

E-Klasse: Ein Stern und vier Augen
Mit seinem markanten Vier-Augen-Gesicht schrieb der W210 Geschichte: ein Design-Statement, das polarisierte und bis heute die Meinungen spaltet.
Die E-Klasse der Baureihe W210, vorgestellt im Juni 1995, war ein Meilenstein für Mercedes-Benz – und gleichzeitig eine der polarisierendsten Modelle in der Geschichte der Marke. Mit dem markanten "Vier-Augen-Gesicht" setzte er ein starkes optisches Statement und setzte sich deutlich von der Konkurrenz ab. So wurde er zum unverkennbaren Blickfang auf den Strassen der späten 90er-Jahre. Doch hinter der eleganten Fassade des Jubilars verbargen sich Stärken und Schwächen, die ihn gleichermassen zum Klassiker zum Sinnbild für eine Umbruchphase bei Mercedes machten.
Design und Ausstattung
Das äusserliche Design des W210 mit seinen Doppelscheinwerfern spaltete die Meinungen. Einige sahen diese als mutig und modern an, andere klagten darin einen Bruch mit der traditionellen Mercedes-Optik. Wie bei der C-Klasse übernahm man die Segmentierung der Ausstattungslinien Classic, Elegance und Avantgarde, um dem Kunden die Möglichkeit zu geben, ihren W210 individuell anpassen zu können. Von aus heutiger Sicht altbackenen Holzintarsien bis hin zu sportlichen Details gab es eine breite Palette an Optionen.
Dauerläufer
Der W210 beeindruckte durch eine enorme Modellvielfalt. Vom sparsamen E 200 Diesel bis zum kraftvollen E 55 AMG mit 347 PS war für jeden Anspruch etwas dabei. Besonders die Dieselmodelle – bekannt für ihre Langlebigkeit und Effizienz – machten den W210 zum Liebling von Vielfahrern und Taxiunternehmen. In diesem Antriebskapitel machte die Baureihe ihrem Ruf als Dauerläufer alle Ehre und wurde zum Sinnbild für erstklassiger Mercedes-Qualität.
Nun kommt das Aber…
Leider steht der W210 auch für ein rostiges Mercedes-Image, was dem glanz der Marke mit dem Stern noch über Jahre verfolgen sollte. Eines der grossen Probleme des W210 war seine Rostanfälligkeit – ein Thema, das bis heute heisse Diskussionen unter Liebhabern und Kritikern auslöst. Besonders betroffen waren Kotflügel, Türunterkanten und Radläufe. Viele Besitzer mussten frühzeitig umfassende Karosseriearbeiten durchführen lassen, um ihren Wagen vor dem Durchrosten zu bewahren. Die Ursache lag hauptsächlich in der Umstellung auf wasserbasierte Lacke, die zu dieser Zeit noch nicht die Langlebigkeit konventioneller Lacksysteme erreichten. Das Problem war so gravierend, dass Mercedes-Benz Kulanzlösungen anbot – eine Reaktion, die zeigt, wie sehr die Rostproblematik den Ruf der Marke zu dieser Zeit belastete.
Fortschritt mit Kinderkrankheiten
Aber auch beim Thema Elektronik besass der W210 zwei Gesichter. Einerseits bot er mit CAN-Bus-Systemen, elektrisch verstellbaren Sitzen und einer Vielzahl von Sensoren für seine Zeit wegweisende Technologien. Doch diese brachten auch Probleme mit sich: Defekte Steuergeräte, ausfallende Fensterheber und Probleme mit dem Zentralverriegelungssystem waren keine Seltenheit und sorgten für Frustration bei den Käufern.
Das Erbe
Trotz seiner Schwächen und Makel hat der W210 einen festen Platz in der Geschichte von Mercedes-Benz. Er steht für eine Zeit des Wandels, in der die Marke versuchte, neue Standards zu setzen und gleichzeitig alte Werte zu bewahren. Der Mercedes-Benz W210 ist ein Auto, das polarisiert. Seine rostigen Schwächen und Elektronikprobleme stehen im Kontrast dazu, dass er ein weiteres erfolgreiches Kapitel der E-Klasse-Geschichte darstellt.
Text: GAT
Bilder: Mercedes-Benz Classic