BMW i8: "Zukunftsauto" hat keine Zukunft
Die Spatzen pfeifen es schon von allen Dächern, aber jetzt ist es offiziell: Gestern, am 15. 6. 2020, lief der letzte BMW i8 vom Band in Leipzig. Nachfolger gibt es keinen.
Der i8 wurde bereits 2009 an der Frankfurter IAA als "Vision Efficient Dynamics" vorgestellt und kam 2014 als Zukunftshoffnung für moderne Mobilität auf den Markt; zuerst als Coupé, ab 2018 auch als Roadster. Die 2010 gegründete BMW-Submarke "i" verliert jetzt vorzeitig ihr Leuchturmprojekt. Am 15. 6. 2020 wurde das letzte von rund 20'000 Exemplaren gebaut ohne dass ein Nachfolger in den Startlöchern steht.
Viel zu aufwendige Karosseriekonstruktion
„Das BMW i8 Coupé ist schon heute das meistverkaufte hybride Sportauto der Welt – und ich bin mir sicher, dass wir auch mit diesem Auto erfolgreich sein werden", sagte BMW-Vorstand Klaus Fröhlich damals. Doch mit den knapp 3500 Fahrzeugen, die pro Jahr weltweit verkauft wurden, liess sich das Projekt niemals rechnen, obwohl die Verantwortlichen aufgrund einer ersten, positiven Resonnanz zuversichtlich waren. Hintergrund ist die extrem teure und aufwendige Produktion mit einer komplett aus CFK (karbonverstärktem Kunststoff) gefertigten Karosserie sowie zahlreichen Karbonteilen, die teilweise aus dem 3D-Drucker stammen. Heutige Dünnblechkarosserien sind wesentlich günstiger herzustellen und erfüllen die gleichen Anforderungen.
PHEV-Verbräuche entlarven sich immer mehr als Wunschvorstellung
Ebenso fraglich war die bescheidene Motorisierung mit einem 1,5-Liter-Dreizylinder, der zwar mit Hilfe des E-Motors auf 374 PS Systemleistung kommt, aber für den Neupreis weit jenseits der 100'000 Franken einfach zu mickrig war. Kommt dazu, dass Plug-in-Hybride mit viel zu kleiner Batterie (11,6 kWh beim i8) nach kürzester Zeit nicht mehr elektrisch, sondern mit dem Benziner unterwegs sind. Das ökologische Feigenblatt fällt aber zunehmend und offenbart sich als Wunschvorstellung, denn der (legal deklarierte!) Normverbrauch von 1,8 bis 2,1 l/100 km ist im Alltag schlicht eine Lüge. So drastisch muss man das leider sagen.
Auch i3 in Gefahr?
Nach dem gleichen, aufwendigen Strickmuster ist auch der – ebenfalls in Leipzig produzierte – elektrische i3 konstruiert. Er dürfte zwar einen Nachfolger bekommen, aber der wird mit Sicherheit konzepzionell schlichter sein, damit auch wieder Geld verdient werden kann. Auch hier ist die Konkurrenz mittlerweile der BMW-Zukunft davon geeilt. Vom i3 baut BMW zur Zeit in einer einzigen Schicht 116 Stück pro Tag, die Kapazität beträgt 250 Exemplare/Tag.
Text: Stefan Fritschi
Fotos: BMW