Coolster Lexus ever wird 10 (mit Video)
Leuchtturm-Modell, Vorzeigeprojekt, Imageträger: Ohne Rücksicht auf Kosten wurde vor zehn Jahren der Lexus LFA lanciert und in einer kleinen Stückzahl gebaut. In die Schweiz kamen genau sechs Exemplare. Zum zehnten Geburtstag gibt es ein Ständchen. Nicht nur aufgrund der kleinen Stückzahl hat der LFA das Zeug zum zukünftigen Sammlerstück. Darum darf er bei uns in der Rubrik "Klassik" auftreten.
Bereits zehn Jahre sind vergangen seit dem Produktionsstart des LFA, mit dem sich Lexus als engagierter, visionärer Hersteller von Hochleistungsfahrzeugen präsentierte.
Bei aller Exklusivität und Seltenheit – die Produktion wurde von Anfang an auf 500 Exemplare limitiert – hat der LFA eine Spur vorgegeben, die neue Antriebs- und Materialtechnologien prägte. Und die Takumi-Handwerkskunst in Design und Fertigung kennt mitlerweile jeder.
Geschichte bekann vor 21 Jahren
Die LFA-Story begann bereits im frühen 2000 als Forschungs- und Entwicklungsprojekt für einen Supersportwagen. Chefingenieur Harahiko Tanahashi erhielt freie Hand und die Chance, mit neuen Werkstoffen und Prozessen zu arbeiten. Dieser Beginn auf dem sprichwörtlichen weissen Blatt Papier.
Im Jahr 2001 stiess der Versuchsfahrer Hiromi Naruse zum Team und trug entscheidend dazu bei, dass der LFA die gesetzten Ziele bei Leistung und Handling erreichte. In einer frühen Phase wurden nicht weniger als 500 Anforderungen definiert, vom Aufhängungsdesign bis zur Form des Lenkrades – jedes Detail musste stimmen. Der erste Prototyp wurde 2003 fertiggestellt und absolvierte im Jahr darauf seine ersten Runden auf der Nürburgring-Nordschleife, der legendären Rennstrecke, die zum entscheidenden Faktor der Entwicklung wurde.
Designstudie in Detroit 2005
Einen ersten Einblick in die Absichten von Lexus gab 2005 eine Designstudie an der North American International Auto Show in Detroit, zwei Jahre später gefolgt von einem bereits produktionsnahen Concept Car. 2008, immer noch in der Entwicklung, hatte der LFA den ersten von vier Auftritten an den 24 Stunden auf dem Nürburgring. Das war der härtest mögliche Test für Performance und Haltbarkeit, bevor Lexus an der Tokyo Motor Show 2009 die Produktionsabsicht bestätigte.
Die Herstellung begann Ende 2010 im modernen Werk Motomachi. Die hohen Anforderungen an die Fertigungspräzision erlaubten lediglich die Fertigstellung eines Fahrzeugs pro Tag; jeder Motor wurde von einem einzigen Spezialisten zusammengebaut und mit dessen Namen bestätigt, dazu zeigte eine gravierte Plakette die Produktionsnummer des Fahrzeugs.
Der LFA war voll an neuartigen Features. Im Zentrum stand der 4.8-Liter-V10-Saugmotor, der in Zusammenarbeit mit Yamaha produziert wurde. Obwohl kleiner und mit weniger Zylindern als bei einigen anderen Supersportwagen, entwickelte er die herausragende Leistung von 560 PS bei 8700/min. Der Frontmotor trieb über ein automatisiertes sequentielles 6-Gang-Getriebe die Hinterräder an und ermöglichte eine Beschleunigung von 0 bis 100 km/h in nur 3.7 s und eine Spitze von 325 km/h.
Das Gewicht möglichst tief zu halten, war entscheidend. Deshalb wurde vom Aluminium der ersten Konzepte auf kohlefaser-verstärkten Kunststoff (CFRP) umgestellt. Dieser starke aber leichte, gewobene Verbundwerkstoff kam für den grössten Teil der Karosserie zum Einsatz, ebenso für die Passagierzelle und den Getriebetunnel – und seither auch bei anderen Lexus Modellen wie dem GS F und dem RC F aus der exklusiven F-Performance Reihe. Die Bremsen mussten natürlich mit der Motorleistung Schritt halten, deshalb wurden besonders hitzebeständige Keramik-Scheibenbremsen verwendet.
Die Nürburgring-Package-Version wurde nur 50-mal produziert, und jeder Besitzer erhielt ein professionelles Fahrtraining und einen einjährigen Pass für Fahrten auf dem Nürburgring. Die Qualitäten des Fahrzeugs wurden 2011 bestätigt durch den Rundenrekord für Produktionsfahrzeuge auf dem Nürburgring, aufgestellt durch Akira Ida.
Die letzten Worte zum LFA soll Harahiko Tanahashi haben, der Mann, der den Traum realisierte: „Ich wollte einen Supersportwagen bauen, der den Fahrer durch sein Ganzes in jenen Zustand versetzen würde – durch den Motorsound, das Gefühl beim Hochdrehen, das Handling und die Stabilität.“ Gefragt, was er mit „jenem Zustand“ meinte, sagte er nur: „Euphorie“.
In der Schweiz wurden zwischen 2011 und 2013 genau sechs Stück verkauft.
Und wer jetzt Lust auf einen "heissen" Lexus bekommen hat, muss nicht die Occasionenbörsen abklappern, sondern findet mit dem aktuellen LC oder LC Cabriolet einen würdigen Nachfolger ...
Text: Stefan Fritschi
Fotos und Video: Lexus