

Nach 165 Jahren ist alles aus!
Die australische General-Motors-Submarke Holden wird nächstes Jahr komplett eingestellt. Nachdem bereits seit 2017 keine eigenen Autos mehr hergestellt wurden, wird per 2021 auch die Marke selbst zu Grabe getragen. Eine 165-jährige Geschichte findet so ein trauriges Ende.
Die Geschichte beginnt 1856 in Adelaide, Australien, mit der Gründung einer Sattlerei durch den britischen Auswanderer James Alexander Holden. Dessen Enkel James beginnt 1908 mit der Reparatur von Autopolstern, ab 1913 entstanden Motorrad-Seitenwagen, Kutschenaufbauten und Fahrzeugkarosserien. Die 1919 gegründete Holden's Motor Body Builders Ltd. (HMBB) baute 1923 schon 12’000 Karosserien für Chevrolet- und Dodge-Fahrgestelle.
GM steigt 1931 ein
Die 1926 gegründete General Motors (Australia) übernahm HMBB im Jahr 1931 und gliederte sie in ihre Organisation ein. 1948 kam das erste Auto unter dem Markennamen „Holden“ auf den Markt. Der intern 48-215 FX genannte Holden war eine vor dem zweiten Weltkrieg von Chevrolet entwickelte, dann aber verworfene, nur 4,37 Meter lange Sechszylinder-Kompaktlimousine. 1951 folgte ein Pick-up.
In den kommenden Jahrzehnten entwarf das Holden-Entwicklungs- und Designzentrum zahlreiche eigenständige, natürlich rechtsgelenkte Modelle, die mit GM-Produkten nur wenig gemeinsam hatten. Viele Modelle wurden auch in andere Länder exportiert oder dort auch endgefertigt, beispielsweise in China. Andere Modelle wiederum waren reine Derivate bekannter GM-Marken wie Opel, Vauxhall oder Daewoo (später Chevrolet).
Spektakuläre Concept-Cars
Die Holden-Designentwicklungsabteilung machte immer wieder mit spektakulären Showcars von sich reden. So etwa der 1969 präsentierte Mittelmotorsportwagen Hurricane. Dach, Frontscheibe und Seitenwände werden in einem Stück angehoben, damit die beiden Passagiere die Flunder entern können.
1970 folge der Torana GTR X, ein bildhübsches Sportcoupé, das leider ebenfalls im Museum anstatt in den Verkaufsräumen landete. Hingegen fanden die im Outback, aber auch auf den Boulevards der Städte sehr gerne genutzten Pick-up-Derivate bestehender Limousinenmodelle in vielen Varianten den Weg zur Serienreife.
Zwischenspiel mit Bitter
Der deutsche Kleinhersteller Bitter entwickelte 2004 den CD2 auf Basis des Holden Monaro. Allerdings ging der verantwortliche Holden-CEO Peter Hanenberger in Rente, und niemand wollte mehr etwas vom CD2 wissen. Man einigte sich schliesslich auf den amerikanischen Pontiac GTO als Grundlage, aber der wurde sehr schnell mangels Nachfrage obsolet. 2007 lancierte Bitter den viertürigen Vero, der über eine überarbeitete Karosserie Holden Statesman verfügte. Nur zehn Exemplare wurden hergestellt, weil die einsetzende Wirtschaftskrise die Nachfrage gegen Null tendieren liess.
Erstes Ende 2017
GM machte 2017 bekannt, dass sie die Produktion eigener Modelle unter der Marke Holden einstellen und die Produktionsstätten schliessen würde. Die Marke existierte aber weiter, die Modelle wurden aber in anderen GM-Fabriken hergestellt – unter anderem in Thailand – und in Neuseeland und Australien als Eigenmarke im eigenen Händelernetz vertrieben.
Zum Jahr 2021 zieht sich General Motors nun komplett aus Downunder zurück, der Vertrieb von Holden und anderer GM-Marken wird ganz eingestellt. Das Werk in Thailand wurde an die chinesische Great Wall verkauft. Gemäss der Nachrichtenagentur DPA verlieren 600 bis 800 Angestellte ihre Jobs.
Text: Stefan Fritschi / Fotos: Holden, Bitter