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Die schlimmsten Designunfälle - Teil 2

Ich hege manchmal den Wunsch, Designer kennenzulernen. Weil manchmal möchte ich ihnen einfach nur gratulieren, dazu weil sie so oft gute Arbeit leisten. Manchmal möchte ich Ihnen einfach auch nur eine Frage stellen. Warum? Wieso? Und überhaupt? Was sollte das denn? Okay, das sind dann vier Fragen.

Veröffentlicht am 16.02.2023

Der Pontiac Aztek

Es besteht ja hinlänglich das Klischee, dass man sich sein Gegenüber beim ersten Date im Notfall schönsaufen kann. Beim Aztek hat man dieses Prinzip innerhalb eines merkwürdigen kreativen Prozesses aber durcheinandergebracht. Nicht nur, dass man sich anscheinend schon in der Entwurfsphase ordentlich einen hinter die Rüstung gerömert hat (Team-Goal! Let's get drunk everyone!), alle gingen nach dem Absegnen der ersten Entwürfe einfach direkt nach Hause und haben Bewerbungen geschrieben und sich danach in den Schlaf geweint. Einfach, weil’s nicht mehr schön war. Und auch nicht mehr schöner wurde.

Da hilft die romantische Meeresbrandung auch nicht mehr. Schlimm. 

Aber immerhin hat man das Grundprinzip des Aztek bis ins kleinste Detail durchgezogen. Wenn man mit diesem mit einer Axt verunstalteten Käse auf Rädern irgendwohin fährt, dann nirgendwohin, wo es schön sein soll. Das Auto verschandelt jegliche Landschaft, Architektur und auch jede Einfahrt zuverlässig und bis ins Mark. So sehr, man möchte sich die Augen nach dem Anblick am liebsten mit 95er Bleifrei auswaschen. Und sich danach die Festplatte formatieren.

Wenn eine Marke schon am Boden liegt, dann tritt man mit so etwas noch hinterher. RIP, Pontiac. 

 

Der Nissan Cube

Der Würfel von Nissan war gefallen. Nur wohin? Manchmal möchte man wirklich bei einem jener Meetings dabei sein, wo sich Designer&Co. gegenseitig mit Anlauf auf die Schultern klopfen und sich ernsthaft gegenseitig dafür zu Tode gratulieren, dass sie einen Klotz mit Rädern gezeichnet haben. Wessen Idee es war, dem Auto eine halbe (?) Fensterfront im Heck zu verpassen, welche eher an ein Tiny-House erinnert als an etwas, in welchem man von A nach B kommt ohne sich dafür in Grund und Boden zu schämen, das weiss niemand mehr.

Nicht zu lange anschauen. Sonst löst sich die Netzhaut ab. Oder man kriegt einen Schlaganfall. 

Man stelle sich mal vor, man hat seinen nagelneuen Cube gerade vor der heimischen Einfahrt geparkt, steigt freudestrahlend aus diesem Briefkasten mit Fenstern und des Nachbars Hund steht da wie erstarrt, bevor er lautstark sein Mittagessen in die Einfahrt kotzt und  danach laut winselnd/kotzend in des Nachbars Haus hechtet. Durch das geschlossenen Schlafzimmerfenster im ersten Stock. Vielen Dank auch, Nissan.

Guck nicht so blöd. Bin auch erschrocken. 

 

Der Ford Pinto

Nicht nur die Namensgebung des Pinto (in der Grösse reduziertes, männliches Geschlechtsmerkmal in Spanisch) war unglücklich gewählt. Auch die Form. Und die Motoren. Und der Innenraum. Und die hübschen Details, von welchen er kein einziges hatte. Wenigstens waren runde Räder dran.

Weisswand am Reifen hilft da auch nicht mehr. 

Man kann den Pinto von wirklich jeder Seite her betrachten, es wird einfach nicht schön und vor allem, das Auto wirkt absolut austauschbar. Und wer hätte es gedacht, das Auto hatte tatsächlich so etwas wie einen integrierten Austauschmodus. Im Falle eine Heckaufpralls wurde der Pinto augenblicklich gegen einen brennenden Klumpen Metall und Vinyl ausgetauscht und der Grossteil des Autos verdampfte spurlos. Damit wurde er zwar auch nicht viel schöner, aber wenigstens gab er dabei schön warm.

Explosives Heck!

Noch mehr Designunfälle. Mit ordentlich Multipla. 

Der Ssangyong Actyon

Holy Moly! Was sollte das denn? War denn nach dem Rodius noch jemand in der Designabteilung von SSangyong, welchen man nicht ins berufliche Nirvana gefeuert hat? Wer kommt denn auf diese geistige Entgleisung, eine solche Front an etwas zu packen, welches im öffentlichen Strassenverkehr bewegt und damit auch tagsüber von Kindern gesehen wird?

Die Supernase. Aber nicht mal Mike Krüger hat sich diesen Riechkolben mit Rädern gekauft. 

Ich habe überfahrene Bobbycars gesehen (nicht selber überfahren!), welche weniger ausgesehen haben wie ein schielender, verängstigter Kurzhaardackel mit Überbiss und Scheibenwischern. Und man stelle sich das mal vor, jetzt steht so ein Ding auf einem grossen, leeren Parkplatz und ein besoffener Ex-Designer von Pontiac ballert mit seinem Jahresbonus-Aztek von 2001 unter Volllast frontal in einen Actyon rein. Das Geräusch alleine wäre wunderbar. Schöne Gedanken vor dem Einschlafen. Aber nur für Erwachsene. 

Als ob ein Sechsjähriger einen BMW X6 gezeichnet hat. Aber hey, der Actyon war zuerst da!

Dieser Beitrag ist im Bereich der Satire anzusiedeln und widerspiegelt den persönlichen Geschmack des Autors, welcher kein Designer ist und auch niemals einer sein wird. Er besitzt lediglich die nötige Frechheit, über diese hier aufgelisteten Autos herunterzuziehen. Und er weiss wie eine Tastatur funktioniert. Meistens jedenfalls.

Text: Markus Kunz

Bilder: Wikimedia Commons, Order_242, Alexander Migl, M_93

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