Fahrbericht

New Mustang – Das Leben ist ein Ponyhof

Einem Kind erklärt man den Mustang so: Lange Haube, muskulöses Design, breite Schlappen, Heckantrieb, grosse Ofenrohre und – how dare you – natürlich ein V8 unter der Haube. Die Ikone unter den Muscle Cars wurde nun neu aufgelegt. Und ja: Mehr ist mehr.

Veröffentlicht am 14.10.2024

Viel hilft viel: Dieses Credo scheint bei amerikanischen Sportwagen Gesetz. Warum diese trotz mehr „Horsepower“ auf den Rennstrecken der europäischen Konkurrenz hinterher hinken, schien bisher niemanden zu jucken. So feierten Modelle wie der Camaro, Charger, Challenger oder Ford Mustang grosse Erfolge – vor allem bei der Käuferschaft. Denn ein Muscle-Car mit Achtzylinder-Kraftwerk unter der Haube fährt man nicht wegen seiner Rennstrecken-Qualitäten: Es ist ein Lifestyle. 

American Beauty

Der neue Ford Mustang bleibt auch in seiner siebten Generation ein selbstbewusstes Pony-Car. Keine Verwechslungsgefahr mit den vielen glattgeleckten, aerodynamisch perfektionierten Europäern. Hier in der Schweiz lässt Ford auch gar nichts anderes zu: Entweder ein Fünf-Liter-V8 oder ein Ford Puma, Explorer oder Capri. In den USA hingegen gibt es den Mustang auch als V6 oder sogar mit Vierzylinder, was irgendwie blasphemisch wirkt.

Retro trifft Moderne

Der Innenraum des 2+2-Sitzer hat sich wenig verändert und bildet einen feinen Mix aus Retro-Charme und digitaler Gegenwart. Es gibt jetzt einen netten Fernseher, der sich selbstverständlich mit dem Smartphone des Fahrers verbinden lässt. Aber es sind auch noch genug klassischen Knöpfe geblieben – und das ist zwingend notwendig, um den Stil des Fahrzeugs nicht zu brechen. Am Lenkrad und auf dem Armaturenbrett (ja, ein echter Drehknopf für die Lautstärke!) sorgen für treffsichere Bedienung. Dazu passt perfekt der fette überdimensionierte Wahlhebel auf der Mittelkonsole, welcher als Armauflage für coole Cowboys gilt.

Eine der neuesten Spielereien ist eine Art Stealth-Modus. Wenn der Sohnemann seine Freundin nachts heimlich nach Hause bringt, dreht der Mustang die Motorcharakteristik runter, und die Auspuffklappen schliessen sich, um die nächtliche Ruhe zu wahren. Oder, um es sich nicht gleich mit den Schwiegereltern in spe zu verscherzen.

Power pur

Und damit sind wir beim Herzstück: ein V8 mit 328 kW/446 PS. Wer liebt nicht das Bollern eines V8? Man kann sich klassisch manuell durch sechs Gänge pflügen oder dies einer Zehn-Stufen-Automatik überlassen. Diese sorgt dabei für entspanntes Cruisen. Wer es sportlicher mag, muss über die Paddels zwingend selbst eingreifen. Diese Schaltarbeit erinnert an die unzähligen Fast-and-the-Furious-Filme, in denen mindestens 77 Gangwechsel pro Meile absolviert werden. Das gehört eben dazu. Entweder man liebt diesen Lifestyle oder eben nicht.

Noch ein Donut bitte

Der Mustang war noch nie ein Kurvenräuber; das ist auch bei der neusten Generation Mustang so geblieben. Entweder man landet in den Fangseilen der elektronischen Stabilitätsprogrammen oder man schaltet diese ab, getreu dem Motto: Quer sieht man mehr. In kaum einem anderen Fahrzeug ist diese Art der driftenden Fortbewegung einfacher. Herunterschalten, kurz am Beissring zucken und mit dem rechten Fuss den V8 massieren. Wer da keinen erhöhten Puls bekommt, sollte sich dringend beim Arzt durchchecken lassen. Aber bitte: Don’t try this in your Nachbarschaft! Gehen Sie mit dem Pony bitte auf eine abgesperrte Koppel und lassen Sie es dort krachen! Wer bei seinem Reifenhändler keine Flatrate für Hinterreifen abgeschlossen hat, sollte es besser beim entspannten Cruisen belassen. Einfach lässig durch die Strassen gleiten, den V8 blubbern lassen und den Moment geniessen – so gibt’s auch keinen Stress mit den Cops.

Unser Fazit

Auch in seiner frischesten Ausgabe bleibt der Mustang seiner Philosophie treu. Er ist nicht einfach nur ein Sportwagen. Er ist ein Statement, eine Lebensart, ein fahrendes Denkmal. Manche mögen ihn für zu prollig halten, andere für technisch überholt. Aber der Mustang weiss, was er ist, und genau das macht ihn in der heutigen, oft zu artigen Autowelt so besonders. Das Coupé startet bei rund 66’500 Franken. Wer sich das Cabrio gönnen will, muss nochmal 4’000 Franken drauflegen.

See you later – wir haben jetzt Lust auf ein Big-Mac-Menu.

Text: GAT

Bilder: Ford

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