern eintreten. Er ist ganz das Gegenteil von Diess. Ruhig, sachlich und vor allem ein Teamplayer. Das hat ihn bei Porsche ausgezeichnet. Er weiss ebenfalls, wie man bei den Schwestermarken Audi, Seat und VW tickt, da er dort bereits in führenden Positionen seit seinem Konzerneintritt 1994 tätig war. 

Eigentlich kommt dieser Wechsel vor allem für Porsche zu einer Unzeit. Erst recht, da die Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG kurz vor ihrem Börsengang steht und das seitens der Aktionäre nur in Verbindung mit Oliver Blume. Und wie zu lesen war, soll der gebürtige Braunschweiger das Amt in Personalunion zu seinem Porsche Vorstandsmandat übernehmen. Sei die Frage erlaubt, was Diess nicht geschafft hat, soll Blume jetzt mit einem 50-Prozent-Job lösen? Selbst wenn ihm Konzern-Finanzvorstand Arno Antlitz, den der Aufsichtsrat zusätzlich zum Chief Operating Officer beförderte, unter die Arme greifen soll, wird sich Blume wohl oder übel auf Dauer für eines der Mandate entscheiden müssen.

Text: Jörg Petersen
Fotos: VW/Porsche

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