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James Bond's Bentley “The Locomotive”
Wer an den Dienstwagen von James Bond denkt, dem kommt wohl als erstes der Aston Martin DB5 in den Sinn. Im Gegensatz zum Film-Bond, bevorzugte 007 in den Original Romanen von Ian Fleming die Marke Bentley – erst einen Blower, später ein Modell, das Bond “The Locomotive” nannte. Aber: Das fiktive Bentley-Modell hat es nie gegeben. Bis jetzt: Der britische Autodesigner Tony Hunter hat James Bonds originalen Dienstwagen nach Details aus den Romanen nachgebaut – inklusive Geheimfächer, Gadgets und Autotelefon.
Als Ian Fleming anfangs der 1950er Jahre den ersten James Bond-Roman schrieb, war Aston Martin noch eine kleine, wenig bekannte Automanufaktur. Deshalb fuhr James Bond in den Büchern von Ian Fleming auch Bentley – damals, wie heute, ein Statement. Während er in den ersten Büchern noch einen Bentley Blower fuhr, stieg er in den späteren Romanen “Feuerball”, “Im Geheimdienst Ihrer Majestät” und “Der Hauch des Todes” auf einen umgebauten Bentley Continental um, den der Geheimagent als “The Locomotive” bezeichnete. Fleming beschrieb Bonds Dienstwagen als “das egoistischste Auto Englands”.
Leider hat es das Auto nie gegeben, sondern war eine Erfindung von Ian Fleming. Er hat “The Locomotive” allerdings so detailgetreu beschrieben, dass der Autodesigner und Bond-Fan Tony Hunter auf die Idee kam, das berühmte James Bond-Auto, das es nie gegeben hat, nachzubauen. Schliesslich war ja auch “The Locomotive” eine Einzelanfertigung. Gemäss der Geschichte habe der Vorbesitzer das Auto an der Great West Road in London um einen Laternenpfahl gewickelt. Bond kaufte das Unfallauto, liess das Fahrgestell richten und eine massgeschneiderte Karosserie anfertigen.
Als Spenderfahrzeug nahm Tony Hunter einen Bentley Continental R-Type von 1953. Geplant hat Hunter für den Umbau 18 Monate – es wurden sieben Jahre daraus. Doch es hat sich gelohnt. Tony Hunter erschuf eine echte Hommage an James Bonds schlachtschiffgrauen Bentley mit dem “ziemlich hässlichen Heck”, wie Flaming das Auto beschrieb.
Unter der Haube schlägt das Herz eines restaurierten Bentley S1-Motor (4,9-Liter-Reihensechszylinder). Der Autodesigner liess ausserdem einen zweiten Tank einbauen, weil Bond damit ja quer durch den Kontinent fahren musste.
Hunter sorgte beim Umbau dafür, dass der Bentley allerlei Spionage-Zeug erhält. Jedes Detail wurde auf seine Authentizität hin geprüft. Das Telefon beispielsweise stammt aus einem RAF-Bomber der 1950er Jahre – und funktioniert. Es ist verkabelt mit einem darunterliegenden iPhone. Es gibt ausserdem Schalter für Maschinengewehre, Öl und Rauch.
Hinter dem Lautsprechergitter verbirgt sich ein Geheimfach und es gibt eine kleine herausziehbare Schublade mit Bonds wichtigsten Utensilien: Flachmann und Benzedrin-Tabletten.
Tony Hunter will den Bond-Bentley nicht verstauben lassen. Und ihn so oft wie möglich auf der Strasse bewegen: “Autos sind Werkzeuge, um Abenteuer zu erleben, um die Welt zu erfahren, Dinge zu sehen und Orte zu besuchen. Die Liebe zum Autofahren ist einer der Gründe, warum ich Autodesigner geworden bin.” Gut möglich, dass man dieses Auto vielleicht eines Tages auch in der Schweiz sieht, wie es über den Furkapass fährt.
Text: Jürg Zentner
Bilder: Bentley