

Hybrid aus der Retorte
Horse Powertrain will BEVs mit einem Baukasten-Trick nachträglich hybridisieren. Klingt nach Zauberformel – könnte aber auch nur ein teures Pflaster für verschlafene Strategien sein.
Eigentlich war die Marschroute klar: Alles bitte elektrisch und am besten schon gestern. Doch mittendrin im Elektro-Euphorie-Sprint meldet sich nun Horse Powertrain und sagt: Moment, lasst uns die BEVs doch einfach hybridisieren. Mit dem sogenannten Future Hybrid System soll man aus einer reinen Batterieplattform per Plug-and-Play ein HEV, PHEV oder REEV (Range-Extender) zaubern können. Das klingt nach Legosteinen für Ingenieure – Motor, Getriebe, E-Maschine und Leistungselektronik in einer Box, die statt der Front-Einheit ins Auto kommt.
Das Ganze gibt’s in zwei Geschmacksrichtungen: einmal die Performance-Variante mit zwei Motoren (P1 + P3) und einmal als Ultra-Compact (P2), gerade mal 650 Millimeter breit. Herzstück ist ein 1,5-Liter-Vierzylinder, später soll noch ein Dreizylinder folgen. AWD im Kompaktauto? Würde gehen. FWD im Kleinwagen? Könnte auch gehen und alles ohne die komplette Front neu zu konstruieren. Clever oder eben ein Zeichen, dass BEV-Plattformen vielleicht doch nicht der Weisheits letzter Schrei sind.
Die Gäule gehen durch
Horse argumentiert, dass man OEMs so «Freiheit» gibt, ihre Ressourcen in Design und Software zu stecken. Übersetzt heisst das aber auch: Wir liefern den feinen Technikbaukasten, ihr schiebt bitte nur noch die hübschen Bildschirme nach. Und während die Industrie von 800-Volt-Schnellladeorgien träumt, bastelt Horse an Ethanol- und Methanol-fähigen Mini-Motoren. Nachhaltigkeit à la «ein bisschen Verbrenner geht immer».
Auf dem Papier ist das alles kompakt, crashsicher und kompatibel. Aber unterm Strich bleibt die Frage: Ist das ein Rettungsring für Marken, die mit ihrem «nur noch Vollelektrisch-Programm» nicht schnell genug aus dem Quark kommen? Oder der Startschuss für eine neue Generation von «Hybrid-EVs», die das Beste aus beiden Welten kombinieren – und gleichzeitig niemanden so richtig zufriedenstellen? 2027 soll das Baukastensystem auf die Strasse kommen. Bis dahin bleibt es ein spannendes Versprechen.
Text: GAT
Bilder: Horse