
BMW iX – Freude am Gleiten
BMW poliert den iX auf. Aussen schicker, innen schlauer, unter der Haube effizienter. Die Probefahrt mit dem neuen BMW iX M70 xDrive war kurzweilig, flott und herrlich entspannend.
Der BMW iX bekommt ein Facelift. Und das ist nicht nur optisch gemeint – auch wenn die neue Nase mit senkrechtem Tagfahrlicht, nachgeschärfter Niere und optional beleuchtetem «Iconic Glow»-Rahmen natürlich direkt ins Auge fällt. Insgesamt sind Nase und Rest des Autos zwar harmonischer gestaltet, einen gewöhnungsbedürftigen Anblick behält das Ganze aber weiterhin.
Innen bleibt vieles beim Alten, was kein Nachteil ist. Neu sind Sitze und Lenkrad, feine Materialupdates und eine verbesserte Bedienlogik. Es bleibt digital, grossflächig und mutig, ohne komplett unpraktisch zu sein. Doch BMW hat mehr als nur Designkosmetik betrieben. Unter dem Blech hat man ernsthaft aufgeräumt – und zwar dort, wo es wirklich zählt: beim Antrieb, beim Laden, beim Verbrauch.
Reichweitenfetisch
Herzstück des Updates ist das neue Antriebsportfolio. Der bisherige xDrive50 wird durch den xDrive60 ersetzt und legt so nicht nur bei der Leistung zu (jetzt 400 kW/544 PS), sondern schafft im besten Fall auch bis zu 701 Kilometer Reichweite nach WLTP. Auch der kleinere iX xDrive45 bekommt ein Upgrade: 300 kW/408 PS, 700 Nm Drehmoment und bis zu 602 Kilometer Reichweite – damit wird selbst der Einstieg in den iX-Kosmos langstreckentauglich. Am oberen Ende der Nahrungskette regiert der iX M70 xDrive. Dieser tritt nicht nur mit seinen 485 kW/659 PS und 1015 Nm Drehmoment mächtig an, sondern soll das laut WLTP sogar bis zu 600 Kilometer weit können.
Die Münchner haben sich das Performance- und Reichweitenplus mit neuer Batteriezellentechnologie und effizienterer Leistungselektronik ertüftelt. Mit der Inverter-Technologie wurden die Leistungsdichte des Antriebs gesteigert und die Effizienz bei der Übertragung von Energie aus der Hochvoltbatterie an die Elektromotoren verbessert. Klingt kompliziert, doch das Ergebnis ist einfach gut: Durch die Effizienzsteigerung besitzt der iX eben einen niedrigeren Verbrauch, dadurch mehr Reichweite und profitiert gleichzeitig von schnelleren Ladezeiten.

Sportwagensofa
Der iX M70 xDrive hat antriebstechnisch natürlich alle Trümpfe in der Hand. Als Einziger serienmässig besitzt er auch eine Integral-Aktivlenkung, eine adaptive Luftfederung und obendrein eine M Sportbremsanlage. Die Zutaten für den sportlichen Ritt begeistern, doch die Wahrheit liegt bekanntlich auf der Strasse. Und diese Wahrheit wiegt schwer, denn obwohl wir von der Launch Control in unter vier Sekunden aus dem Stillstand auf 100 km/h katapultiert werden und das Fahrzeug erstaunlich viel Geschwindigkeit mit durch die Kurve nehmen kann, haben wir es mit einem dicken Brummer zu tun. Mächtige 2655 Kilogramm drückt das Crossover aus Sportwagen, SUV und Schlafwaggon in den Asphalt. Natürlich helfen der niedrige Schwerpunkt, die Allradlenkung und hohe Traktion, den Bayer sehr kurzweilig durch Kurven zu jagen, doch eine spielerische Leichtigkeit spürt man dabei nicht.
Dafür wächst er in einer anderen Disziplin über sich hinaus. Auf absolutem Toplevel sind seine Reiseeigenschaften. Wer die Dämpfer auf Komfort stellt und Hans Zimmers nerviges Gerülpse aus den Lautsprechern deaktiviert, schwebt nahezu geräuschlos über noch so grobe Strassen. Fahrkomfort der obersten Luxusliga. Flüsterleise auf 22-Zöllern, die BMW zwischen Reifen und Felge noch mit Schaumstoff aufpolstert, was bisher nur vom 7er oder von Rolls-Royce bekannt ist. Das Ergebnis sind deutlich reduzierte Abrollgeräusche und ein entspanntes Gleiten auch bei höheren Geschwindigkeiten.
Das Beste zum Schluss
Der iX bleibt, was er war: gross, elektrisch, potent, schwer – aber nun ausgereifter. Das Facelift bringt mehr als nur Optik, es bringt Substanz. Keine Revolution, aber ein richtig gutes Update. Was noch zu erwähnen wäre: Es wird vom iX keinen Nachfolger geben. Die neue Technik wirkt schon wieder alt, wenn man weiss, dass BMW mit der Neuen Klasse den Startschuss für die 800-Volt-Technik abgefeuert hat. Und wer BMWs Elektroflaggschiff bisher nicht spannend fand, wird es wohl auch jetzt nicht lieben – dank der gesenkten Preise aber vielleicht ein Auge darauf werfen.
Text: GAT
Bilder: BMW