Faszination

Faszination Bugatti - eine Betrachtung

Bugatti - keine Marke hat je mehr fasziniert, fasziniert auch heute noch. Da spielt aber auch ganz viel Romantik mit.

Veröffentlicht am 23.09.2021

In der aktuellen Ausgabe der «auto-illustrierte» berichten wir ausführlich über ein grossartiges Fahrerlebnis mit dem neuen Bugatti Chiron Pur Sport. Nein, das kriegen Sie hier online und gratis nicht, dafür müssen Sie das Heft kaufen - oder noch besser: abonnieren. Doch wir versuchen hier zu ergründen, online und gratis und trotzdem mit schönen Bildern, was denn die Faszination der Marke ausmacht.

Da ist, zuerst einmal, ganz viel Romantik. Ettore Bugatti war nicht der einfache Bub, der sich vom Fahrrad-Mechaniker zum grossartigen Automobil-Konstrukteur hochgearbeitet hat. Er entstammte, ganz im Gegenteil, einer reichen Mailänder Familie, hatte immer grosszügige Gönner und die richtigen, reichen Freunde. Auch als Konstrukteur war er bei weitem nicht so herausragend, wie er fast immer dargestellt wird: Sicher, da gab es automobile Meilensteine - aber da gab es grauenhafte Flops. Und würde Ettore heute noch leben, er würde wohl noch immer Starrachsen verbauen.

Und nein, «Automobiles Bugatti» ist keine französische Marke. Heute zwar vielleicht mehr den je, obwohl Bugatti zur ur-deutschen Volkswgen-Gruppe gehört. Doch damals, 1909, als die Marke gegründet wurde, lag der Firmensitz im elsässischen Molsheim im deutschen Kaiserreich. Und fast alle, die Bugatti in der Frühzeit unterstützt und gefördert haben, waren auch Deutsche. Das so berühmte «Vive la Marque» hat so ziemlich gar nichts nichts mit Frankreich zu tun, es ist reine Geschichtsklitterung. Aber dafür sind ja sowohl die Franzosen wie auch die Deutschen bekannt - und gefürchtet.

Egal.

Ettore Bugatti propagierte als erster Hersteller den Leichtbau (und sagte über seinem Konkurrenten W.O. Bentley: «Er baut schnelle Lastwagen.»). Er war der Überzeugung, dass Bremsen überbewertet sind: «Meine Autos sollen fahren. Nicht anhalten». Und vor allem versuchte er seinen eigenen Ansprüchen zu genügen: «Nichts ist zu schön. Und nichts zu teuer». Und so ein bisschen arrogant war er auch noch: «Ich baue die Automobile, die ich mag. Wenn jemand eines kaufen will, gut, das lässt sich arrangieren».

Gerne wären wir auch den Type 35 gefahren, der in Molsheim in der Remise steht. Aber er wollte sich auch mit viel gutem Willen nicht davon überzeugen lassen anzuspringen. Kann mal vorkommen, Vollblut, die Dinger können zickig sein. Das hat aber auch einen Vorteil: Man achtet mehr auf die Details.

Der Type 35 ist wohl der berühmteste aller Bugatti. Oder zumindest der Kern der Marke. Er war eine technische Meisterleistung: Erstmals setzte Gründer Ettore Bugatti einen zweifach rollengelagerten und dreifach kugelgelagerten Kurbelbetrieb ein – die Kurbelwelle gilt heute noch als Meisterstück der Ingenieurskunst. Der Achtzylinder drehte 1924 bereits auf 6000/min, das war damals eine Sensation. Im Evolutionsmodell Type 35 B mit 2,3-Liter-Achtzylinder und Kompressor stieg die Leistung auf bis zu 140 PS, die Höchstgeschwindigkeit auf über 215 km/h. Neben der hohen Leistung zeichneten sich die Triebwerke vor allem durch ihre Zuverlässigkeit und Langlebigkeit aus.

Allein diese Felgen

Ettore Bugatti erkannte schon Anfang der 1920er-Jahre, dass viel Leistung zwar hilft, doch in einem schweren Auto wenig bewirkt. Also setzte er kompromisslos wie kein Zweiter auf Leichtbau und bestmögliche Fahrbarkeit. Bugatti entwickelte dafür spezielle Leichtlaufräder, um die ungefederten Massen zu reduzieren und damit das Federungsverhalten zu verbessern. Die Aluminium-Räder aus Aluminium-Guss mit acht flachen Bandspeichen und einem abnehmbaren Felgenkranz sowie integrierter Bremstrommel waren eine der vielen Innovationen - und wurden zu einem Markenzeichen.

Dazu entwickelte Bugatti eine neue, hohlgebohrte und geschmiedete Vorderachse, bei der die Enden verschlossen waren. Mit rund zehn Kilogramm Gewicht war die Achse sehr leicht aber dennoch stabil. Die ungefederten Massen reduzierten sich weiter, der Type 35 liess sich schneller durch Kurven fahren. Rund 750 Kilogramm wog der Rennwagen einsatzbereit. Alle Modelle konzipierte Bugatti als reine Rennwagen, auf Kundenwunsch montierte Bugatti aber auch Kotflügel und Beleuchtung für den öffentlichen Strassenverkehr.

Hinzu kam dieses so schlichte, elegante, ewige Design – das gesamte Fahrzeug wirkt wie eine Skulptur. Die elegante, wohlproportionierte Karosserie mit einer schlanken und leichten Hülle sowie einem spitzen Heck besteht aus einer selbst entwickelten Speziallegierung. Durch den breiteren Kühler, der erstmals unten abgeflacht war, wirkte der Type 35 präsenter auf der Strasse. Nicht umsonst gilt der Type 35 als schönster Rennwagen der Epoche - aller Zeiten?

Mehr Bugatti gibt es, wie erwähnt, in der aktuellen Ausgabe der «auto-illustrierte». Photos: Vesa Eskola.

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