Unterhaltung

Designunfälle aus der Vergangenheit

Schlussendlich ist ja alles Geschmackssache. Manche mögen Ketchup auf dem Schienbein vom Schwein, manche Pralinen in ihrem Sauerkraut und ich hab auch mal etwas von Ovomaltine auf dem Wurstsalat gelesen. Man kann über Geschmack nicht streiten, aber manchmal ist es nicht von der Hand zu weisen, dass der eine oder andere Designer mal irgendwo falsch abgebogen ist. Wir schauen augenzwinkernd zurück auf automobile Designunfälle in der Vergangenheit.

Veröffentlicht am 02.02.2023

 

Der SSangyong Rodius

Der erste Blick provoziert eine standhafte Sprachlosigkeit. Man wird von dem Gedanken beschlichen, ob die überraschend anfallende Unfähigkeit zu Sprechen in einem neurologischen Problem im Oberstübchen oder eben in der Fassungslosigkeit über die optische Erscheinungen dieses Autos gründet. Und man fragt sich, was schlimmer ist. Aber, es gibt auch Hoffnung. Wo bei anderen Autos eine Dachbox eher wie ein Fremdkörper aussieht, hier wird das Erscheinungsbild von dem schwarzen Klumpen auf dem Dach tatsächlich noch verschönert. Hilfreich und vermutlich Serie, die Kleenex-Box auf dem Armaturenbrett, damit man sich nach dem Einsteigen die Tränen aus den Augen wischen kann.  

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Von hinten wird das alles auch nicht besser. Van? SUV? Coupé? Hauklotz? Ja was denn nun? Die Antwort ist einfacher als man denkt, es ist einfach alles auf einmal. Multi-Purpose-Vehicle in seiner schlimmsten Exzesse, gewürzt mit einem dicken Löffel voll Mercedes mit minus 5.25 Dioptren. Nein. Wenn ich eine Torte backe, hat diese mehr Ästhetik als der Rodius. Und ich hab wirklich keine Ahnung von Torten, ein Problem an dem ich mal arbeiten müsste. 

Der AMC Gremlin

Offensichtlich hatte man bei AMC Anfangs der 70er Jahre die Idee, man könnte nach der ausklingenden Muscle-Car Ära sowas wie einen Hatchback unters Volk bringen. Günstig soll er sein und natürlich kompakt. Und, die Passagiere in der hinteren Reihe sollen bitte konsequent darüber im Unklaren gelassen werden, was denn so in der Welt passiert. Hat aber auch einen Vorteil: Wenn man an einer Schaufensterpassage vorbeifährt, müssen wenigstens die Fondpassagiere dieses blechgewordene Elend nicht im Spiegelbild betrachten.

Die Rallystreifen an dem purpurnen Exemplar widerspiegeln übrigens keine überbordende Sportlichkeit, sondern die schiere Verzweiflung der Designer, diesen Urknall aller C-Säulen etwas weniger verkorkst daherkommen zu lassen. Hat dann eben nicht geklappt.

 

Der AMC Pacer

Schon wieder AMC. Die 70er haben ja eigentlich eine Menge Gutes hervorgebracht. Der Pacer gehört aber definitiv nicht dazu. Während Volkswagen Erfolge mit dem ersten Golf feierte, war man bei AMC vermutlich noch in den 60ern und einem miesen LSD Trip hängen geblieben. Anscheinend hat man aus dem Debakel mit dem Gremlin nix gelernt. Ausser, dass die hinteren Passagiere doch gerne mal zum Fenster rausschauen. Mit der aquariumgleichen Verglasung ist man dann aber ordentlich über's Ziel hinausgeschossen.

Der Platz an der Sonne war damit auch auf den billigen Plätzen garantiert und man kann nur erahnen, welche Temperaturen in dieser Glaskugel geherrscht haben, stand das Auto einen Nachmittag lang auf dem Parkplatz einer Mall im Süden von Florida. Immerhin, das Auto erlangte viele Jahre später dann doch noch Kultstatus mit einem Auftritt in dem Musikklamaukstreifen «Waynes World», wo man aus voller Kehle Bohemian Rapsody gesungen hat. Mamma Mia Mamma Mia let me go!

 

Der Ford Scorpio

Von vorne wie hinten, dieser Ford ist mehr bipolarer Frosch als Mittelklasselimousine. Das Auto guckt, als ob es förmlich danach schreit; "Fahr mich bitte in die nächste Wand, damit dieses Elend endlich ein Ende hat!". Und ja, spätestens bei den obligatorischen Crashtests hätte man bei Ford bemerken müssen, dass das Auto nach einem Frontalaufprall definitiv besser aussieht als vorher. Ein Streitgespräch in der Designabteilung wäre mal angebracht gewesen.

Auch von hinten hat man's bei Ford knallhart durchgezogen. Wenn er schon von vorne einfach nur  aussieht wie ein Nasenbär mit Sehstörung, sollte das von hinten auch nicht besser sein. Die Spoilerkante an der Heckklappe lässt die Vermutung aufkommen, dass diese im Designbüro während der betriebsinternen Weihnachtsfeier entstanden ist. Irgendein angeheiterter Praktikant hat diese wohl noch schelmisch kichernd auf den finalen Entwurf gepinselt und freut sich heute noch diebisch darüber, dass sie es bis in die Produktion geschafft hat. Aber! Die durchgehenden Heckleuchten waren ihrer Zeit tatsächlich voraus. 

Der Fiat Multipla

Die Hoffnungslosigkeit auf Rädern. Hier diente vermutlich ein eingedellter Karton als Designgrundlage. Diese hat man dann von einem Dreijährigen komplettieren lassen, welcher einfach ein paar Fenster draufgemalt und ein paar Stecknadeln als Leuchtelemente reingesteckt hat. Die Heckleuchten entspringen der künstlerischen Freiheit seiner rechten Hostentasche und stammen wohl von Haribo.

Und als ob die Aussenhaut nicht schon übel genug gewesen wäre, hat man den Innenraum auch gleich von demselben Bengel designen lassen. Dafür hat man ihm einfach eine grosse Tube Schnellkleber und eine Kiste voll mit Tupperware und Lego-Duplo-Teilen hingestellt; "mach mal Innenraum, nachher gibt’s lecker Stracciatella". Wenigstens war der Multipla praktisch. 

Wie vorab erwähnt, Design ist Geschmackssache. Und es ist nicht so, dass ich von mir behaupte, ich hätte Geschmack. Ich lebe das Motto, mit Mayonaise schmeckt alles besser, ausser Möbel. Deswegen, dieser Artikel ist im Bereich Satire anzusiedeln. Bitte nicht böse sein, wenn ich ihr Auto beleidigt habe. 

Text: Markus Kunz

Bilder: Wikimedia Commons, Christopher Ziemnovicz, Rudolf Stricker, Greg Gjerdingen

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