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90 Jahre Jaguar Sportwagen?

Jaguar und Jubiläen: Das ist eine komplizierte Sache. Wir nehmen den März 1935 als Gründungsdatum von Jaguar. 1935 erschien der SS90, der erste Jaguar-Roadster.

Veröffentlicht am 29.06.2025

Nimmt man das Gründungsjahr der Swallow Sidecar and Coachbuilding Company, ist es 1922. Die Firma baute Karosserien für verschiedene Automarken und zügelte 1928 nach Coventry. 1931 stellte Swallow zum ersten Mal eine Karosserie auf dem massgeschneiderten Chassis der Marke Standard her. Auch das könnte man als Gründungsdatum von Jaguar verstehen. Weil man sich nicht einigen konnte, ob zuerst Standard oder Swallow genannt werden sollte, kam es zum Kompromiss “SS Cars Limited”. 

1935 erschien der SS90, der erste Jaguar-Roadster. Lediglich 24 Exemplare entstanden vom Urahn aller Jaguar-Sportwagen. Der seitengesteuerte Sechszylinder mit 2663 cm³ Hubraum hatte ungefähr 70 PS und lief bis zu 90 Meilen schnell. Darum die Zahl 90. Der Nachfolger, der SS100, lief demnach 100 Meilen schnell. 1939 endete der Spass; die Produktion wurde nach rund 300 Exemplaren kriegsbedingt eingestellt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Allerdings unter neuem Namen: Jaguar. So könnte auch 1945 als Geburtstag von Jaguar verstanden werden. Die Bezeichnung R75 im getesteten Jaguar F-Type 575 bezieht sich jedoch auf den ersten Jaguar Roadster, den XK 120. 

Jaguar XK 120 (1948 - 1954)

1948 kam mit dem XK 120 der erste Jaguar Roadster nach dem Zweiten Weltkrieg raus. Jaguar wollte ursprünglich ihren neuen konstruierten XK-Sechszylinder-Motor, der 160 PS leistete, in einer Limousine präsentieren. Aber die beengte Versorgungslage nötigte Jaguar, den Motor erstmals in einem Roadster mit Gemischtbauweise zu präsentieren. Vom Erfolg überrascht, entstanden zwischen 1950 und 1954 insgesamt 7373 Fahrzeuge. Der erste Jaguar-Sechszylinder-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen zeigte sich als technisches Meisterwerk. Der zuverlässige und leistungsfähige XK-Motor wurde beinahe ein halbes Jahrhundert in vielen Jaguar-Modellen sowie Armeefahrzeugen verbaut. 

XK 140 (1954 - 1957)

Der Nachfolger, der XK 140, war äusserlich ein optisch überarbeiteter Jaguar XK 120. Die wesentlichen Modifikationen betrafen den Motor. Die Basisausführung des 3442 cm³ grossen Sechszylinder-Reihenmotors leistete 190 PS, die Sport-Version dagegen 210 PS. Der 1954 auf den Markt gekommene Roadster war in drei Varianten erhältlich: Cabriolet, Coupé und Drophead-Coupé. Innerhalb von nur drei Jahren Produktionszeit wurden über zehntausend Exemplare des XK 140 verkauft. Doch dann kam das Inferno. Am 12. Februar 1957 wütete in der Jaguar-Fabrik in der Browns Lane in Coventry ein verheerendes Feuer. 270 Neuwagen verbrannten, darunter auch neun von insgesamt 87 gebauten Exemplaren des Jaguar XK SS, der zu den spektakulärsten Autos seiner Zeit gehörte und rund 300 km/h schnell war.  

XK 150 (1957 - 1961)

Nach dem Werksbrand gab es eine neue Karosserie, die auf die klassischen Hüftrundungen der vorherigen Modelle verzichtete und durch geradlinige, damals moderne Eleganz überzeugen wollte. Als eines der ersten Serienfahrzeuge war er mit vier Scheibenbremsen unterwegs. Das brauchte er auch: Der V6 mit 3442 cm³ Hubraum (ab 1959 auch mit 3781 cm³ Hubraum) leistete 193 PS bis 267 PS und fuhr bis 215 km/h. Good God! Und das in einer Zeit, als es in der Schweiz noch keine Geschwindigkeitsbegrenzungen gab.

