Audi RS Q e-tron: Testlabor für die Rallye Dakar
Der Dakar-Bolide Audi RS Q e-tron ist in der Erprobung. Er soll die Ingolstädter im Januar 2022 an der Rallye Daka zum Gesamtsieg führen.
Als erster Hersteller will Audi mit dem Audi RS Q e-tron um den Gesamtsieg bei der Rallye Dakar kämpfen. Sie stellt die Ingenieure vor besondere Herausforderungen. Der Marathonevent dauert zwei Wochen, die Tagesetappen sind bis zu 800 Kilometer lang. «»Das ist eine sehr lange Distanz», sagt Andreas Roos, bei Audi Sport für das Dakar-Projekt verantwortlich. «Was wir versuchen, hat noch niemand probiert. Für einen Elektroantrieb ist das die ultimative Challenge.»
Da keine Ladesäulen in der Wüste gibt, hat Audi ein innovatives Ladekonzept gewählt: An Bord des Audi RS Q e-tron befindet sich der hocheffiziente TFSI-Motor aus der DTM. Er ist Teil eines Energiewandlers, der die Hochvoltbatterie während der Fahrt auflädt. Da der Verbrennungsmotor im Drehzahlbereich zwischen 4500 und 6000/min wird, liegt der spezifische Verbrauch deutlich unter 200 Gramm pro kWh. Der Antriebsstrang des Audi RS Q e-tron ist elektrisch. An der Vorderachse und der Hinterachse sitzt jeweils eine Motor-Generator-Einheit (MGU) aus dem aktuellen Audi e-tron FE07, die von Audi Sport für die Saison 2021 entwickelt wurde. Für den Einsatz bei der Rallye Dakar mussten nur kleinere Modifikationen vorgenommen werden.
Eine baugleiche dritte MGU ist Teil des Energiewandlers und dient dazu, die Hochvoltbatterie während der Fahrt wieder aufzuladen. Zusätzlich wird Energie beim Bremsen rekuperiert. Die Batterie wiegt etwa 370 Kilogramm und hat eine Kapazität von rund 50 kWh. Die maximale Systemleistung des E-Antriebs liegt bei 500 kW. Wie viel davon bei der Rallye Dakar abgerufen werden darf, wird seitens der Veranstalter noch final definiert. Der Elektroantrieb bietet viele Vorteile. Die Elektromotoren lassen sich extrem präzise ansteuern und sorgen so für eine gute Fahrbarkeit. Zudem lässt sich Bremsenergie zurückgewinnen.
Der Audi RS Q e-tron kommt mit einem Vorwärtsgang aus. Vorder- und Hinterachse sind wie auch bei Elektrofahrzeugen üblich nicht mechanisch miteinander verbunden. Die von Audi entwickelte Software übernimmt die Drehmomentverteilung zwischen den Achsen und erzeugt somit ein virtuelles, frei konfigurierbares Mitteldifferenzial – mit dem positiven Nebeneffekt, das Gewicht und den Platzbedarf von Karadanwellen und einem mechanischen Differenzial einsparen zu können.
Optisch unterscheidet sich der Audi RS Q e-tron ebenfalls deutlich von konventionell angetriebenen Dakar-Prototypen. «Das Fahrzeug sieht futuristisch aus und hat viele für Audi typische Designelemente», sagt Juan Manuel Diaz, Teamleiter Motorsport Design bei Audi. Der Einsatz bei der Rallye Dakar erfolgt gemeinsam mit Q Motorsport. «Audi hat im Rennsport schon immer neue, mutige Wege gewählt, aber ich glaube, das ist eines der komplexesten Autos, das ich je gesehen habe», sagt Teamchef Sven Quandt. «Durch den E-Antrieb müssen sehr viele unterschiedliche Systeme miteinander kommunizieren. Neben der Zuverlässigkeit, die bei der Rallye Dakar an erster Stelle steht, ist das in den nächsten Monaten unsere größte Herausforderung.»
Text: Audi/Jörg Petersen
Fotos: Audi
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