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Mercedes-Benz CLA – Der neue Baby-Benz

Das auf der IAA 2023 vorgestellte Concept Car des Mercedes-Benz CLA gilt technisch wie optisch als Leckerbissen. Die Vorfreude auf das neue Modell war gross. Das Ergebnis? Ein klares Naja.

Veröffentlicht am 22.03.2025

Unter Tränen musste sich der Textautor im Jahr 2015 nach nur zwölf Monaten von seinem geliebten Mercedes-AMG CLA 45 trennen. Die Diskrepanz, dass am Geldende immer noch etwas Monat übrig war, machte diese Entscheidung nötig. Haben wir es bereut? Keineswegs, denn wir haben jede Sekunde genossen. Der Mercedes-Benz CLA galt damals als geschrumpfte Version des traumhaft schönen Mercedes-Benz CLS. Beide viertürigen Coupés vermochten bei ihren Präsentationen das Publikum ins Staunen zu versetzen.

Offene Münder sah man bei den vielen Influencern höchstens noch am fetten Bankett, als die dritte Generation des Mercedes-Benz CLA der Weltöffentlichkeit in Rom vorgestellt wurde. Trotz aller Versprechen und des grossartigen Marketings bleibt der neue Mercedes CLA hinter den Erwartungen zurück. Während die Vorgänger des sehr wichtigen Mercedes-Modells – wie etwa der legendäre Baby-Benz 190E oder die erste CLA-Generation – für klare Konzepte und eine kompromisslose Umsetzung standen, wirkt der neue CLA wie ein Produkt vieler Zugeständnisse. Um auf einer Plattform verschiedene Antriebsformen anbieten zu können, geht man bei Mercedes viele Kompromisse ein. Einer davon: Auf der Waage liegt der neue Mercedes-Benz CLA auf dem Niveau der S-Klasse. 

Die allerhellste Leuchte

Wo frühere Mercedes-Modelle mit Understatement und Eleganz überzeugten, setzt der neue CLA auf Effekthascherei. Überall leuchtende Elemente und Sternchen. Das mag den europäischen Geschmack vielleicht etwas zu viel sein, trifft aber den Nerv in Fernost. Dem Neuen fehlt die klare Linie, das Mercedes früher auszeichnete, keinen Trends hinterher hüpfen zu müssen. Galt der Erstlings-CLA von 2014 als verkleinerte Version des avantgardistischen Mercedes-Benz CLS, hat man sich beim Neuen nicht von den grösseren Mercedes-Modellen inspirieren lassen. Ganz im Gegenteil: Bei genauerem Hinsehen wurden einige Designelemente von den Geely-Smarts abgekupfert. Aussen die Scheinwerfer mit Lichtband, ähnlich einer Nasenklammer gegen das Schnarchen, und innen der hohe Mitteltunnel kommen einem schon ziemlich chinesisch vor. Das Design der Mercedes-Benz CLA Studie mit dem ernsten Blick und den geschärften Linien wurde gegen einen beliebigen Stromer-Look eingetauscht.

Brett vor dem Kopf

Der aufpreispflichtige Super-Screen, bestehend aus drei Bildschirmen, erstreckt sich über die gesamte Innenraumbreite. Das moderne LKW-Cockpit setzt neu auf die MB.OS genannte Eigenentwicklung und soll der neue Standard in der Mercedes-Welt werden.George Orwell hätte sich an der enormen Überwachungskamera im zentralen Screen bestätigt gefühlt. Die verwendeten Materialien des Innenraums machen einen hochwertigen Eindruck, der dem Premiumanspruch des Herstellers schon nahekommt. 

Feinste Technik

Wahrlich auf hohem Level soll die unter dem Blechkleid verbaute 800-V-Technologie sein. Bereits im Vorfeld machte der CLA mit Tarnfolierung und sagenumwobenen Verbräuchen, Reichweiten und Ladegeschwindigkeiten von sich reden. Zunächst wird es ihn ausschliesslich als Elektrofahrzeug geben. Als Mercedes-Benz CLA 250+ und CLA 350, wahlweise mit Heck- oder Allradantrieb. Mit Antrieben von 200 kW bis 260 kW. Später folgen die mildhybridisierten Verbrenner. Diese werden entgegen der früheren Kooperation mit Renault neu vom Anteilseigner Geely geliefert. Aus Kundensicht mag der Standort des Motorenwerkes und die Verschipperung nach Raststatt ins Werk keine Rolle spielen. Noch später soll dann die AMG-Rakete gezündet werden. Man munkelt, dass damit die 500-PS-Schallmauer durchbrochen werden soll. 

Unterm Strich macht der Mercedes-Benz CLA einen soliden Eindruck. Doch reicht “solide” als 'Entry-Luxury'? Dem CKA fehlt das gewisse Etwas gegenüber früheren Mercedes-Ikonen. Und über Preise wurde an der Präsentation gar nicht erst gesprochen…

 


Text: GAT
Bilder: Mercedes-Benz

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