Ferrari 268 SP - es ist kompliziert
Dieser Ferrari 268 SP ist mit seinem Fantuzzi-Aufbau sicher eines der schönsten Rennfahrzeuge überhaupt.
Beginnen wir doch von vorne: 1960 sah auch Ferrari endlich ein, dass die Zeit der Rennfahrzeuge mit Frontmotor abgelaufen war. Vittorio Jano konstruierte neuen V6-Motor (der auch den Namen von Dino Ferrari tragen durfte), der in einen neuen Sportwagen eingebaut wurde, den Ferrari Dino 246 SP. Es entstanden zwei Stück, die Chassisnummer #0790 sowie #0796. Der Welt vorgestellt wurden diese Ferrari Dino im Februar 1961.
Obwohl der 246 SP ganz anständige Resultate erzielte (unter anderem den Sieg bei der Targa Florio 1961), gab es für die Saison 1962 eine ganze Reihe neuer Motoren. Da waren die Sechszylinder, der bestehende 2,4-Liter sowie ein neuer 2-Liter (mit Gabelwinkel 60 anstatt 65 Grad, 196 SP) als auch noch eine 2,9-Liter-Variante (286 SP). Dazu gab es aber auch einen neuen 2.4-Liter-V8 (der eigentlich 2/3 der V12-Maschine aus dem Ferrari 400 Superamerica war).
Der Ferrari 268 SP blieb erfolglos
Dieser Achtzylinder wurde in zwei Fahrzeuge eingebaut, Chassisnummer #0806 und der hier gezeigte #0798, und als Ferrari 248 SP (also: ohne Dino) bezeichnet. Gleich beim ersten Rennen, den 12 Stunden von Sebring, merkte man aber, dass der Achtzylinder zu schwach war. Und erhöhte den Hubraum deshalb auf 2,6 Liter. Was zur neuen Bezeichnung 268 SP führte.
Bei den 24 Stunden von Le Mans im Juni 1962 wurde #0798 von Giancarlo Baghetti und Ludovico Scarfiotti gefahren. Doch das Team musste nach 230 Runden mit Kupplungsproblemen aufgeben. Nach dem Rennen wurde der Ferrari 268 SP an Luigi Chinetti und sein North American Racing Team (NART) verkauft. In den USA fuhr #0798 noch bis Mitte der 60er Jahre erfolgreich bei vielen Rennen mit.
Treue Besitzer des Ferrari 268 SP
1969 verkaufte Chinetti den Ferrari 268 SP an Pierre Bardinon. Über den Enzo Ferrari einst sagte, Ferrari brauche keine eigenes Museum, die Sammlung von Bardinon im Mas du Clos sei sowieso besser als alles andere. 27 Jahre behielt Bardinon den Ferrari 268 SP. Ein neuer Besitzer, der #0798 jetzt auf der Versteigerung von RM Sotheby’s in Monterey (13. August 2021) zum Verkauf anbietet, behielt den Wagen auch für 25 Jahre.
Der Schätzpreis liegt übrigens bei 8 bis 10 Millionen Dollar. Dafür erhält der Käufer aber einen der aussergewöhnlichsten und sicher aufregendsten Ferrari überhaupt. Die Karosserie von Fantuzzi war wegweisend für viele weitere Ferrari - und auch wenn dem Ferrari 268 SP mit der Chassisnummer #0798 der ganz grosse Sieg fehlt, so gehört er doch zu den wichtigsten Ikonen der Marke.
Weitere «Ferrari des Monats»: Ferrari 410 Superamerica.