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Luca de Meo – Ein Porträt

Luca de Meo konnte als ein Architekt des Automobilwandels gesehen werden. Unter den Managern gilt der Italiener jetzt schon als Legende, doch seine Mission bei Renault endet. Er wechselt zu Kering.

Veröffentlicht am 18.06.2025

Der Witz ist alt. Im Himmel waren die Köche Franzosen, die Liebhaber Italiener, die Mechaniker Deutsche, die Polizisten Briten – und alles wurde von den Schweizern organisiert. In der Hölle hingegen waren die Köche Briten, die Liebhaber Schweizer, die Mechaniker Franzosen, die Polizisten Deutsche – und alles wurde von den Italienern organisiert. Doch speziell Letzteres traf nicht zu. Denn der Italiener Luca de Meo hatte den Laden bei Renault ganz schön gut aufgestellt.

Der Organisator

Luca de Meo war nicht einfach ein Manager – er war ein Visionär, der es verstand, Markenidentitäten zu formen und Unternehmen in neue Dimensionen zu führen, ohne mit deren DNA zu brechen. Geboren 1967 in Mailand, wuchs er in der pulsierenden Kultur Italiens auf, die Autos nicht nur als Transportmittel, sondern als Kunstwerke betrachtete. Dieses Verständnis prägte seine Karriere und seinen Ansatz, Marken emotional aufzuladen. 

Seine Reise in der Automobilindustrie begann bei Renault, führte ihn jedoch schnell zu Toyota Europa, wo er mithalf, die Marke auf dem alten Kontinent zu etablieren. Anschließend prägte er Fiat und war maßgeblich an der formgerechten Wiederbelebung des Fiat 500 beteiligt. Der kleine Stadtflitzer wurde unter seiner Führung zum Symbol des modernen italienischen Lebensgefühls. 

Als Marketingchef von Volkswagen spielte de Meo später eine entscheidende Rolle bei der Erneuerung der Markenstrategie. Doch sein wahres Meisterwerk folgte bei Seat. Dort führte er nicht nur die Marke Cupra als eigenständiges Label ein, sondern machte Seat zu einer der am schnellsten wachsenden Automarken Europas. 

Ab 2020 übernahm de Meo die Rolle des CEO der Renault-Gruppe und lancierte die Strategie «Renaulution», die auf einer Balance zwischen kurzfristigem Profit und langfristigem Wachstum beruhte. De Meo setzte auf eine Mischung aus elektrischen Fahrzeugen, hybriden Modellen und fortschrittlicher Digitalisierung. Er brachte das Unternehmen damit in eine führende Rolle im Bereich nachhaltiger Mobilität mit Fokus auf den Wirtschaftsstandort Europa.

Power to the Engineer

Luca de Meo war bekannt für seine «Power to the Engineer»-Philosophie. Anders als viele Manager konzentrierte er sich darauf, den kreativen Köpfen und Ingenieuren in einem Unternehmen Freiraum zu geben. Für ihn entstanden Innovationen dort, wo Leidenschaft und Fachwissen aufeinandertrafen – nicht in endlosen Sitzungen der Managementebene.

Ähnlich wie beim Fiat 500 soll er im Renault-Designstudio zufällig Skizzen eines neu interpretierten Renault 5 entdeckt haben. Seine Reaktion auf die moderne Version des Kult-Kleinwagens aus den 1970er- und 1980er-Jahren sei ein: «Genau so bauen wir das!» gewesen. Der neue Renault 5 kam daraufhin auf den Markt, trug stolz den Titel Car of the Year 2025und befand sich auf dem besten Weg, eine emotionale Verbindung zu seiner glorreichen Vergangenheit zu knüpfen. De Meo soll einmal gesagt haben: «Autos sind wie Menschen. Sie müssen eine Geschichte erzählen, um in Erinnerung zu bleiben.»

Luca de Meo war selbst ein Geschichtenerzähler in einer Branche, die oft von nüchternen Zahlen und Fakten dominiert wurde. Ob beim Relaunch ikonischer Modelle wie dem Fiat 500 und dem Renault 5 oder der Neupositionierung ganzer Marken wie Cupra und Alpine – er verstand es, Emotionen in das technische Produkt Auto zu integrieren, unabhängig von der Antriebsart. Mit seiner Rolle bei Renault hatte er die Marke in eine nachhaltige Zukunft geführt. Und er war längst ein legendärer Autokopf.

 

 

Text: GAT
Fotos: Renault

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