Ist der BMW 507 der schönste aller Bayern?
RM Sotheby’s versteigert am 17. September in St. Moritz einen BMW 507. Das ist ein guter Grund für einen Blick zurück.
Irgendwann muss dann mal jemand eine Biografie über Max Hoffman (eigentlich Maximillian Edwin Hoffmann, geboren 1904 in Wien, verstorben 1981 in den USA) schreiben. Was dieser Mann, 1941 in die USA ausgewandert und nach dem Krieg einer der wichtigsten Auto-Importeure der Vereinigten Staaten, alles zur Automobil-Geschichte beigetragen hat, das verdient ein ausführliches Werk. Diverse Porsche-Modelle, der Mercedes 300 SL, der Spider der Giulietta - alles geht auf Ideen und Vorschläge von Hoffmann zurück. Und dann ist da noch der BMW 507.
Hoffman importierte ab Mitte der 50er Jahre BMW nach Amerika. Es gab damals schon den BMW 501 (ab 1952, mit 2-Liter-Reihensechszylinder) sowie den 502 (ab 1954, zuerst mit 2,6-Liter-V8, dann auch mit 3,2-Liter-V8), und es sollen erste Entwürfe für ein Cabriolet 503 existiert haben, gezeichnet von Ernst Loof. Doch Hoffman, in den USA der wohl wichtigste Abnehmer für teure Fahrzeuge, fand diese Zeichnungen zu wenig ansprechend, heisst es, und er soll Albrecht Graf von Goertz (um genau zu sein: Albrecht Graf von Schlitz gen. von Görtz und von Wrisberg, 1914 – 2006) ins Gespräch gebracht haben.
Graf Goertz zeichnete den BMW 507
Der Graf war kein gelernter Designer, ganz im Gegenteil, er hatte nach seiner Ankunft in den USA 1936 zuerst einmal nur Autos gewaschen, doch sein feines Händchen setzte sich schnell durch. Nach dem 2. Weltkrieg lernte er Raymond Loewy kennen, der ihn für Studebaker anstellte. Doch die beiden sturen Köpfe kamen nicht miteinander aus, also machte sich Goertz selbständig und erhielt tatsächlich von BMW den Auftrag, auf Basis des 501/502 die Modelle 503 und 507 zu zeichnen.
Beide Fahrzeuge wurden gebaut. Hoffman hatte den Wunsch geäussert, dass der BMW-Roadster sich in den USA zu einem Preis von etwa 5000 Dollar verkaufen lassen würde, und er war der Überzeugung, dass sich dann etwa 5000 Stück pro Jahr verkaufen lassen würden. Die hohen Produktionskosten führten dazu, dass der 507 in Deutschland dann 26’500 Mark kostete, fast so viel wie ein 300 SL mit Flügeltüren, und in den USA zuerst für 9000, dann für 10’500 Dollar angeboten werden musste.
Der BMW 507 war ein stattliches Automobil
Der Grund lag darin, dass die Alu-Karosse komplett von Hand aufgebaut werden musste – es gibt keine zwei 507, die genau gleich sind. Das hat dann auch Folgen für das handgedengelte Hardtop, mit dem die meisten Fahrzeuge bestellt wurden – ein jedes passt nur genau auf jenen 507, für den es gefertigt wurde. Mit 1330 Kilo war der BMW aber deutlich leichter als der ebenfalls mit einer Alu-Karosse versehene 300 SL. Der 507 baute auf der gleichen Plattform wie das unterschätzte 503 Cabrio auf, doch der Radstand wurde von 2,84 auf 2,48 Meter verkürzt. Der BMW ist aber trotzdem beachtliche 4,83 Meter lang, dafür nur 1,26 Meter hoch.
Und die Fahrleistungen waren eher: mittelmässig. Der 3,2-Liter-V8 aus dem BMW 502 war zwar eine feine Maschine, doch die 150 PS bei 5000/min waren nicht gerade wild; zwei Solex-Zenith-Doppelvergaser sorgten für die (reichliche) Benzinzufuhr. Geschaltet wurde über ein manuelles 4-Gang-Getriebe, das mit verschiedenen Achs-Untersetzungen zu haben war. Mit dem Standard-Getriebe wurde ein 507 von der «Motor Revue» einst gemessen, die Höchstgeschwindigkeit lag bei noch beachtlichen 196 km/h, doch für den Sprint von 0 auf 100 km/h brauchte der BMW nicht gerade berühmte 11,1 Sekunden.
Vorgestellt wurde der BMW 507 im Sommer 1955 zuerst im Waldorf-Astoria in New York, dann auch noch auf der IAA in Frankfurt. Gebaut wurde der vielleicht schönste Bayer aller Zeiten zwischen November 1956 und Ende 1959, 253 Exemplare sollen enstanden sein (plus der eine oder auch andere Prototyp), oder waren es nur 252, oder gar nur 251?
Dieser BMW 507 stammt aus der zweiten Serie
Am 17. September veranstaltet RM Sotheby's im Rahmen der «Internationale St. Moritzer Automobilwoche» und in Zusammenarbeit mit der «Bernina Gran Turismo» im Hotel Kempinski eine Auktion, in der auch der hier gezeigte BMW 507 (zweite Serie, Jahrgang 1958, Chassisnummer #70175) unter den Hammer kommt. Einen Schätzpreis gibt es noch nicht, die Geschichte des Fahrzeugs kennen wir auch noch nicht, liefern sie aber noch nach, sobald wir mehr wissen.