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Der Heilsbringer von Stellantis

Stellantis sucht den nächsten starken Mann – doch der wahre Hoffnungsträger hat Räder. Ein Comeback mit Kultstatus kündigt sich an und soll Fiat zu alter Stärke verhelfen.

Veröffentlicht am 19.05.2025

Die Gerüchteküche bei Stellantis brodelt: Wer wird Nachfolger von Carlos Tavares? Kandidaten gibt es einige, und jedes Lager hat seinen Favoriten. Offiziell läuft bereits ein Auswahlprozess. Doch während hinter verschlossenen Türen über Qualifikationen debattiert wird, werfen wir mit einem Augenzwinkern einen Blick auf die prominentesten Anwärter:


Jean-Philippe Imparato


Der Franzose und Alfa-Romeo-Chef gilt als visionärer Stratege und Marken-Erneuerer mit Benzin im Blut.

Carlos Zarlenga


Ex-GM-Südamerika-Chef und heutiger Nordamerika-COO hat internationales Format und bereits bewiesen, dass er festgefahrene Strukturen aufbrechen kann.

Richard Palmer

Der langjährige Finanzchef kennt den Konzern in- und auswendig. Ihm wird zugetraut, Stellantis auch durch stürmische Zeiten auf Kurs zu halten.

Tim Kuniskis


Als Ex-Dodge-Chef machte er die HEMI-V8 zum Kult und führt nun die Marke RAM. Kuniskis hat sich schon früh gegen Tavares behauptet. Intern soll Gerüchten zufolge zwischen beiden kurz vor Tavares’ Ausscheiden die Fetzen geflogen sein. Während Tavares den legendären HEMI-V8 abservierte und ins Altmetall werfen wollte, sorgte Kuniskis nach dem Tavares-Aus für ein Comeback der PS-Ikone. So verschob Kuniskis den Start von RAMs erstem Elektro-Pickup zugunsten eines Hybrids. Unter Tavares wäre das undenkbar gewesen – Kuniskis hat nicht nur einen Motor, sondern auch einen Kurswechsel reanimiert.

Der unerwartete Heilsbringer

Doch während sich die Management-Riege sortiert, rollt die eigentliche Hoffnungsträgerin bereits leise in Stellung – auf vier Rädern und mit vertrautem Namen. Nicht ein Top-Manager ist der Heilsbringer, sondern ein kleiner Fiat mit grosser Wirkung: der neue Fiat 500 Hybrid.


Im Juli 2024 lief im polnischen Werk Tychy der letzte Fiat 500 mit Benzinmotor vom Band – nach 17 Jahren Bauzeit und über 3,2?Millionen Exemplaren. Das Produktionsende kam nicht etwa wegen ausbleibender Nachfrage – im Gegenteil. Der 500er war gefragt wie eh und je, doch ausgerechnet die EU-Vorschriften für Assistenzsysteme setzten dem Kultmodell den Stecker. Das Fehlen des Verbrenner-500 traf Fiat hart: 2024 fehlten über 30.000 Zulassungen. Der elektrische 500e allein konnte das nicht auffangen – seine Verkäufe lagen im Sommer 2024 rund 42?Prozent unter dem Vorjahr. Stellantis musste mangels Nachfrage die 500e-Produktion in Mirafiori zeitweise sogar stoppen.


Nun schlägt Fiat ein neues Kapitel auf, um die Lücke zu schliessen – mit einer ungewöhnlichen Methode: Dem Elektro-500 wird kurzerhand ein Benzinmotor eingepflanzt. Fiat bestätigte die Wiederauferstehung des Cinquecento als Mildhybrid inzwischen offiziell. Technisch bedeutet das: Auf Basis der modernen Elektro-Plattform hält ein 1,0-Liter-Dreizylinder mit 70?PS Einzug, kombiniert mit Mildhybrid-Unterstützung für sparsameren Stadtverkehr – produziert werden soll der "500 Ibrida" ab Ende 2025 in Turin-Mirafiori.


Für Stellantis ist dieser Mini-Stromer mit Benzinherz mehr als nur ein neues Modell – er ist ein strategischer Rettungsanker. Während die Nachfrage nach reinen Elektroautos nur langsam auf Touren kommt, soll der Hybrid-500 verlorene Kunden zurückgewinnen. Das Ziel: die jährliche 500er-Produktion von zuletzt ca.?77.000 (2023) auf bis zu 175.000 Exemplare zu steigern, wovon rund 100.000 mit Mildhybrid vom Band rollen sollen. So bleibt der Kult-Zwerg im Spiel und füllt die Lücke, die der strikte Elektro-Kurs unter Tavares gerissen hat – ein kleiner Heilsbringer mit grosser Mission für Stellantis.

 

 


Text: GAT
Fotos: Stellantis

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