AC Ace – der Vater der Schlange
Der AC Ace wurde berühmt als der Vater der Cobra. Aber der AC Ace (und sein Bruder, der Aceca) waren selber schon absolut wunderbare Automobile.
Für John Tojero, einen so sehr unterschätzten englischen Konstrukteur, war es das schlechteste Geschäft seines Lebens gewesen. Tojero hatte Anfang 1953 für den Hobby-Rennfahrer Cliff Davis ein kleinen Rennwagen entwickelt, Einzelradaufhängung vorne und hinten (damals noch nicht üblich) und zur optimalen Gewichtsverteilung einen 2-Liter-Sechszylinder von Bristol weit hinter der Vorderachse eingebaut. Eric Gray verpasste dem Wagen eine Karosserie, die stark dem Ferrari 166 MM, einer Barchetta von Touring, nachempfunden war – und Cliff Davis fuhr seinen Gegner um die Ohren.
Das kriegte Ernie Bailey mit, der Eigentümer des Karosserie-Schneiders Buckland, und er wollte einen ähnlichen Wagen, aber mit einem stärkeren Motor von Lea-Francis. Bailey wiederum stand in geschäftlichen Beziehungen mit den Gebrüdern William A. und Charles F.H. Hurlock, den Besitzern von AC Cars Ltd.. Diese nun brauchten dringend ein neues Automobil in ihrem Programm, also brachte Bailey Tojero und die Hurlock-Brüder zusammen. Diese sahen die Möglichkeiten des kleinen Tojero-Roadster – und boten ihm an, seine Konstruktion für eine Tantieme von 5 Pfund pro verkauften Fahrzeug sowie maximal 500 Pfund auf den Markt zu bringen.
Es musste dann schnell gehen: Bailey erhielt seinen Tojero-Wagen nicht, dem wurde dafür der AC-Zweiliter-Sechszylinder sowie ein Moss-Getriebe eingebaut. Im Gegensatz zum Rennwagen erhielt das Fahrzeug, das auf den Namen AC Ace getauft wurde, eine höhere Windschutzscheibe, einen anständigen Innenraum mit Leder-Sitzen, ein sehr schwierig zu montierendes Stoffach sowie auch noch einknöpf- und abklappbare Seitenscheiben aus Kunststoff.
Ab dem 21. Oktober 1953 wurde der Wagen im Earls Court Exhibition Center in London ausgestellt. Und dem Publikum gefiel das nur 3,85 Meter lange und 1,51 Meter breite Wägelchen so gut, dass die Hurlock-Brüder unmittelbar – und mit nur wenigen technischen und optischen Änderungen – mit der Produktion begannen. Nein, es war jetzt nicht die ganz grosse Erfolgsgeschichte, die damit ihren Anfang nahm.
Der AC Ace - und der Aceca
Doch der Ace, jedes Stück von Hand gebaut und mit einem Preis von über 1000 Pfund teurer als die damaligen Jaguar, sorgte für volle Kassen beim kleinen Hersteller. Und für einen ausgesprochen guten Ruf, denn der Roadster war zuverlässig, schnell, wendig. Und er war halt anders als alle andern, und sowas schätzten die englischen Kunden schon immer. Es entstanden bis 1964 insgesamt 728 Stück – Tojero hätte für seinen Entwurf also locker das 7fache verdienen können. Reich wäre er damit allerdings auch nicht geworden. Wären auch noch die Aceca (siehe unten) dazugezählt worden, das Coupé vom Ace, wären aber noch ein paar Pfund dazugekommen.
Die ersten 226 Ace und 151 Aceca verfügten über den hauseigenen 2-Liter-Reihensechszylinder von AC, der 1953 86 PS schaffte. Im Laufe der Jahre aber auf bis zu 103 PS bei 5000/min kam. Der AC-Motor war alles andere als eine moderne Konstruktion, die Grundkonstruktion ging auf das Jahr 1919 zurück, deshalb bestand schon bald Bedarf nach etwas mehr Leistung.
Dafür bot sich der Bristol-2-Liter an ebenfalls ein Reihensechszylinder, der wiederum auf einem Konstruktion von BMW basierte. Ab 1956 gab es den AC mit dieser Maschine, die bis zu 150 PS leistete; dieser Ace war der erfolgreichste, von ihm bis 1964 wurden 466 Stück gebaut (plus 169 Aceca). Schliesslich gab es ab 1961 noch die sehr seltene Variante mit einem von AC selber weiter entwickelten 2,6-Liter-Motor aus dem Ford Zephyr Mk. II, die bis zu 170 PS schaffte – nur gerade 36 Stück des Ace erhielten diese Maschine. Und gerade einmal 8 Stück des Aceca.
Und dann kam Shelby
Der Ford-Ace, der auch optisch etwas verändert wurde, war dann auch die Grundlage für ein Automobil, das weit berühmter (und erfolgreicher) werden sollte als der Ace: die Cobra. Caroll Shelby, in den 50er Jahren in den USA bereits zur Legende geworden, war auf er Suche nach Arbeit gewesen – und hatte Ford ein Rennsport-Projekt verkaufen können. Eine passenden Motor hatte er von Ford, ein ganz neuer 4,3-Liter-V8. Und weil die AC Ace in den USA in den Händen von Hobby-Piloten erstaunliche Rennsport-Erfolge schafften, erschien Shelby der AC Ace eine gute Basis für sein Projekt. Doch das mit Shelby ist ja eine ganz andere Geschichte.
Wir haben weitere «best of britisch», den Aston Martin DB4 GT Zagato, den Aston Martin V8 Vantage Zagato. Text: Peter Ruch, Photos: RM Sotheby's.