Jubiläum

Die Arbeiterklasse von Mercedes-Benz

Manche Fahrzeuge kommen und verschwinden wieder in der Versenkung. Andere prägen eine ganze Branche. 1995 kam so ein Transporter auf den Markt. Kennen Sie noch den ersten Mercedes-Benz Sprinter?

Veröffentlicht am 14.03.2025

Mercedes-Benz Klassiker gibt es viele. Doch 1995 wurde ein ganz besonderes Fahrzeug geboren, das seinem Segment den Stempel aufdrückte: Der erste Mercedes-Benz Sprinter. Er war in der Gattung der leichten Nutzfahrzeuge nicht nur ein würdiger Nachfolger des beliebten Mercedes-Benz T1, sondern brachte auch frischen Wind in die Branche: ein modernes Design, innovative Technologien und ein durchdachtes Konzept.

Innovation trifft auf Tradition


Der Mercedes-Benz Sprinter wurde zusammen mit Volkswagen entwickelt. Er überzeugte mit einer Kombination aus Funktionalität und Wirtschaftlichkeit. Seine Einführung markierte den Beginn einer Ära, in der Nutzfahrzeuge zunehmend als vielseitige Allrounder wahrgenommen wurden. Ob Handwerker, Gartenbauer, Kurierdienste oder Personentransporte: Dank der unterschiedlichen Varianten – von Kastenwagen über Pritschenfahrzeuge bis hin zu Minibussen – gab es für jeden den geeigneten Sprinter.

Die Linienführung des Mercedes-Benz Sprinter machte ihn aerodynamisch effizient, was bis dahin niemanden interessierte. Ein weiteres Novum für Nutzfahrzeuge zu dieser Zeit: Der Fahrer nahm statt auf einem unbequemen Stuhl auf ergonomisch geformten Sitzen Platz. Das Pkw-orientierte Interieur mit übersichtlicher Armaturentafel und vielen Staufächern machte den Arbeitsalltag zwar nicht kürzer, aber deutlich angenehmer.

Sicher, schnell, aber auch schnell sicher?

Die Motoren leisteten zwischen 79 und 143 PS und überzeugten mit Kraft, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. Doch der flotte Name hatte auch eine Kehrseite. Wie Untersuchungen der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zeigten, stieg mit dem Erfolg der Lieferwagen von Mercedes-Benz Sprinter und Co. das Unfallrisiko sprunghaft an. Besonders auffällig war, dass diese häufig in Unfälle mit schweren Folgen verwickelt waren. Ursachen hierfür waren unter anderem mangelnde Kenntnisse mit den neuen Fahrzeugmodellen, überhöhte Geschwindigkeit, Zeitdruck im Lieferverkehr, aber auch Klassiker wie unzureichende Ladungssicherung. Hinzu kam, dass Fahrer von Kleintransportern oft weniger geschult waren als Lkw-Fahrer, was das Unfallrisiko zusätzlich erhöhte. Mercedes-Benz reagierte und bot rasch ein optionales ABS (damals eine Revolution in der Transporterklasse) und eine elektronische Geschwindigkeitsbegrenzung an.

Warum eigentlich „Sprinter“?

Der Name „Sprinter“ war kein Stuttgarter Zufall: Mercedes-Benz wollte die Fahrleistung, Agilität und Vielseitigkeit des Fahrzeugs betonen, da diese Eigenschaften für einen Transporter Mitte der 1990er-Jahre revolutionär waren. So einigte man sich auf den Namen „Sprintmaster“. Bis dann eine interne Marktanalyse zeigte, dass der Name „Sprinter“ um Längen besser ankommt.

Damit war der Mercedes-Benz Sprinter gleichzeitig auch das erste Nutzfahrzeug, das auf einen eigenständigen Namen getauft wurde und nicht nur eine laue Nummer aufgeklebt bekam.

Erfolgsgeschichte

Heute, rund drei Dekaden später, verwendet man den Begriff Sprinter gern als Synonym für Transporter. Weltweit in über 130 Ländern verkauft und in Millionen Stückzahlen produziert. Der Sprinter hat 1995 nicht nur den Grundstein für die heutige Modellreihe gelegt, an der sich Mercedes eine ganz goldene Nase verdient, sondern auch eine ganze Fahrzeugklasse geprägt hat.

Wer einen der ersten Sprinter aus den 90ern sieht, weiss: Das ist nicht nur ein Transporter, sondern ein Stück Automobilgeschichte.

 


Text: GAT
Fotos: Mercedes-Benz

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