10 seltene Power-Kombis zum Schmachten
Platz in Kombination mit viel Leistung hat seinen besonderen Reiz. Abseits der üblichen Power-Kombis à la Audi RS 4 oder Mercedes C 63 AMG gibt es einige spannende und seltene Alternativen. Schon mal was von Nissan Stagea oder MG ZT-T260 gehört? Eben!
Anfang der 1990er hievte Audi einen 315 PS starken Turbo-Fünfzylinder in den unschuldigen 80 und nannte das ganze RS 2 Avant. Geboren war die Nische der Power-Kombis, die seither eine mehr als solide Fangemeinde ausgebildet hat. Wir Schweizer sind besonders verrückt nach diesen Kreationen, haben eine der weltweit höchsten Dichten an RS-Audis, RS-Skodas, R-Variant-Gölfen und Co. Um da noch aufzufallen, lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. Denn abseits dieses Mainstreams, den neuerdings sogar der BMW M3 besetzt, finden sich spannende Modelle, die nicht jeder auf dem Schirm hat! Wir haben in alphabetischer Reihenfolge zehn seltene Power-Kombis zusammengetragen.
Alpina B3 3.3 X Touring (2001 - 2005)
So ein E46 kann getrost als zeitlos betitelt werden. Schön, dass Alpina nur subtile Hinweise auf die lauernde Power gegeben hat.
Ein Alpina ist, wie wenn man einen 1926er Macallan in eine Glaskaraffe umschüttet: Sieht von aussen aus wie alle anderen Whiskys, aber der Kenner weiss, was drin ist. Der Alpina B3 ist sozusagen der Connaisseurs-M3. Und bis vor kurzem hatte er auch noch ein Alleinstellungsmerkmal: Es gab ihn als Kombi. Als 3.3 mit seidigem Reinehsechszylinder-Sauger und 280 PS, als S-Version sogar mit 305 PS. In der Schweiz gerne kombiniert mit Allradantrieb und Automatik. Kein Rennwagen, aber ein eleganter Understatement-Praktiker mit ordentlich Druck. Wir haben einen Schwarzen mit Allrad, geringer Laufleistung und ohne die optionalen Zierstreifen gefunden. Preis: 21'880 Franken.
Audi S6 Plus C5 (1996 – 1997)
Führer waren Top-Modelle noch zurückhaltend. Vergleichen Sie das mal mit einem modernen RS6.
Mit einem Audi aus der Audi-Masse herausstechen? Das geht! Und zwar mit dem Audi S6 Plus der Baureihe C4. Er war das erste eigenständige Modell der Quattro-GmbH und sozusagen der Urvater des modernen RS6. Äusserlich unterschied er sich nur durch schwarze Zierteile, anderen Felgen und spezifischen Lackfarben vom normalen S6. Hach, wie subtil damals doch alles noch war. Unter der Haube ging es dann aber richtig zur Sache. Der 4,2-Liter-V8-Sauger leistete 326 statt 290 PS im normalen S6, was ihn in 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigte (Avant: 5,7 Sekunden). Allradantrieb und Handschaltung versprachen besonderen Fahrspass. Insgesamt wurden 97 Limousinen und 855 Avant des S6 Plus hergestellt. Ab und zu taucht einer in den Gebrauchtwagenbörsen auf, aktuell (Stand: 24.03.2023) steht aber keiner zum Verkauf.
BMW M5 E61 Touring (2005-2010)
Auch Audi hatte mit RS6 und S6 C6 Avant einst V10-Kombis im Angebot. Der M5 war aber irgendwie noch ein Stück verrückter.
Ab und zu packt die Deutschen der Schalk im Nacken, und dann kommt sowas wie der M5 E61 Touring heraus. Ein Familien-Kombi mit Hochdrehzahl-V10, 507 PS und einem Sound direkt aus der Formel 1. Nur rund 1025 Exemplare wurden gebaut. Motor und SMG-Automatik sind nicht gerade als problemfrei bekannt, aber wenn sie funktionieren, dann hat man mit dem M5 Touring den Spass seines Lebens. Und nur wenige würden vermuten, was für ein Biest unter der Haube lauert. Es stehen in der Schweiz häufiger welche zum Verkauf, wobei viele fragwürdige Modifikationen aufweisen. Richtig gute Exemplare können 70'000 Franken und mehr kosten. Wir haben einen für 64'500 Franken mit unter 100'000 km Laufleistung gefunden. Die matte Folierung kann fachmännisch entfernt werden.
Dodge Magnum SRT8 (2004 - 2008)
Die Bildqualität von Dodges Pressefoto ist in etwa so mies wie die Materialgüte des Magnum-Cockpits.
Es geht doch nichts über ein gutes altes Muscle Car wie den Dodge Magnum SRT8. Der hatte mehr Gangster-Flair als sein Zwillingsbruder Chrysler 300C Touring, der auch bei uns verkauft wurde. Und er ist einer der wenigen modernen US-Kombis überhaupt. Einige Magnum SRT8 haben es auch in die Schweiz geschafft. Das Top-Modell schöpft 425 PS aus einem 6,1-Liter-Hemi-V8-Sauger. Sound und Platz treffen auf ein Plastik-Cockpit und stark variierende Preise. Aktuell werden zwei SRT8 angeboten zwischen 17'500 und 38'000 Franken.
Jaguar XFR-S Sportbrake (2014 – 2015)
Elegant UND furchteinflössend zugleich. Wie schaffte Jaguar das nur?
