Ferrari 250 GT Cabriolet - die erste Serie
Mit dem Ferrari 250 GT Cabriolet konnten die Italiener ab 1956 zum ersten Mal eine offene Schönheit in einer kleinen Serie anbieten.
Selbstverständlich hatte es schon dem Ferrari 250 GT Cabriolet offene Ferrari für die Strasse gegeben. Ein paar Exemplare vom 212 Inter, einige sehr exklusive Stücke vom 342 America. Doch das waren halt: Einzelanfertigungen. Auf Kundenwunsch. Und deshalb: sündhaft teuer.
Mit dem 250 GT eröffnete sich aber die Möglichkeit, grössere Stückzahlen zu produzieren – und trotzdem noch die (teuren und folglich für den Hersteller lukrativen) Sonderwünsche der feinen Klientel zu erfüllen. Und der 250 GT mit dem langen Radstand und dem bekannten Colombo-Motor bot sich geradezu an, auch offen in Produktion zu gehen.
Dies auch deshalb, weil Pininfarina endlich so weit war, die Fahrzeuge nicht nur zu entwerfen, sondern auch noch zu bauen. Was wichtig war, denn die Qualität machte nun einen entscheidenden Sprung nach oben. Es ist dies auch eine der wenigen einigermassen übersichtlichen Geschichten in Sachen Ferrari 250 GT. Genau 40 Stück wurden von der ersten Serie des Ferrari 250 GT Pininfarina Cabriolet gebaut.
Es begann mit #0655GT, die Ende 1956 von Maranello zu Pininfarina geliefert wurde, im März 1957 auf dem Genfer Salon stand, dann von Peter Collins gekauft wurde (und vor der Auslieferung noch schwarz lackiert), eine Rolle spielte in «Goodbye Charlie» (1964, Regie Vincente Minelli, mit Tony Curtis, Debbie Reynolds und Walter Mattau).
#0655GT war eines der ersten Fahrzeuge mit den damals ganz neu entwickelten Scheibenbremsen von Dunlop. Und sieht optisch schon etwas anders aus als die restlichen 39 Stück, amerikanischer, irgendwie. Ein schöner Wagen, fürwahr. Also sowohl #0655GT wie auch die anderen 250 GT Cabriolet der ersten Serie (bis #1475GT, gebaut im August 1960).
Es ist dieser so typische Hüftknick von Pininfarina, den man beim (offenen) Cabriolet besser sieht als bei den Coupé. Die Form ist wunderbar harmonisch, obwohl der Radstand doch ziemlich lang ist: LWB, also 2,6 Meter. Aber die gedeckten Lampen, die Panorama-Frontscheibe, die extrem saubere Linie machen den Zweisitzer zu einem der schönsten Ferrari überhaupt.
Wir halten uns hier einigermassen kurz, weil: es kommt ja dann noch die zweite Serie. Und der California Spyder. Beim hier gezeigten Exemplar handelt es sich um #0849GT, er wird am 19. November von RM Sotheby's in Le Castellet versteigert. Ein Fahrzeug mit einer langen, wilden Geschichte, vielen Farb- und Motorenwechseln, man könnte ein Buch darüber schreiben.
Wir haben ja noch andere «Ferrari des Monats», den 410 Superamerica und den 268 SP. Text: Peter Ruch, Photos: RM Sotheby's.