
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Der Professor wird 70
“Warum hassen dich die Leute?” war eine oft gestellte Frage an Alain Prost, der am 24. Februar 70 Jahre alt wurde. Dabei machte er nichts falsch: Alain Prost wurde viermal Formel-1-Weltmeister, erzielte 51 Grand-Prix-Siege und führte sein eigenes F1-Team. Sein souveräner Fahrstil brachte ihm den Übernamen “Le Professeur” ein – seine unerbittlichen Duelle sind bis heute legendär.
Obwohl Alain Prost einer der erfolgreichsten Formel-1-Fahrer der Geschichte ist, sind vor allem seine spektakulären Duelle bekannt. 1982 kam es beim Grossen Preis von San Marino zum ersten Showdown: Alain Prost vs. René Arnoux. Die Renault-Teamkollegen ignorierten die Team-Anweisungen und lieferten sich einen erbitterten Kampf um den Sieg. Das führte zu internen Spannungen, Arnoux verliess Renault, was beinahe eine französische Staatskrise auslöste.
Alain Prost vs. Keke Rosberg
1983 hiess das Duell des Jahres Alain Prost vs. Keke Rosberg, dem damals amtierenden Weltmeister. Sie lieferten sich in Monaco ein packendes Regenrennen, bei dem Prost führte, aber von Rosberg unter Druck gesetzt wurde. Letztlich unterlief Prost einen Fahrfehler – Rosberg gewann. Prost beendete seine dritte Formel-1-Saison auf dem zweiten Platz. Eigentlich eine tolle Leistung. Trotzdem wurde Prost zwei Tage nach dem Saisonfinale von Renault entlassen.
Alain Prost vs. Frankreich
Zu dieser Zeit war Alain Prost einer der meistgehassten Menschen in Frankreich, worauf er Hals über Kopf in die Schweiz flüchtete. "Ein ausgebranntes Auto, Todesdrohungen und Hassnachrichten auf meinem Telefon vor jedem Rennwochenende. Auf der Strasse wurde ich in meinem Auto bespuckt. Das war der Punkt, an dem ich beschloss, aus Frankreich wegzugehen", erinnert sich Prost an die furchtbare Zeit.
Alain Prost vs. Niki Lauda
1984 wechselte Alain Prost zum Team von McLaren. Erneut sah er sich einem Rivalen gegenüber: Niki Lauda. Die beiden Teamkollegen schenkten sich gar nichts: Es wurde zum spannendsten WM-Finale aller Zeiten. Das Duell endete mit nur einem halben Punkt Vorsprung für Lauda.
Alain Prost vs. Benzin
1985 wurde Prost zum ersten Mal Weltmeister. In dieser Saison fuhr Prost konkurrenzlos und holte sich souverän den Pokal. Ein Jahr wurde es wieder spannend. Beim Grossen Preis von San Marino, drei Kurven vor der Ziellinie, ging ihm das Benzin aus. Aber er schaffte es trotzdem, das Auto ins Ziel zu lenken. Beim Grossen Preis von Deutschland erneut keinen Most mehr. Er versuchte zwar das Auto noch über die Ziellinie zu schieben, schaffte es aber nicht. Trotzdem wurde er am Ende Sechster. Ganz nach dem Motto „to finish first, you have to finish first“.
Alain Prost vs. Ayrton Senna
Und dann kam Ayrton Senna. Und mit ihm eine der grössten Rivalitäten des Rennsports. Die beiden unterschied nicht nur den Fahrstil: Hier der heissblütige, ungestüme Ayrton Senna, dort der kühle, berechnende Alain Prost. Während Senna das Rennen im Regen liebte, hasste es Prost. Das kostete Prost 1988 auch die Weltmeisterschaft, weil er bei starkem Regen in England vorzeitig aufgegeben hat. Die erbitterte Fehde zwischen Prost und Senna erreichte 1989 ihren Höhepunkt in Japan. In Suzuka kollidierten beide, weil Prost in der Schikane eine Kollision provozierte. Senna gewann das Rennen zwar noch, wurde aber später disqualifiziert – Prost war Weltmeister. 1990 wechselte Prost zu Ferrari. Genau ein Jahr nach seiner Niederlage rächte sich Senna – an gleicher Stelle in Suzuka. In der ersten Kurve rammte er Prost absichtlich und sicherte sich damit den Titel.
Alain Prost vs. Formel 1
Es war der Wendepunkt der Karriere von Alain Prost. 1991 war das erste Jahr seit seinem Einstieg in die Formel 1 im Jahr 1980, in dem der Professor keinen Sieg errang. 1992 hatte er nicht mal mehr ein Fahrzeug, mit dem er teilnehmen konnte.
1993 dann das Comeback mit Williams. Alain Prost zeigte es allen noch einmal, wer der Chef auf dem Circuit ist. Er gewann sieben von 16 Rennen und wurde zum vierten Mal Weltmeister. Drei Rennen vor Saisonende, auf dem Höhepunkt seines Comebacks, gab er seinen Rücktritt bekannt.
Prost beendete seine aktive Karriere mit zahlreichen Rekorden: Kein anderer Fahrer konnte zu diesem Zeitpunkt mehr Siege, WM-Punkte, Podestplätze oder schnellste Rennrunden vorweisen.
Post Grand Prix
Nach seinem Rücktritt 1993 blieb Prost dem Motorsport treu. Er übernahm 1997 den französischen Tradition-Rennstall Ligier und benannte das Team in Post Grand Prix um. Allerdings wenig erfolgreich: Nur zwei zweite Plätze waren die besten Resultate, die das Team unter seiner Leitung eingefahren hat. 2001 musste Post Grand Prix Insolvenz anmelden.
Alain Prost fuhr auch nach seiner aktiven Zeit weiter kompetitiv – unter anderem Eisrennen, aber auch französische GT-Events. Mittlerweile haben sich auch die Franzosen mit Alain Prost versöhnt. Er gilt als einer der prominentesten Sportlegenden des Landes und bekam den Preis für den besten Sportler Frankreichs insgesamt vier Mal.
Text: Jürg Zentner
Bilder: Creative Commons / F1