Fahrbericht

VW Golf GTI – Der neue Ur-Volkssportler

Beim Fahren im Golf kommen Erinnerungen hoch. Alles wirkt wunderbar normal, unkompliziert und vertraut. Dieser Golf trägt aber drei magische Buchstaben im Namen: GTI. Sie stehen seit 1976 für "Grand Tourisme Injection" und grossen Fahrspass. Wir haben den Volkssportwagen der achten Generation in aufgefrischter Form und mit Karomuster-Sitzen gefahren.

Veröffentlicht am 25.12.2024

Frontmotor, Vorderradantrieb und Leistung satt. Zwar bleibt der neue VW Golf GTi seinen Werten treu, aber das Facelift des Golf VIII läutet wohl das letzte Kapitel der GTI-Geschichte mit Verbrennungsmotor ein. 

Der Volks-sport-wagen fährt neu mit beleuchtetem VW-Logo vor. Schliesslich soll man auch bei Nacht sehen, was da einem am Arsch klebt. Modellgepflegt wurden auch die Lampen an Front und Heck – sie zeigen nun schmucke Leuchtgrafiken. 

Kapazitive Knöpfe sind passé

Im Innenraum wurde das oft kritisierte Bedienkonzept überarbeitet. Am auffälligsten: Die kapazitiven Knöpfe sind passé, und das Lenkrad kommt endlich wieder mit klassischen Tasten daher, die herrlich normal funktionieren. Ein digitales Cockpit gehört ebenso zur Ausstattung wie das neue MIB4-Infotainmentsystem, bei dem sogar ChatGPT mit an Bord ist, um während der Fahrt die wichtigen Fragen des Lebens zu beantworten. Eine dieser Fragen: Ist die Bedienung jetzt besser? Antwort: Ja, viel besser.

Unter der Haube 

Doch einen GTI bestellt man sich vorgängig nicht wegen der KI-aufgeschlauten «IDA». Unter der Haube werkelt ein 2,0-Liter-Turbobenziner mit 245 PS. Dieser sorgt für jede Menge Fahrspass, ohne den Fahrer zu überfordern. Besonders gelungen ist das optionale DCC-Fahrwerk, das sehr gut zwischen Komfort und Sportlichkeit wechselt. Im Komfort-Modus lässt man die Kinder auf der Rückbank friedlich einschlafen, mit der maximalen Dämpferhärte weckt man sie wieder auf. 

Kerniger und straffer im Sportmodus

 

Im Sportmodus gibt es innen wie aussen eins auf die Ohren. Das Motorgeräusch wird kerniger und präsenter, die Lenkung straffer. Trotz leichten Antriebseinflüssen an der Front informiert der GTI seinen Fahrer präzise über den Strassenzustand und die Haftungsgrenze. Das leichte Untersteuern zeigt dem Fahrer das Limit an, lange bevor man sich in den elektronischen Fangseilen des ESP wiederfindet. Man muss schon gehörig blöd am Ruder reissen, um vom ESC bevormundet zu werden. Der Fahrdynamik-Manager unterstützt mit der Regelung von Sperrdifferential wie auch den bereits erwähnten Dämpferlingen.

Alltagskönner

Doch der GTI ist nicht nur ein Rennstreckenheld, sondern auch ein Alltagskönner. Ob die Kinder von der Kita abgeholt werden müssen, ein paar Säcke Gartenerde aus dem Baumarkt geladen werden sollten oder die Urlaubsfahrt ansteht – mit dem Golf GTI hat man in den allermeisten Fällen auch das passende Auto unterm Hintern. Dank eines moderaten Verbrauchs von durchschnittlich 7,9 Litern pro 100 Kilometer bleibt das Haushaltsbudget geschont. Aber klar, mit sportlicher Fahrweise macht der GTI natürlich mehr Spass. Doch besonders dieser Spagat zwischen Alltag und Sport beherrscht die aufgefrischte Generation Acht wirklich bemerkenswert gut – ohne Software-Probleme.

Infotainment kommt nicht so gut an

In den einschlägigen Foren muss dafür das Infotainment des Achter Golf ordentlich Haue einstecken. Doch bei den wilden Hasstriaden geht gerne ganz vergessen, dass es sich hierbei nur um Software handelt. Wie ein Leser vergangene Woche seine Erfahrung mit seinem Vorgänger-Achter zusammenfasste: Softwareproblem, Software-Update, Softwareproblem-Ende. Auch aus unserer Sicht wird hier etwas arg laut geklagt. Ansonsten hat man eine recht stabile Fahrmaschine unter sich, die sich eben nach Bedarf absolut unspektakulär fährt. Konfiguriert man die Geräuschkulisse über das Infotainmentsystem innen wie aussen weg, könnte man sich glatt in einem profanen Golf vermuten. Dann verkommt eine Autofahrt zur gewöhnlichen Angelegenheit, statt der puren Freude am (un-elektrifizierten) Autofahren.

Ein GTI war noch nie billig, aber halbwegs erschwinglich. Wer also rund 49’000 Franken übrig hat, sollte den GTI in Betracht ziehen. Wer mehr im Sparschwein hat, sollte noch ein paar Kreuze bei den fahrdynamischen Optionen machen. 

Fazit: Der Golf GTI ist nach all den Jahren immer noch das, was er immer war – einfach ein gutes, sportliches Auto.

Text: GAT

Bilder: Toni Bader

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