Lade-Rekord

Ladekurve Kia EV6 AWD GT-Line: der Stromfresser

Wir konnten mit einem Vorserien-Prototypen des Kia EV6 AWD GT-Line auf exklusive Testfahrt gehen. Beeindruckt hat vor allem seine Ladeperformance. Denn bisher kam uns kein schnelleres Elektroauto unter.

Veröffentlicht am 20.08.2021

Bei Elektrofahrzeugen zählt im Grunde nur ein Parameter: die Ladeleistung. Die Hersteller überbieten sich mit Spitzenwerten und am Ende schaut der Kunde dann doch in die Röhre. Denn an der Ladesäule lassen sich die Werte oft nicht ablesen. Oder wenn, dann nur sehr kurz.

Die Ladekurve als aussagefähiger Vergleichswert

Viel wichtiger bei der Bewertung der Energiespeicherfähigkeit eines Stromers ist deshalb die Ladekurve. Man liest stetig über die geladene Zeit die jeweilige Leistung ab und kann damit einen Mittelwert bilden. Erst so lässt sich eine belastbare Aussage über die echte Ladeperformance treffen.
 
Ein bereits auf Grund seiner technischen Daten vielversprechender Kandidat ist der Kia EV6. Wie sein Technik-Zwilling, der Hyundai Ioniq 5, baut er auf der E-GMP-Plattform auf. Sie bringt satte 800V in die Mittelklasse – ein Spannungsniveau, an das sich bisher nur der deutlich teurere Porsche Taycan herangewagt hat.
 
Die vorläufigen Angaben von Kia lesen sich beeindruckend: 18 Minuten für die 80%-Ladung und in der Spitze 240kW. Auf der ersten Testfahrt hat uns seine Performance dann trotz der Vorschusslorbeeren überrascht.

Der Kia EV6 AWD GT-Line lädt im Schnitt mit über 190kW

Wir waren mit einem Vorserien-Prototyp des Kia EV6 AWD GT-Line mit 77,4kWh-Batterie auf einer ersten Probefahrt rund um die Europa-Zentrale der Koreaner in Frankfurt am Main unterwegs. Das Temperaturfenster war mit milden 20°C ideal für die Batterie. Allerdings konnten sie bedingt durch Fotofahrten und Verkehr nicht ausreichend belasten und damit für den Ladevorgang nicht perfekt vorkonditionieren.
 
Am Ionity-Lader begann der Ladevorgang bei 27% SoC deshalb auch erst einmal unter den Erwartungen. Doch die 170kW des Starts steigerten sich kontinuierlich, schon bei 32% wurde die 200er-Marke genommen, um dann bei 36% den Peak von 239kW zu erreichen. Damit lag unser Testwagen sogar über den bisherigen Bestwerten der Ioniq 5-Kundenautos, die meist um 228-230kW in der Spitze schaffen.
 
Doch genau wie die bisher bekannten E-GMP-Fahrzeuge regelte auch unser Kia EV6 AWD GT-Line nach dem Hochleistungsplateau relativ plötzlich bei 55% auf nur noch 130kW runter. Dies allerdings nur für einen Moment, schon bei 60% stand er wieder bei 180kW. Mit leicht abfallender Tendenz hielt er diese beeindruckende Leistung allerdings ordentlich weiter. Noch bei 80% pumpte die Ionity-Säule fast 160kW in den Koreaner.

Die Toilettenpause auf der Autobahn bringt 245 Kilometer Reichweite

Rechnerisch bringt es unser Prototyp damit auf eine durchschnittliche Ladeleistung während der 20-80%-Ladung von 193,92 Kilowatt. Bei unserem Testverbrauch, der mit 19,9kWh/100km etwas über der Werksangabe von Kia liegt, macht das eine Ladegeschwindigkeit von 974,4 Kilometer pro Stunde. Oder in Toilettenpausen gesprochen: in einer Viertelstunde schafft es der Kia EV6 AWD GT-Line 243,6 Kilometer Reichweite nachzuladen.
 
Damit markiert er aktuell den Spitzenwert in der ai-Rangliste der Elektroautos. Und auch sonst hat uns das Erstlingswerk von Kia auf der E-GMP-Basis nachhaltig beeindruckt. Mehr dazu lesen sie in den kommenden Tage hier auf auto-illustrierte.ch.

Text: FM
Bilder: FM, Olaf Gallas
Grafik: FM

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