BMW M5 E39 – Prototyp mit W10 von VW
Offenbar gab es bereits vor dem E60 einen M5 mit zehn Zylindern: Einen E39-Prototypen mit W10-Motor, entwickelt von VW. Dahinter steckt eine spannende Geschichte. Das Einzelstück steht zum Verkauf.
Zehn Zylinder und BMW M5, da denkt man unweigerlich an den E60/E61 mit hochdrehendem V10-Sauger. Doch schon seinen Vorgänger E39 gab es offenbar mit dieser Zylinderzahl – ein einziges Mal und nicht von BMW entwickelt, sondern von VW. Dieser Prototyp steht aktuell zum Verkauf und hat eine enorm spannende Geschichte.
W-Motoren als Steckenpferd von Ferdinand Piëch
In den 1990er-Jahren liess der damalige VW-CEO Ferdinand Piëch Motoren mit Zylindern in W-Anordnung entwickeln. Dabei wurden zwei VR-Motoren mit ihrerseits 15 Grad Bankwinkel zu einem vereint. Im Grunde sind das VVR-Motoren, bekannt wurden Sie aber als W-Motoren. Der Vorteil liegt in ihrer kompakteren Bauart und weniger Gewicht gegenüber V-Motoren mit gleicher Zylinderzahl. Im VW-Konzern entstanden so der W8 im Passat B5, der W12 für VW, Audi und Bentley sowie der W16 für Bugatti Veyron und Chiron.
Der W10 baut offensichtlich nicht viel länger als der Serien-V8. Nach Gebastel sieht es im Motorraum nicht aus.
Offenbar liess Ferdinand Piëch aber auch noch einen W10 entwickeln. Und weil man bei VW kein geeignetes Fahrzeug hatte, um den Motor ausgiebig zu testen, holte man sich eben einen BMW M5 E39 und verpflanzte das Aggregat anstelle des serienmässigen 4,9-Liter V8. Der W10 soll aus zwei VR5-Motoren mit je 2,3 Liter Hubraum gebaut sein, wie es sie etwa auch im VW Golf 4 gab.
Nicht viel schwerer als ein Serien-M5
Im BMW leistet der Motor 507 PS und 550 Nm Drehmoment. Leistungsmässig deutlich mehr als ein Serien-M5 E39 und gleich viel wie ein M5 E60 mit V10. Dabei wiegt der Prototyp mit seinen 1836 kg nur unwesentlich mehr als sein Serien-Pendant. Offenbar sei der Prototyp derart gut gelungen, dass Ferdinand Piëch ihn höchstpersönlich genutzt haben soll.
Bis auf die Aufkleber auf dem Heckdeckel mit Hinweis auf den speziellen Motor unterscheidet den W10-M5 nichts von seinem Serien-Pendant.
Auf Nachfrage der auto-illustrierte bestätigt VW, dass der M5 mit W10 nicht direkt von VW, aber in Auftrag von der Firma SwR im deutschen Remscheid entwickelt wurde. Normalerweise werden solche Prototypen zerstört, nachdem sie ihren Dienst getan haben. Warum das in diesem Fall nicht so war, ist nicht bekannt. Wie der Verkäufer, die Firma GDM Motors, in den Besitz des Prototypen kam, blieb auf unsere Nachfrage bis jetzt noch unbeantwortet.
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Es sollen noch zwei weitere dieser W10-Motoren existieren. Über einen davon berichtete kürzlich das Online-Portal The Drive. Warum der Motor schlussendlich nie in Serie ging, ist nicht bekannt. In Audi A8 oder VW Touareg hätte man ihn sich durchaus vorstellen können. Aber vielleicht hat es ihn zwischen V8 und W12 schlicht nicht gebraucht. Der Preis des W10-M5 wird übrigens mit «auf Anfrage» beziffert.
Text: Moritz Doka
Bilder: GDM Motors
Quellen: GDM Motors, The Drive