Der neue BMW X3: Shower oder Grower?
Seit 2003 fährt der BMW X3 auf unseren schönen Strassen. Im Sieben-Jahres-Rhythmus wurde stets ein neues Modell auf den Markt gebracht. Pünktlich wie die Maurer bringen die Bayern die vierte Generation des SUVs an den Start.
Die vierte Generation des BMW X3 wirkt grösser, als er wirklich ist – normalerweise kein Kompliment. Die neue Linienführung kommt deutlich kantiger daher. Die Front steht steil im Wind und das Heck fällt nahezu senkrecht ab. In nackten Zahlen: 4,8 Meter Länge, 1,92 Meter Breite. Nur die Höhe wurde um 2,5 Zentimeter “geschrumpft”.
Seitlich fällt die hohe Front und das gerade Heck noch stärker auf. Die 18-Zoll-Felgen (optional bis 21-Zoll) und die ansteigende Seitenlinie sehen zwar schick aus, letztere schränken allerdings die Übersichtlichkeit rund um die C-Säule stark ein.
An die Front
Wem die Niere an der Fahrzeugfront bekannt vorkommt, der hat wohl den kürzlich aufgehübschten BMW X1 im Kopf. Uns erinnert es ein bisschen an das Aldi Suisse-Logo. Bis auf eine Frischluftzufuhr unterhalb des Kennzeichens, ist die Front geschlossen.
Die LED-Scheinwerfer wurden neu gestaltet. Die adaptiven LED-Scheinwerfer mit blendfreiem Matrix-Fernlicht, Stadt- und Abbiegelicht sowie die blauen Designelementen sind ebenso wie M-Leuchten nur gegen Aufpreis erhältlich.
Ken Heck
Klare, einfache Linien am Heck. Im oberen Bereich wird wegen des Dachspoilers der Blick durch die eh schon kleine Heckscheibe noch kleiner. Unterhalb des Kennzeichens erinnert der neue BMW X3 an Barbies Ken. Untenrum gibt es nichts ausser Plastik: kein Diffusor, keine Auspuffrohre. Der Auspuff wird versteckt, als ob man sich in München seiner Verbrenner-Kunst schämen würde. Einzig das potente Topmodell, der neue X3 M50 xDrive, darf die Rohre raushängen lassen.
Einsteigen in die BMW-Welt
Bildschirm, Lenkrad, Wahlhebel wurden von der neuen BMW-Fünfer-Generation abgekupfert. Die vielen beleuchteten Elemente in den Türen und der Mittelkonsole sind Geschmackssache. Neu gestaltet wurde auch die Einheit um Türöffner und Lüftungsschlitze.
Das Raumangebot ist auf allen Plätzen top. Die Sitze kommen neu in der Econeer Ausführung. Das bedeutet, dass sie aus recyceltem Material bestehen und daher vegan, glutenfrei und ohne Zucker sind. Die Sitze in Reihe eins sind elektrisch einstell- und beheizbar, im Fond gibt es genug Beinfreiheit.
Der Kofferraum überragt seinen Vorgänger um rund hundert Liter und fasst von 570 bis 1’700 Liter so einiges. Die maximale Anhängelast von 2'500 kg ist gut. Dass die Anhängevorrichtung elektrisch raus- und eingeschwenkt werden kann, ist sogar noch besser.
BMW Operating System 9
BMW Operating System 9 bildet auch im X3 die Basis des BMW iDrive. Zwar stark auf Sprach- und Toucheingaben ausgelegt, hat man aber immer noch die Möglichkeit, den Dreh-Drück-Knopf in der Mittelkonsole zu verwenden. Die Liste der Apps ist lang und wurde mit diversen Musik- und Video-Streaming-Anbieter erweitert. Neu zur Serienausstattung aufgestiegen sind 3-Zonen-Klimaautomatik, Akustikverglasung, Keyless-Entry, Alarmanlage, Ambiente-Licht, induktives Ladeplatz für Smartphones und mehrere USB-C-Anschlüsse.
Zu den Antrieben
Einigkeit, Recht und Freiheit auch bei der Wahl der Antriebe. Alle Versionen sind mit Allradantrieb, neuer Geometrien an Vorder- und Hinterachse, 48-V-Mildhybrid-Technik und einer Acht-Stufen-Automatik verknüpft. Wer früher gerne die Gänge von Hand gerührt hat, kann dies nur noch mit den Schaltwippen hinter dem Lenkrad durchzappen.
Vier Motoren für den X3
Vier verschiedene Motoren stehen zur Auswahl; jeder ist auf seine Art einzigartig. Zum Marktstart sind der BMW X3 20 (Benziner), BMW X3 20d (Diesel), BMW X3 30e (Plug-in-Hybrid) und BMW X3 M50 (Rakete) erhältlich.
Der 2,0-Liter-Benziner des neuen BMW X3 20 schafft 153 kW/208 PS. Der 2,0-Liter-Selbstzünder des neuen BMW X3 20d leistet 145 kW/197 PS und die Systemleistung des BMW X3 30e gibt bis zu 220 kW/299 PS ab. Durch Effizienzsteigerung können nun sogar rund 90 Kilometer gemäss WLTP rein elektrisch zurückgelegt werden. Freunde der gepflegten Selbstzünder-Kunst müssen sich noch etwas gedulden. BMW bringt den X3 mit einem Reihensechszylinder-Dieselmotor. Sechs sells!
Power Bayer: BMW X3 M50
Die Power-Version, der BMW X3 M50, wird von einem Reihensechser befeuert. Dass der Antrieb nicht mehr in München produziert wird, sondern in Österreich, sei nur am Rande erwähnt. Aus 3,0 Liter Hubraum schickt der M50 ganze 293 kW/398 PS an alle vier Räder. Sportfahrwerk, -Lenkung, -Bremsanlage, -Differenzial sowie 20-Zöller gehören standardmässig dazu. Gegen Mehrgeld gibt's ein adaptives M Fahrwerk mit elektronisch geregelten Stossdämpfern.
Die Markteinführung des neuen BMW X3 ist für November 2024 geplant. Rund 2’000 Franken Aufpreis möchte BMW für den neuen X3 20 mehr haben als bei der letzten Generation, was sich mit der umfangreichen Standardausstattung wieder etwas relativiert.
Text: GAT
Bilder: BMW