Neuer Morgan Plus Four

Modellwechsel nach 70 Jahren

Ein neuer Morgan ist ein Ereignis. Die Briten von der Pikersleigh Road in Malvern Link haben den Plus Four komplett neu aufgelegt. Der grosse Bruder des Ultralongsellers 4/4 erschien erstmals 1950.

Veröffentlicht am 09.03.2020

Ausser Scheinwerfern, Frontscheibe und einigen Beschlägen ist nichts, wie es war – doch seinem Vorgänger, dem Plus 4, bleibt er wie aus dem Gesicht geschnitten.
Unter dem «alten» Kleid wartet eine kleine Revolution: Erstmals verbaut das 1909 gegründete Unternehmen einen aufgeladenen Vierzylindermotor in dem Modell, das nach dem Ableben des klassischen Morgan 4/4 wohl den Löwenanteil der stets kleinen Produktion ausmachen wird.
Der Plus Four kommt nicht sehr überraschend, nachdem im vergangenen Jahr in Genf der Plus Six seine Premiere gefeiert hat. Tatsächlich startete die Entwicklung zeitgleich mit dem grösseren Bruder vor rund vier Jahren. Gut möglich, dass in Malvern Link, wo die Uhren seit jeher etwas anders ticken, man sich aber den Stress zwei Varianten zu präsentieren, gespart hat. Der Manufaktur, die seit Jahrzehnten vom Geschäftsverlauf unabhängig mit konstant rund 220 Mitarbeitern arbeitet – bei grosser Nachfrage passt Morgan einfach die Lieferzeiten ins Endlose an – scheint es nicht zu pressieren. Bei Modellzyklen von 70 Jahren wie beim Plus 4 gibt es dazu auch keinerlei Anlass.

Neuer Morgan Plus Four

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BMW-Power

Seit dem Morgan Aero 8 vertrauen die Briten auf BMW-Power. Für den neuen Plus Four kommt nun ein bayrischer 2-Liter Turbo-Vierzylinder zum Einsatz. Der Gründer Henry Frederick Morgan Stanley war überzeugt, dass die Pleite dann auf sicher sei, wenn man eigene Motoren bauen würde. Somit vertraut man an der Pickersleigh Road seit jeher auf Fremdprodukte. Der erste Plus 4 hatte übrigens den Antrieb des Standard Vanguard mit 2.1 Litern Hubraum und 68 PS, immerhin das doppelte des damaligen 4/4.
Im Plus Four erhält der ansonsten eins zu eins übernommene Motor eine neue Abstimmung des Steuergeräts, das ist alles. Seit der Einführung des CX Chassis – CX wird als römische Zahl gelesen und steht für das Firmenjubiläum von 110 Jahren 2019 – gibt es erstmals wieder eine Handschaltung. Allerdings beschleunigt der Automatik-Morgan schneller durch seine 8 Gänge als sich der Traditionalist von Hand durch die 6-Gang Kulisse zu hangeln vermag.

Leistungsgewicht optimiert

Mit 255 PS gegen 1009 kg verfügt der Plus Four über grosse Leistungsreserven. Der Sprint soll in 4.8 Sekunden auf 100 gelingen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 240 km/h. Statt der «Sliding Pillar» Vorderachse, in ihrem Prinzip seit 1909 unverändert, und einer hinteren Starrachse – solche sind aus dem Automobilbau verschwunden und höchstens noch für Nutzfahrzeuge zu bekommen – gibt es rundum Querlenker und Schraubenfedern. Die Lenkarbeit erleichtert ein elektrischer Servo. Wie schon beim seligen Plus 8 und dessen kleiner Bruder 4/4 ist der Plus Four schmaler als der Plus Six, rund 10.4 Zentimeter. Zum schnellen Fahren auf kleinen Nebenstrassen, der Hauptdomäne der Morgan, ist dies geradezu ideal.
Der Plus Four kann bereits bestellt werden. Wie lange es dauern wird, bis die ersten Kunden ihre Autos fahren können, ist unklar – siehe den Hinweis bezüglich der Flexibilität der Mitarbeiterzahl von stets rund 220 Personen.

New Tech – old Looks

Das Morgan Chassis besteht aus geklebten und genieteten Blechen und Extrusionsteilen aus Aluminium. Das verlangt nach viel Handarbeit, dafür sind die Werkzeugkosten relativ niedrig und es lassen sich ohne viel Aufwand verschiedene Anpassungen, auch der Grunddimensionen vornehmen. Dazu ist das neue Chassis viel steifer und crashresistenter als der alte Leiterrahmen, dessen Tage gezählt sind. Es gibt diesen nur noch im 4/4 und nur noch für wenige Märkte.
Und das obligate Holz? Das gibt’s immer noch bei Morgan. Die belgische Esche findet sich unter den nichttragenden Teilen der Karosserie, denn Tradition wird nach wie vor gross geschrieben am Fusse der Malvern Hills.

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