Noch ein Musclecar-Kombi, diesmal aber aus England. In den letzten beiden Baujahren des XF entschied Jaguar, seinen herrlich unvernünftigen, 550 PS starken Kompressor-V8 aus dem XFR-S auch in den Kombi zu verfrachten. Das sorgte für Verbräuche SEHR weit im zweistelligen Bereich, einen herzerweichenden Sound und dank Hinterradantrieb beachtliche Driftwinkel. Auf der praktischen Seite standen 550 bis 1675 Liter Ladevolumen. Verkauft wurden nur wenige, entsprechend selten sind Gebrauchte. Wir haben einen gefunden für 59'900 Franken mit erst 40'900 Kilometer auf dem Tacho. Vermutlich ging dem Besitzer danach das Benzingeld aus.
Mercedes C 55 AMG T-Modell (2004 – 2007)
Das C 55 AMG T-Modell war einst sogar als Medical Car in der Formel 1 unterwegs. Power für schnelles Ausrücken war auf jeden Fall vorhanden.
Die W203er Mercedes C-Klasse gab es nicht nur als ersten und einzigen AMG mit Diesel (C 30 AMG), sondern auch mit dickem 5,4-Liter-V8 (5439 ccm sind KEINE 5,5 Liter, trotz der Namensgebung). 367 PS und 510 Nm Drehmoment in einem so kompakten Kombi sind viel zu viel und fahren sich entsprechend hemdsärmelig. Der Saugmotor gilt als ziemlich unkompliziert und haltbar, im Gegensatz zur rostgeplagten Karosserie. Und selten ist dieser Benz auch noch: Nur 595 Exemplare des C 55 T-Modells liefen vom Band. Trotzdem kosten sie occasion nicht die Welt: Dieses Exemplar mit 147'000 Kilometer auf dem Tacho steht für 15'900 Franken zum Verkauf.
MG ZT-T 260 (2004 – 2005)
Pressefotos des MG ZT-T260 sind genauso rar wie das Auto selbst. Wir mussten uns deshalb mit diesem schlecht aufgelösten begnügen, sorry.
Kurz bevor MG in seiner ursprünglichen Form das Zeitliche segnete, haben die Briten noch mal richtig einen rausgehauen und ihrem Kombi ZT-T den 4,6-Liter-V8 des zeitgenössischen Ford Mustang verpasst. Dafür strickte man ihn bei Prodrive (jep, die Rallye-Ingenieure) eigens von Front- auf Heckantrieb um, damit die 260 PS in Verbindung mit Handschaltung auch für die maximale Menge Fahrspass sorgen. Einzige optische Unterschiede zum schwächeren ZT-T 190: Die vierflutige Auspuffanlage und die Modellbezeichnung am Heck. DAS nennen wir mal Understatement. Nur 883 Stück wurden von Limousine und Kombi gebaut. Zurzeit ist auf dem Schweizer Gebrauchtwagenmarkt keines gelistet. Wenn Sie einen finden: sofort zuschlagen!
Mitsubishi Lancer Evolution IX Wagon (2005)
Stellen Sie sich vor, Mäkinen, Rovanperä und Co. wären in sowas unterwegs gewesen. Noch zigfach mehr Spektakel, oder?
2500 Mal schraubte Mitsubishi ein Kombi-Heck auf seine Rallye-Legende Mitsubishi Lancer Evo IX. Der Rest blieb gleich: Zweiliter-Turbo-Vierzylinder mit (pessimistisch angegebenen) 280 PS, Sechsgang-Handschaltung, aktives Mittendifferenzial und elektronisch geregelter Allradantrieb. Auch eine Fünfgang-Automatik war zu haben, aber die übersehen wir mal geflissentlich. Verkauft wurde der Rallye-Kombi nur in Japan, wobei nicht wenige ihren Weg nach Europa gefunden haben. Es werden immer mal wieder welche angeboten, aktuell ist in der Schweiz aber keiner gelistet.
Nissan Stagea 1. Generation (1996 – 2001)
Als 260 RS ist der Nissan Stagea der ultimative JDM-Kombi. Heute einen zu finden? Praktisch unmöglich.
Der Nissan Stagea ist hierzulande nur echten Fans bekannt. Denen aber gilt er als Kombi-Version des legendären Skyline, und das ist nicht weit hergeholt. Es gab den Stagea ab Werk nämlich mit dem 230 PS starken 2,5-Liter-Turbo-Sechszylinder RB25DET inklusive Allradantrieb des Skyline GT-R. Richtig wild ist der von Autech in limitierter Auflage gebaute 260 RS mit 280 PS starkem RB26DETT-Aggregat aus dem Skyline GT-R, Handschaltung und spezifischem Bodykit. Schon der normale Stagea ist in Europa aber eine echte Rarität. Wer einen sucht, muss viel Geduld mitbringen – oder selbst einen aus Japan importieren.
VW Passat R36 Variant (2008 – 2010)
Zum Abschluss die Topversion eines Brot-und-Butter-Autos. In der Schweiz ist der VW Passat R36 gar nicht so selten, überall sonst ein echter Exot. Wir haben ihn aber auch deshalb in unsere Liste aufgenommen, weil er der wohl letzte unvernünftige VW ist. Besonders macht ihn natürlich sein famoser 3,6-Liter-VR6-Sauger, der mehr noch als mit seinen 300 PS mit seinem einmaligen Klangteppich überzeugt. Noch seltener ist der R36 als Limousine, doch der Kombi bietet mehr Nutzen und Style. Die Auswahl an Gebrauchten ist hierzulande vergleichsweise gross. So fällt es einfach, einen guten zu finden. Wir haben einen mit 146'000 km auf dem Tacho ausgemacht, angeboten für 21'400 Franken.
Welches ist ihr liebster Power-Kombi? Und welche fehlen in unserer Liste? Schreiben Sie uns auf unserem Instagram-Kanal @autoillustrierte!
Text: Moritz Doka
Bilder: Hersteller, Classic Driver