E-Type (1961 - 1975)

Im März 1961 debütierte auf dem Genfer Autosalon der wohl berühmteste Jaguar Sportwagen aller Zeiten. Der E-Type war ursprünglich eine Referenz an den sehr erfolgreichen Rennwagen D-Type, der zwischen 1955 und 1957 dreimal die 24-Stunden von Le Mans gewonnen hat. Das Design von Malcolm Sayer orientierte sich stark an der Aerodynamik, auch wenn Feministinnen darin ein Phallus-Symbol erkennen wollten. Heute gilt der “Shaguar” als eines der schönsten Autos aller Zeiten. 

Der E-Type hatte Fahrleistungen, die ideal dafür waren, vor der Polizei zu flüchten. Der 3,8-Liter-Reihensechszylinder hatte eine Leistung von 269 PS. Damit beschleunigte der E-Type in rund 7 Sekunden auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 241 km/h. 1971 erhielt der E-Type den neu entwickelten 5,3-Liter-V12-Motor mit einer Leistung von 276 PS. Im September 1974 endete die Produktion des E-Types nach knapp 80’000 gebauten Exemplaren. 

XJS (1975 - 1996)

So schön der E-Type war, so sehr aus der Zeit gefallen wirkte das Symbol der Swinging-Sixties anfangs der 1970er Jahre. Die Enttäuschung war jedoch gross, als Jaguar den E-Type Nachfolger, den XJ-S, vorstellte. Kunststoff statt Wurzelholz, Automat statt Overdrive. Doch bei der Markteinführung 1975 war der XJ-S 5.3 GT das weltweit schnellste Serienfahrzeug mit Automatikgetriebe. Mit 115’413 Exemplaren ist der XJS das bislang erfolgreichste Jaguar-Sportwagen Modell und rettete Jaguar einst vor dem Untergang. 

XK8/ XKR (1996 - 2005)

1996 debütierte der Jaguar XK8 am Genfer Autosalon. Die Zigarrenform sollte eine Neuinterpretation des E-Types sein. Der Jaguar XK8/XKR wollte wieder sportlicher werden und optisch weniger träge wirken als der XJS. Alles wurde anders, das Design und auch die Motoren mit der Reduzierung der Zylinder auf deren acht. Man hatte die Wahl zwischen einem Saugmotor (XK8 mit 284 PS) und einem Kompressormotor (XKR mit 363 PS). Die Beschleunigung von 0 – 100 km/h schafften sie in 6,7 s (XK8) bzw. 5,4 s (XKR). Die Hälfte der rund 90’000 verkauften Sportwagen gingen in die USA. 

XK (2006 - 2014)

Die aus Aluminium geformte Karosserie wurde von Jaguar-Designchef Ian Callum (1999 - 2019) entworfen. Unter dem Alu-Kleid blieb vorerst alles beim Alten bzw. dem 4,2 l V8-Motor. Mitte 2007 folgte ein Downsizing mit dem auf 3,5 l Hubraum verkleinerten Version des 4,2 l-Motors. Wegen des geringeren Gewichts konnte der XK trotzdem bessere Fahrleistungen gegenüber dem Vorgänger erzielen. Im Februar 2009 wurde der AJ-V8 Gen III Motor mit 5,0 Liter eingeführt, der es auf 550 PS brachte und in 4,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigte. 

F-Type (2013 - 2024)

Lange Schnauze, kurzer Arsch: An dieses Sportwagen-Konzept hielt sich Jaguar auch beim F-Type. Im Vergleich zu den XK-Modellen fiel das Design des F-Types redimensionierter aus. Ian Callum gab seinem Team den simplen Auftrag: “Zeichnet den schönsten Sportwagen der Welt.“ Und das ist ihnen gelungen. Den F-Type gab es mit V6-Motoren und einem V8-Motor mit Kompressoraufladung sowie einem Vierzylindermotor mit Turbolader. Zum Modelljahr 2015 wurde auch ein Allradantrieb optional angeboten. 2016 präsentierte Jaguar den F-Type SVR mit einer Leistung von 423 kW (575 PS). Im Mai 2024 endete die Produktion des F-Type nach 87’731 produzierten Sportwagen. Das wars. 


Text: auto-illustrierte.ch

Bilder: Jaguar Heritage

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