Test: Aston Martin DB12

Der Aston Martin DB12 ist ein Wunderwerk

Nicht weniger als «the world’s first super tourer» soll der neue Aston Martin DB12 sein. Komfortabel auf der Langstrecke, nun aber erstmals auch mit Kurventalent gesegnet. Das Beste: Es sind keine leeren Versprechen! Test in James Bonds zukünftigem Dienstwagen.

Veröffentlicht am 02.09.2023

Falls Sie demnächst bald mal in Südfrankreich unterwegs sein sollten, dann vermeiden Sie den Weg über die Route Napoléon. Denn es dürfte noch einige Zeit dauern, um all die Gesteinsbrocken wegzuräumen, die nun nicht mehr die spröden Felshänge, sondern den Asphalt zieren. Losgerissen vom Sound aus acht Zylindern und vier Litern Hubraum.

Famoser Biturbo-V8


Klassische Aston-Martin-Pose: Motor zeigen und die Türen nach oben angewinkelt geöffnet.

Womit wir gleich beim Thema wären: Zwölf Zylinder wird es in Aston Martins DB-Reihe nicht mehr geben. Der neue DB12 setzt ausschliesslich auf den AMG-stämmigen Biturbo-V8 mit nunmehr 500 kW/680 PS. Nicht nur die Leistung ist ein Quantensprung gegenüber dem Vorgänger, von dem er lediglich 20  Prozent aller Teile übernimmt. Eine komplett neue Fahrwerkskinematik, integrierte Fahrdynamikprogramme, das anders abgestimmte Getriebe und das kernsanierte Cockpit machen aus dem DB12 beinahe ein komplett neues Modell.

Einmal Côte d’Azure, bitte


Der Sound, den der V8 aus den beiden Auspuffrohren presst, ist nicht von dieser Welt - vor allem in Tunneln.

Der Aufwand hat sich gelohnt. Einst waren die DB die Grand Tourer schlechthin. In Zürich den Bug gen Côte d’Azure richten, Stempel runter und den Fuss erst kurz vor der Küste wieder vom Gas nehmen. Das kann der DB12 noch immer, allem voran dank seines Sahnemotors. Ansprechverhalten und Getriebeschaltzeiten sind nicht ganz auf Porsche-Niveau, aber geschenkt. Unendlich druckvoll geht das Aggregat zu Werke. Ein Fest, wie die Turbolader Luft holen, um sie anschliessend mit aller Macht in die Brennräume zu pressen. Emotional, oldschool, grossartig. Und dann der Klang. Eine Mischung aus mechanischem Schreien, hartem Auspuffhämmern, Brodeln und Wastegate-­Zischen. Wie Aston Martin das in dieser Lautstärke zugelassen bekommen hat, bleibt ihr Geheimnis. Angenehm auf langen Reisen: Mit geschlossenen Klappen herrscht Ruhe.

Endlich ein würdiges Cockpit


Der Innenraum entspricht im DB12 nun endlich dem, was man von einem Aston Martin erwartet.

Endlich gibt es ein Interieur, das nicht aus alten Volvo- oder Mercedes­Teilen zusammengeschustert wurde. Mehr Platz, moderner, logisch strukturiert. Die üppige Belederung bekommt man noch immer geboten, nun aber gepaart mit konfigurierbarem Digitalcockpit und einem Infotainment, das den Namen verdient. Okay, wirklich schnell reagiert der Touchscreen nicht, die Darstellung ist arg klein und durch seine flache Einbaulage spiegelt alles stark. Aber es ist eine Welt im Vergleich zu früher.

Fähiges Fahrwerk

Mit dem DB12 bietet Aston Martin seiner solventen Kundschaft nun erstmals die Option, auch mal die ein oder andere Passstrasse mitzunehmen. Denn die eigentlichen Stars der Show sind Chassis und Fahrwerk, die Landstrasse ihre Bühne. Brilliant, einen anderen Ausdruck gibt es dafür nicht. Nicht einmal haben die welligen und rissigen Bergstrassen den DB12 aus der Ruhe gebracht. Wirklich alles hat der softe GT-Modus pariert und sich dabei stets satt mit der Strasse verwoben. Man meint regelrecht zu spüren, wie das Fahrwerk die Räder einzeln gegen den Asphalt presst, sodass keines je den Bodenkontakt verliert.


Ein Bild für die Götter: Aston MArtin DB12 auf einer schmalen französischen Landstrasse.

Das verwindungssteife Chassis macht dabei nicht einen Wank. Mit der präzisen Lenkung lässt sich der DB12 exakt platzieren. Es ist nicht wie im Porsche GT3, wo man die Vorderachse direkt in den Händen hält, aber doch exakt genug für ein Tänzchen auf dem Asphalt. Das Tolle dabei ist die Grundabstimmung, Dutzende von Einstellmöglichkeiten werden gar nicht erst geboten. Mit den drei Fahrmodi ist alles abgedeckt. Komfortabel, wenn es soll, sportlich, wenn es muss. Der DB12 ist vielleicht nicht der erste Supertourer der Welt, aber sicherlich einer der gelungensten. Wer ein noch intensiveres Erlebnis möchte, muss zum DB12 Volante greifen.


Fürs Foto haben wir den DB12 zum britischen Fähnchenhändler gebracht und zwischen seine Landesgenossen gestellt. Welchen würden Sie nehmen?

Gibt es negative Punkte? Gibt es. Das Blinkergeräusch wirkt billig, im Testwagen waren die Teppiche im Fussraum lose (Blick frei auf die Kabelbäume, puh) und für einen GT ist der Kofferraum ganz schön klein. Der Rest ist grosses Kino – das war aber auch nötig. Der DB12 ist für Aston Martin ein enorm wichtiges Auto. Er soll die neue Sportlichkeit der Marke zeigen und den Willen, in allen Belangen ganz vorne mitzuspielen. Wir würden sagen: nailed it!

Fazit Moritz Doka
Aston Martin hat es geschafft, auf Basis des alten DB11 einen deutlich fähigeren, vielseitigeren Sportwagen zu zaubern. Ferrari und Porsche sind noch immer sportlicher, Bentley luxuriöser – aber nicht so ausgewogen wie der DB12.

Technische Daten Aston Martin DB12

V8-Biturbo-Benziner, 3982 cm3, B × H: 89 × 69,7 mm, 500 kW/680 PS bei 6000/min, 800 Nm bei 2750/min, Achtgang-Automatik, Hinterradantrieb, Norm: k.A., CO2: k.A., Effizienz k.A., 0–100 km/h: 3,6 s, Spitze: 325 km/h, L/B/H: 4725/1980/1295 mm, Radstand: 2805 mm, Leergewicht: 1788 kg, Zuladung: k.A., Ladevolumen: 262 l, Preis: ab ca. 300'000 Franken, ab Sommer verfügbar.

Text: Moritz Doka
Bilder: Aston Martin, Moritz Doka

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