Unsere Rekordfahrt im VW ID.7 Pro S
Die AMAG-Rekordfahrt mit dem VW ID.7 Pro S war weder Zufall noch Zauberei. Es bedarf vielmehr Motivation, strikte Disziplin und den richtigen Fahrer.
Der VW ID.7 Pro S hat einen Marathon hinter sich: Mit nur einer Batterieladung legte er beeindruckende 794 Kilometer zurück. Acht Fahrer, vorwiegend Auto-Journis, testeten den Stromer auf einem 81-km-Rundkurs im Raum Zug, der reale Bedingungen mit Autobahnen, Landstrassen und Ortsdurchfahrten simulierte.
Der ID.7 Pro S verbrauchte dabei im Schnitt bescheidene 10,3 kWh pro 100 km, fuhr mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 51 km/h und übertraf die offizielle WLTP-Reichweite von 709 Kilometern um 85 Kilometer. Die Elektro Party dauerte zwei Tage und fand parallel zum Wettbewerb statt, wer den niedrigsten Energieverbrauch erzielen kann – eine Herausforderung, welche die „auto-illustrierte“ mit nur 9,5 kWh pro 100 km für sich entschied.
Der Technik-Talk
Der ID.7 Pro S ist mit einem modernen „APP550“-Antrieb ausgestattet. Dieser besteht aus einer dreiphasigen Permanentmagnet-Synchronmaschine, einem zweistufigen Einganggetriebe und einem Pulswechselrichter. Der Kniff liegt in der höheren thermischen Belastbarkeit des Antriebs, die zu einer gesteigerten Effizienz führt. Das Getriebe wurde zudem mit reibungsoptimierten Bauteilen ausgestattet, die den Energieverbrauch weiter senken. Auch die üppig dimensionierte 86-kWh-Batterie hat grossen Anteil am Rekord. Doch der wesentlichste Faktor für die Effizienz des ID.7 ist seine stromlinienförmige Karosserie. Die nahezu komplett geschlossene Fahrzeugfront sorgt für einen niedrigen Luftwiderstandsbeiwert (Cw-Wert) von 0,23 und bietet so ideale Voraussetzungen für einen geringen Verbrauch.
Persönlicher Ehrgeiz im Wettbewerb
Das hat man davon: Als man uns erzählte, dass Projektleiter und e-Mobilitätsspezialist Felix Egolf (er heisst echt so!), die besten Verbrauchswerte erziele, nahmen wir das persönlich. Sein Wert von 10,3 kWh/100 km war zwar gut, aber wir waren nun absolut heiss, die Herausforderung anzunehmen.
Klimaanlage aus, Musik aus, Fahrmodus „Eco“ an – nichts sollte Ablenken oder unnötig Energie verbrauchen. Auch die Assistenzsysteme wurden deaktiviert, um zu vermeiden, dass das Fahrzeug unnötige Aktionen ausführt, die den Verbrauch erhöhen könnten.
How-to Stromsparen
Wir knauserten uns von Zwischenziel zu Zwischenziel. Der Blick wechselt ständig zwischen Strasse und Stromverbrauch. Das interaktive, farbcodierte Anzeigeelement im digitalen Cockpit zeigt uns in Echtzeit an, wie viel Energie wir verbrauchen oder das Fahrzeug aktuell zurückgewinnt.
Die Grundregel ist simpel: Rollen ist besser als beschleunigen, und Rekuperieren ist besser als bremsen. Wer keinen Strom gibt, verbraucht (fast) nichts. Nun stellen wir uns vor, wir sind auf dem Weg zu den Schwiegereltern. Da man dort bekanntermassen lieber später als früher ankommt, sind sanfte Bewegungen am Pedal und Volant angesagt. Auf den Autobahnabschnitten klemmen wir uns in den Windschatten eines LKW – kleines Energiesparer 1x1.
Die Streckenführung und das Gefälle interpretieren wir mit einer Mischung aus Navi-Infos und Bauchgefühl: Bei leichtem Gefälle lieber Schwung aufnehmen oder doch besser rekuperieren? In Kurven aussen mit mehr Schwung fahren oder Innendistanz sparen? Enge Kurven werden sanft mit Rekuperation angebremst. Der Getriebehebel steht dabei auf „D“ für leichte Verzögerungen, während „B“ einer mittleren Teilbremsung gleicht. Noch am Kurveneingang schalten wir auf „neutral“, um möglichst viel Schwung mitzunehmen. Wird der ID.7 am Kurvenausgang langsamer, schalten wir zurück auf „D“ und beschleunigen wieder sanft. Dasselbe Spiel an Kreisverkehren, Kreuzungen und Fussgängerübergängen.
Dank dieser Taktik betätigten wir auf der 81 Kilometer langen Strecke die Bremse nur dreimal. Ohne Klimaanlage wurde es zwar warm im Auto, aber das Öffnen des Fensters war keine Option: Luftverwirbelungen stören die Aerodynamik und kosten Energie. So fuhren wir als disziplinierte „Angry Nerds“ unserem Stromspartitel entgegen.
Text: GAT
Bilder: AMAG