Copy nothing – schon wieder?!

Ist das noch Bentley – oder schon Jaguar? Beim EXP 15 verschwimmen die Grenzen. Die Proportionen erinnern verdächtig an den rollenden Toaster, mit dem Jaguar seine elektrische Zukunft eingeläutet hat: kurze Überhänge, fliessende Linien, muskulöse Schultern – nur eben mit goldlackierter Nobelnase und Lichtspielerei. Man könnte auch sagen, wie Haute Cuisine aus dem 3D-Drucker: faszinierend, beeindruckend – aber satt wird man davon nicht.

Blue Train Bentley

Die Briten sagen, der EXP 15 sei eine Hommage an den Blue Train Bentley von 1930. Jenes legendäre Coupé, mit dem Bentley-Chef Woolf Barnato schneller in London war als der „Train Bleu“ in Calais. Damals fuhr man mit Stil. Heute reist man mit Lichtgrafik-Grill, Active Aero, Picnicklappe und Haustierfach. Oder, wie Bentley es nennt: ein „intelligenter Mix aus Dirigent und Sternekoch“. Cheers.

Innen erwartet uns ein VR-generierter Dreisitzer mit drehbarem Sessel, Insta-kompatiblem Ausstieg und einem „Mechanical Marvel“-Ding, das wirkt wie ein Tourbillon-Uhrwerk auf LSD – irgendwo zwischen Steampunk, Uhrmacher-Chic und Marketing-Overkill. Fürs Ambiente sorgt gestrickte Seide von Gainsborough, umrahmt von Titan aus dem 3D-Drucker. Die Sitze? Natürlich Alcantara. Die Funktion? Auch Hundekorb. Der Trick? „Active 3D Quilt“. Der Wahnsinn? Total. Drei Sitze, drei Türen, ein Drehmechanismus für den perfekten „Instagram-Aussteigemoment“ – bitte mit elegantem 45°-Schwung.

Technisch? Bleibt es verschwurbelt. Elektrisch, klar. Allrad, sicher. Und irgendwo versteckt sich auch der Fortschritt. Vielleicht. Doch statt Zahlen liefert Bentley lieber Atmosphäre: eine Wanduhr mit Lichtarmen, eine VR-Erfahrung im Cocooning-Modus und ein digitales Armaturenbrett, das sich bei Überforderung in Echtholz zurückverwandelt.

Was bleibt? Nett anzuschauen, unnötig komplex – und am Ende fragt man sich, ob man es wirklich braucht. Die gute Nachricht: Der EXP 15 kommt nicht. Die schlechte: Irgendwas Ähnliches vermutlich schon bald.
 

Text: GAT
Bilder: Bentley