Corsa ganz elektrisch
Ganz dem Trend der Zeit gehorchend hat Opel die aktuelle Corsa-Generation zuerst als Elektroauto präsentiert. Mittlerweile ist der Corsa-E bei den Kunden und auch bei der auto-illustrierte einen Praxistest durchlaufen.
23 Prozent aller produzierten Opel heissen Corsa. Auf derselben Plattform wie der Peugeot 208 aufbauend, musste sich der Corsa einige Transformationen nach der PSA-/Stellantis-Übernahme gefallen lassen um den neuen Begebenheiten genügen zu können – obwohl er schon praktisch serienreif war. Die Rede ist von einer tiefgreifenden Umkonstruktion der Basis-Plattform von GM- auf PSA-Spezifikationen, was quasi einem Totalumbau gleich kam.
Das Ergebnis darf sich jedoch sehen lassen, ist der Corsa doch ein sehr hübsches Auto geworden, das sich im Opel-Programm ganz selbstverständlich einpasst und aus Designersicht einen gehörigen Schuss Dynamik mitbringt – aber ganz ohne Aggressivität. Knuddel-Look ist nicht angesagt.
Testreichweite bei knapp 300 Kilometer
Ab 35’540 Franken rufen die Rüsselsheimer für den Corsa-E auf und deklarieren ihn als Elektroauto für alle. Unser Elegance-Testwagen beginnt bei 37’540 Franken. Dafür gibt es ein 50 kWh grosses, im Wagenboden versenktes Batteriepaket und 100 kW Motorleistung, was für ein kleines Fahrzeug durchaus angemessenen 136 PS entspricht. Als Reichweite werden 330 Kilometer angegeben, die wir in diesem Test überprüfen wollen.
In Sachen Fahrdynamik lässt sich der E-Opel nicht lumpen. Sein Temperament lässt sich in drei Fahrmodi regulieren. In nur 8,1 Sekunden soll er von 0 bis 100 km/h sein, was wir durchaus glauben, denn der Antritt schon vom Stand weg ist prima. Natürlich hat eine solch scharfe Gangart genauso einen schlechten Einfluss auf den Stromverbrauch, wie der Einsatz der Sitzheizung im Winter oder der Klimaanlage im Sommer. Wir verbrauchten allerdings mit genau 16,89 kWh/100 kWh nur rund ein kWh mehr als die WLTP-Werksangabe. Das ist ein Wert, der eine theoretische Reichweite von 296 Kilometern ermöglicht. Das ist für die geplanten Einsatzzwecke sicher genug. Sehr komfortabel ist zudem die Fast-Einpedal-Bedienung im B-Modus des Getriebes.
Die Li-Ion-Batterie mit 216 Zellen, zusammengefasst zu 18 Modulen, kann an einer 100 -kW-Gleichstromtankstelle (Supercharger) in 30 Minuten bis zu 80% geladen werden. Mit dem optional eingebauten 11-kW-Ladegleichrichter für Dreiphasen-Wechselstrom (400 V) gelingt die Vollladung in rund fünf bis sechs Stunden ab einer entsprechenden Wallbox im Privatbereich. Die Basisversion des Corsa-e bietet einen klassenüblichen Ladegleichrichter für Einphasen-Wechselstrom mit einer entsprechend längeren Ladezeit.
Deutsch-französisches Experiment ist gelungen
Der Rest ist Corsa, wie wir ihn kennen und in Heft 04/2020 ausgiebig getestet haben. Der einzige Unterschied findet sich im Kofferraumvolumen, das im E-Corsa im Normalzustand nur 267 Liter beträgt, die Benziner können 309 Liter vorweisen. Die Sitze, Bedienung oder auch die Fahreigenschaften lassen insgesamt keine Wünsche übrig. Allenfalls wünschten wir uns im Fond etwas mehr Beinfreiheit. Und auch die Innenfarben sind leider etwas gar trist geraten. Etwas Farbe schadet nie.
In unserem Test kamen wir damals beim Corsa Elegance 1.2 zu folgendem Fazit: „Das deutsch-französische Experiment ist gelungen.“ Das gilt auch für die Elektro-Version, sofern man sich auf die Eigenheiten eines E-Mobils einlassen kann und will. Für alle anderen hat Opel drei Benziner von 75 bis 130 PS und einen 102 PS starken Diesel im Programm.
Text: Stefan Fritschi
Fotos: Vesa Eskola
Technische Daten
Opel Corsa-E
Motor: Synchronmotor
100 kW/136 PS, 260 Nm
Batteriekapazität: 50 kWh
Kraftübertragung:
1-Gang-Getriebe
Vorderrad
Verbrauch nach WLTP: 15,9 kWh/100 km
Testverbrauch: 16,9 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP: 337 km
Testreichweite: 296 km
CO2 0 g/km, Effizienz A
Fahrleistungen:
0–100 km/h 8,1 s
Spitze 150 km/h
Masse und Gewichte:
L/B/H: 4060 / 1765 / 1435 mm
Leergewicht: 1559 kg
Ladevolumen: 267–1042 l
Preis: ab 35’540 Franken (Edition), Elegance ab 37'540 Franken