Der Papst fährt jetzt elektrisch

Mercedes G 580 EQ – Heiligs Blechle

Schon seit 95 Jahren fährt der Papst Mercedes-Benz. War das erste Papamobil noch so pompös wie die Decke der Sixtinischen Kapelle, basiert das neue Papamobil auf dem Mercedes-Benz G 580 EQ. Hier eine kleine Geschichte über die Rom-Wagen aus Stuttgart.

Veröffentlicht am 06.12.2024

Angefangen hat alles vor 95 Jahren mit dem Mercedes-Benz Typ Nürburg 460. Der von Ferdinand Porsche entwickelte erste Achtzylindermotor von Daimler-Benz war 1930 ein Geschenk an den damaligen Papst Pius XI. Damals hiess das Papamobil noch Rom-Wagen.

Der Papst sass im Fond auf einem mit Luftkissen gepolsterten, mit feinem Seidenbrokat bezogenen Thronsessel. Der Dachhimmel galt als ein Meisterwerk der Stickereikunst. Das Motiv: eine Taube, das Symbol des Heiligen Geistes. Passend dazu wurden nur die edelsten Hölzer und Metalle für die Innenausstattung verbaut.

Neben Prunk gab es auch die neueste Technologie: Die getönten Fenster waren splitterfrei, eine frühe Form der Verbundglasscheibe. Über ein Steuerpult konnte der Papst seinem Chauffeur Anweisungen zur Geschwindigkeit und Fahrziel geben. 40’000 Kilometer wurden mit dem Papamobil gefahren, bevor er ausgemustert wurde.

Mercedes-Benz Typ 300 d Landaulet (1960)

Auch der sogenannte Adenauer-Mercedes war ein Geschenk an Papst Johannes XXIII – bekannt als “der gute Papst”. Es handelte sich um einen 5,64 Meter langen Mercedes-Benz Typ 300 mit einem sogenannten Landaulet Aufbau. Ein Landaulet hat ein festes Dach über den Fahrersitzen und ein Verdeck über dem Fond, das man öffnen kann. Wie im ersten Papamobil gab es auch hier einen Thronsessel und zwei Klappsitze für Begleiter des Papstes. Der für seine Bescheidenheit bekannte Papst verzichtete auf prunkvolle Ausstattung. Der neue Rom-Wagen hatte dafür praktische Features an Bord, wie beispielsweise eine elektrische Trennscheibe zum Fahrer, eine elektrische Sitzverstellung, eine Klimaanlage, Sprechfunk und Haltegriffe, damit der Papst auch stehend den Segen sprechen konnte. 

Mercedes-Benz Pullman 600 Landaulet (1965)

Auf Papst Johannes XXII folgte Papst Paul VI., der ebenfalls ein Papamobil bekam. Der Mercedes-Benz 600 mit langem Radstand war schlicht perfekt als Basis für das Papamobil, das ebenfalls als Landaulet ausgeliefert werden sollte. Der Wagenboden war erhöht, ebenso der Dachhimmel. Selbstverständlich verfügte auch der 600 Pullman-Landaulet über eine Klimaanlage, eine Gegensprechanlage zum Fahrer und eine elektrische Verstellung des Einzelsitzes. 

Mercedes-Benz 230 G (1978)

Das wohl berühmteste Papamobil ist das erste G-Modell, das eigens für den Papstbesuch von Johannes Paul II in Deutschland gebaut wurde. Es war das erste Fahrzeug, das offiziell auch als Papamobil bezeichnet wurde. Der Papst sollte durch die erhöhte Sitz- und Standposition gut sichtbar sein. Dafür wurden zahlreiche Scheinwerfer eingebaut, um ihn auch bei Dämmerung zu erleuchten. Er verzichtete dafür auf einen prunkvollen Thron. Zum Anforderungsprofil des Fahrzeugs gehörte ein Spezialgetriebe für konstant langsame Fahrten von 3 km/h. Die Sonderanfertigung des Mercedes-Benz 230 G trug als erstes G-Modell den Mercedes Stern auf dem Grill. Für den Papstbesuch in Österreich 1983 wurde das Logo jedoch kurzzeitig wieder auf Puch geändert. 

Mercedes-Benz 500 SEL (1985)

Nach dem Papst-Attentat im Jahr 1981 rüstete man auch im Vatikan auf. Der 1985 gelieferte Mercedes-Benz SEL hatte eine Sonderschutzausrüstung. Man nannte den gepanzerten Benz auch “Burg mit Aussicht”. 

Mercedes-Benz S 500 lang Landaulet (1997)

1997 bekam der Papst eine damals aktuelle S-Klasse mit langem Radstand. Das Landaulet hatte ein elektrohydraulisches Verdeck und einen Einzelsitz für den Papst. So konnte der bereits gesundheitlich angeschlagene Papst Johannes Paul II leichter aufstehen. 

Mercedes-Benz ML 430 (2002)

Zum Weltjugendtag 2002 in Toronto fuhr der Papst einen Mercedes-Benz ML 430. Der Sonderaufbau des Fahrzeugs orientierte sich an der G-Klasse, allerdings wurde die Kuppel komplett geschlossen.

Mercedes-Benz G 500 (2005)

“Wir sind Papst”, titelte 2005 eine deutsche Zeitung mit grossen Buchstaben, als Papst Benedikt XVI zum neuen Pontifex Maximus gewählt wurde. Der deutsche Papst bekam 2007 wieder eine G-Klasse, um sich bei den öffentlichen Mittwochsaudienzen den Gläubigen zu zeigen. Der in Perlmutt lackierte Wagen hatte eine abnehmbare Wetterschutz Kuppel.

Mercedes-Benz M-Klasse (2012)

Zehn Jahre nach dem ersten ML bekam Papst Benedikt XVI eine neue Version des Papamobils. Es handelte sich um eine verlängerte, rund fünf Tonnen schwere Sonderanfertigung auf Basis der M-Klasse. Es hatte eine ausfahrbare Treppe als Einstiegshilfe und einen beweglichen Thron, der das Hinsetzen erleichterte. Im schusssicheren Glaskorpus waren Aussen- und Innen-Lautsprecher sowie ein Mikrofon installiert. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 80 km/h. 

Mercedes-Benz G 580 EQ (2024)

Nach 12 Jahren bekommt der Papst mit dem vollelektrischen G 580 EQ nun wieder ein Mercedes-Benz Papamobil, das jetzt offiziell übergeben wurde. Der über drei Tonnen schwere Geländewagen verfügt über einen viermotorigen Elektroantrieb mit 432 kW/587 PS. Eine Batterie mit 116 kWh ermöglicht eine Reichweite von bis zu 473 Kilometern, die wahrscheinlich nie ganz ausgefahren werden wird.

Der hintere Teil der Karosserie wurde zum Cabrio umgebaut, eine linke Fondtür gibt es nicht. Die Rückbank wurde durch einen mittig angeordneten, höhenverstellbaren und drehbaren Einzelsitz ersetzt. Zwei weitere Einzelsitze wurden seitlich montiert. Und sollte es trotzdem mal regnen, gibt es ein Aufsetzdach. 

Text: Jürg Zentner 

Bilder: Daimler-Benz

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