BMW M4 CSL – eine Legende kehrt zurück
Was mit dem 3.0 CSL begann und mit dem wunderbaren M3 CSL der Generation E46 seine Fortführung erlebte wird nun mit dem neuen BMW M4 CSL auf einen vorläufigen Höhepunkt gehoben. Wir haben alle Details zur Motorsport-Diät des bayrischen Supersportlers.
Porsche hat den GT3, BMW hat den M3. Porsche hat den GT3 RS, BMW hat: nichts. Das ändert sich nun. Denn in unregelmässigen Abständen schieben die Bayern besonders scharfe Versionen ihres Urmeters an den Start. Zum 50. Jubiläum der M GmbH darf ein besonders scharfes Geschoss nicht fehlen. Sagen wir „Grüß Gott“ zum BMW M4 CSL.
Das Kürzel ist dabei so bekannt wie klar: Coupé, Sport, Leicht. Der Name ist Programm. Über 100 Kilogramm entfallen auf die Gewichtskur, es gibt mehr Leistung, viele direkt aus dem Rennwagen M4 GT3 übernommene Teile und eine Nürburgringzeit, die sogar aktuelle Ferrari auf Distanz hält. Doch der Reihe nach.
Der BMW M4 CSL ist schneller als ein Ferrari 488 GTB
Zugegeben, der 488 GTB aus Maranello gehört schon nicht mehr zu den schärfsten Waffen, ist längst vom F8 abgelöst worden und auch ein 296 GTB ist ein feiner ausbalancierter Gegner. Doch die 7:20,207 Minuten auf der Nürburgring-Nordschleife, die der BMW M4 CSL auf Michelin Semislicks erzielt, ist bemerkenswert. Die Zeit ist nicht nur eine ganze halbe Minute schneller als der eigene Vorgänger, auch ein Supersportler wie der neue Porsche 911 Turbo S schaffen die Umrundung der Grünen Hölle nur drei Sekunden schneller.
Der erste Eindruck täuscht
Man darf also sagen, dass der erste Eindruck täuscht. Von einem CSL erwartet man sich radikales. Wildes Spoilerwerk und Motorsport-Farben, oder Radikal-Diät mit offen zur Schau gestellter Kohlefaser allerorten. So war es zumindest 1973 und 2003. Heute sieht es ein wenig anders aus – was viele auf den ersten Blick vielleicht enttäuschen mag. Der BMW M4 CSL, den es ausschliesslich in Frozen Brooklyn Grey Metallic, Alpinweiss und Saphirschwarz Metallic zu bestellen gibt, kommt serienmässig mit etwas üppigem roten Lippenstift, dazu gelber (Motorsport-)Kontrastierung der Tagfahrlichter und wirkt eher nach Design-Sonderedition, als nach hochoktanigem Benzinbruder. Doch er ist genau das.
Hinter der Fassade schlummert ein Rennwagen
So wurde etwa die Ausbaustufe des S58-Motors, weiterhin ein 3,0-Liter-Reihensechszylinder-Biturbo, dirkekt aus dem GT3-Rennwagen übernommen. Der CSL leistet also 40PS mehr als ein M4, also 550PS. Damit rennt er bis zu 307km/h schnell und sprintet in 3,7 Sekunden auf 100km/h. Die Kraft wird übrigens weiterhin von einem Achtgang-Automatikgetriebe verwaltet und solo an die Hinterräder geschickt. Eine manuelle Schaltung wäre ein Performance-Verlust, wie ein Doppelkupplungssystem ebenfalls keine nennenswerte Vorteile brächte ausser höheren Kosten. Auch beim zehnstufigen Traktionssystem hat man sich in der Applikation des Rennwagen bedient.
Feine Details zeugen von akribischer Feinarbeit um den CSL-Gedanken herauszuarbeiten
Wer die Haube öffnet, der findet ein mächtiges Aluminium-Schubfeld, das für eine deutlich erhöhte Steifigkeit des Vorderwagens sorgt. Ein ähnliches Teil, nur als massive Platte ausgeführt, findet sich hinter den entfallenen Rücksitzen anstelle der Lehne: Auch hier sorgt die Verbindung der beiden Dome für eine bessere Abstützung und weniger Verwindung des Fahrzeugs. Das völlig neu konstruierte Fahrwerk kann so deutlich feinfühliger ansprechen. Es liegt zudem acht Millimeter tiefer und verfügt über spezielle Radträger mit erhöhtem Sturz an der Vorderachse. Die Reifen sind nicht nur in der Breite gemischt, sondern auch im Durchmesser: 275/3519 gibt es vorne, 285/30R20 hinten. Neben eine Kohlefaserbremsanlage sind auch diverse Carbon-Goodies im Innenraum, wie etwa nur längsverstellbare Schalensitze, wichtige CSL-Zutaten. Denn sie alle sorgen für 109 Kilogramm weniger Gewicht auf der Waage.
Weitere Gags des CSL sind der kultige Bürzel in der Kohlefaser-Heckklappe, der als kleine Aerohilfe dient. Dazu kommen erstmals Laser-Rückleuchten, der Nachtgrafik wirklich einen netten Leuchteffekt hat. Auch die Helmablage im Fond ist eine herrlich subtile Hommage an den Motorsport-Gedanken, wenn gleich die nur mit Inbus-Schlüsseln auszuführende Höhenverstellung der Sitze vielleicht einen Schritt zuviel des Guten darstellt – zumal man etwa Dinge wie die Türverkleidungen vom normalen Modell übernommen hat.
Der Preis ist alles andere als heiss
So viel Liebe zum Detail hat allerdings seinen Preis. Der Basispreis in der Schweiz liegt bei 214‘900 Franken. Auch das ist auf Niveau der angepeilten Konkurrenz und ein heftiges Aufgeld auf den normalen M4. BMW rechtfertigt es mit der Limitierung auf 1‘000 Exemplare und die mehr als üppige Performance-Ausstattung.
Kommentar:
Allerdings lässst einen das Gefühl nicht los, dass ein CSL irgendwie noch mehr Emotionen hätte entfachen dürfen. Allein der Umstand, dass er über keinen exponierten Spoiler verfügt, enttäuscht. Angesichts der Stuttgarter Flügelmonster und der Aero-Arbeit der Italiener liegt hier noch viel Potenzial brach. Darauf angesprochen blockt BMW ab, man spreche nicht über künftige Projekte. Was aber, wenn auf den CSL noch ein GTS oder ähnliches folgt? Die Hardcore-Variante der Hardcore-Variante? Man darf dann auch gleich die Frage nach dem Preis stellen. Was müsste ein solcher Performance-4er dann kosten? 250‘000 Franken? So schnell und gnadenlos fokussiert der neue CSL auch ist – man hat das Gefühl BMW kann es noch besser. Und das hinterlässt einen eher fahlen Beigeschmack.
Text: ai Online Redaktion/DF/FM
Bilder: BMW M