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Maserati Grecale - grosser kleiner Bruder

Mit dem Maserati Grecale treten die Italiener sehr direkt gegen den Porsche Macan an. Und das könnte etwas werden.

Veröffentlicht am 22.03.2022

Vielleicht wäre alles anders gekommen. 2003 war auf der Motor Show in Detroit der Maserati Kubang GT Wagon vorgestellt worden, eine Studie von Giugiaro (die erstaunlicherweise auf der Plattform eines Audi A8 basierte). Das Projekt kam aber nie zustande, Audi wollte nicht mittun, Maserati hatte das Geld für die weitere Entwicklung - wie so oft - nicht.

Dabei: der Kubang wäre zusammen mit dem Porsche Cayenne das erste sportliche Premium-SUV gewesen. Aber Maserati stand sich halt wieder einmal selber im Weg, verpasste einmal mehr eine Chance - und kam dann 2016 mit dem Levante reichlich spät.

Stattliches Fahrzeug

Auch mit dem Grecale kommen die Italiener sicher nicht zu früh; Porsche, zum Beispiel, hat den Macan seit 2014 im Programm. Und mit diesem Vergleich ist auch gleich klar, wo der Grecale, Maserati-typisch nach einem Wind benannt, positioniert wird. Der Levante, ziemlich genau 5 Meter lang, gehört ins E-Segment, der Grecale mit seinen «nur» 4,85 Metern und 2,9 Metern Radstand ins D-Segment (der jüngste Macan misst nur 4,72 Meter).

Als Basis dient dem jüngsten Spross aus Modena die Giorgio-Plattform, auf der auch die Giulia und der Stelvio von Alfa Romeo basieren. Aber weil Maserati im Stellantis-Konzern-Organigramm ganz oben steht, war man mit Giorgio an der Viale Ciro Menoti nicht zufrieden, sondern hat dem Grecale zusätzlich noch eine Luftfederung verpasst. Die ist in der Basis-Version noch Option, bei den stärkeren und folglich teureren Modellen wird sie dann Standard. Damit lässt sich die Karosse des Maserati nicht nur um 35 Millimeter absenken, sondern im Off-Road-Modus auch um 30 Millimeter erhöhen.

Die bekannten Vierzylinder...

Noch wichtiger aber, und das können wir nach einer Ausfahrt auf dem Testgelände in Balocco bezeugen: Wankbewegungen macht der Grecale so gut wie keine. Das ist noch erstaunlich, denn das können sportliche SUV sonst nur, wenn sie bretterhart abgestimmt sind - der Maserati ist aber zumindest im Komfort-Modus genau das, nämlich erfreulich komfortabel.

Bei den Motorisierungen fahren die Italiener volles Programm. Ein 2-Liter-Vierzylinder-Mild-Hybrid mit 300 PS bewegt die Basis, die gleiche Maschine mit 330 PS kennt man schon (so gibt es ihn auch im Levante und im Ghibli).

... und der Nettuno

Dazu kommt dann aber noch das Sahnehäubchen, der Dreiliter-V6 mit stolzen 530 PS. Ja, das ist die abgeschwächte Variante aus dem MC20, also der famose Nettuno-Motor mit seiner Vorkammerzündung; als Trofeo rennt der Grecale dann in 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und über 280 km/h schnell. Später kommt dann auch noch eine rein elektrische Version, aber da muss man leider noch etwas warten. Klar: immer Allradantrieb.

Abgesehen davon: Innen wird es dann so richtig spannend. MIA heisst das Spiel, Maserati Intelligent Assistant. Das ist ein Betriebssystem auf Android-Basis, also modern, «state of the art» - was man sich von den Italienern ja nicht dringend gewohnt ist. Doch richtig interessant ist, wie es dargereicht wird. Oben gibt es den üblichen Touchscreen, darunter einen zweiten, stärker geneigten Bildschirm, mit Direktzugriff etwa auf Heizung, Radio, etc.. Das hat Maserati sehr clever gelöst, sehr logisch, sehr verständlich - es entfallen die Zwischenschritte über irgendwelche unübersichtlichen Unter-Menus.

Mamma Mia hilft

Man darf davon ausgehen, dass man diese Lösung in Zukunft auch in anderen Stellantis-Fahrzeugen finden wird, denn da haben die Italiener einen Lösungsansatz gefunden, der wirklich überzeugen kann. Dass all dies in feinsten Materialien ausgeführt wird, das versteht sich bei Maserati von selbst. Allerdings: die ewige Uhr muss weichen.

Preise mag Maserati selbstverständlich noch keine kommunizieren; Schnäppchen waren Maserati aber noch nie. Aber es ist gut und wichtig, dass es zu den bekannten deutschen Produkten eine Alternative aus Italien gibt. Mit dem Grecale schafft Maserati mindestens die Augenhöhe. Losgehen wird es schon bald.

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