

The Cars of … Giorgio Moroder
Kennen Sie den Cizeta-Moroder V16T? Es handelt sich um einen italienischen Supersportwagen, den Giorgio Moroder mitentwickelt hat. Giorgio wer? Moroder ist ein Südtiroler, der in den 70er Jahren in München die Disco-Musik erfand und in den 80er Jahren in Hollywood Kult-Soundtracks komponierte. Am 26. April wird der “High Priest of Disco” 85 Jahre alt.
Wer an Musik aus dem Südtirol denkt, dem kommt wahrscheinlich nicht gerade David Bowie, Freddie Mercury oder Donna Summer in den Sinn. Es brauchte auch einige Jahre, bis Giorgio Moroder das heimatliche Gröden verliess und nach München auswanderte, wo er ab Mitte der 1970er Jahre einen Welthit nach dem anderen produzierte. Dazu gehörten Disco-Heuler wie “Love to Love You, Baby” oder “I Feel Love”, die der Disco-Bewegung erst Beine machten.
Die Songs kamen zur richtigen Zeit: 1977 eröffnete auf dem Höhepunkt der Disco-Ära das legendäre Studio 54, von dem Giorgio Moroder persönlich eher enttäuscht war, wie er einmal in einem Interview erzählte. Es folgten “The Chase”, “Call Me” und viele andere Top-Hits, was Moroder Ende der 70er Jahre zum “High Priest of Disco” machte.
Weil sich alle fragten, woher diese Musik kam, nannte man sie einfach “Munich Sound”. Im Zuge des weltweiten Erfolgs von Moroders kamen dann auch zahlreiche Bands wie The Rolling Stones, Led Zeppelin, Queen, Electric Light Orchestra oder Deep Purple nach München, um in Moroders Musicland Studios ihre Alben aufzunehmen.
Vom “Godfather of Dancefloor” zu Kult-Soundtracks
Während andere Produzenten jahrelang den Disco-Staub nicht aus den Nasen bekamen, konzentrierte sich Moroder auf das Komponieren von Soundtracks für Hollywood-Filme. Sein erster Film “Midnight Express” bekam gleich einen Oscar.
Alles, was Moroder in den 1980er Jahren anfasste, wurde zu Gold. Oder Platin. Insgesamt komponierte und produzierte er im Anschluss an seine Disco-Zeit über ein Dutzend erfolgreiche Soundtracks, wie “Top Gun”, “Scarface”, “Cat People”, “Flashdance” und “American Gigolo”. Dafür bekam er drei Oscars, drei Grammys und vier Golden Globes.
Auszeit mit Autobauen
Ende der 1980er Jahre hat Giorgio Moroder bereits alles erreicht, was man dies und jenseits des grossen Teiches erreichen kann. In einem Interview sagte Giorgio Moroder: “Ich war immer weniger an der Musik interessiert. Und habe angefangen, andere Sachen zu machen. Ich habe dann ein Auto gebaut, was mich ungefähr ein Jahr an Zeit gekostet hat, ein wunderbarer 16 Zylinder: ‘Cizeta’.”
Was Giorgio Moroder verschweigt: Der Cizeta-Moroder V16T war ein echtes Hypercar. Der einzigartige 6,0-Liter-V16-Motor leistete 399 kW (542 PS) bei 8’000 U/min und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 328 km/h. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelang in nur 4 Sekunden. Und das Ende der 1980er Jahre!
Das auffällige Design mit den vier Klappscheinwerfer stammte von Marcello Gandini, der zuvor für den Lamborghini Countach verantwortlich war. Ursprünglich war geplant, jährlich bis zu 40 Fahrzeuge zu produzieren. Die tatsächliche Produktion blieb jedoch weit hinter diesen Erwartungen zurück. Moroder: “Wir haben ungefähr acht Stück verkauft. Dann ging die Firma pleite. Der Grund: 1992 war die grosse Wirtschaftskrise weltweit, und da hat kein Mensch mehr solche Autos gekauft.”
Spätestens nach dem Daft-Punk-Album “Random Access Memories”, das 2013 erschien und ihm einen Song widmete, ist Giorgio Moroder wieder in aller Munde und auf der Tanzfläche zurück. Heute lebt Moroder in Beverly Hills, Los Angeles.
Text: Jürg Zentner
Bilder: Div.