Parade der Preziosen auf dem Bürkliplatz
Auch 2020 war der Zürich Classic Car Award wieder ein voller Erfolg. Das Line-up der Fahrzeuge war mehr als beeindruckend. Besonders, wenn man bedenkt, dass man sich an einem Wochentag mitten im geschäftigen Zürich befindet.
Der Zürich Classic Car Award am 19. August 2020 war einmal mehr ein Highlight. Die Autos, die zum Wettbewerb antraten und die Menschen, die aus der Szene oder auch ganz zufällig auf dem Platz waren, ergaben ein tolles Ambiente. Das ausgezeichnete Wetter half natürlich ebenfalls.
Schwer war es einmal mehr für die Jury und für das Publikum, das ebenfalls einen Preis vergeben durfte. Es entschied sich für den Ford Mustang Fastback mit Pony-Interieur und Hi-Po-Motor (K-Code) aus dem Jahr 1965.
Und sicher gibt es auch dieses Jahr Diskussionen, ob der eine oder andere Preis vielleicht nicht doch anders hätte vergeben werden sollen. So sorgte etwa der "Best unrestored" – wie schon letztes Jahr – für Diskussionen, weil es sich um einen 1994er-Bugatti EB110 handelte, der nahezu ungebraucht war. Das ist allerdings bei hochpreisigen Supersportwagen eher der Normalfall und nicht die Ausnahme. Viele Juroren sahen eher den 1961er Bentley Continental in unrestauriertem Traumzustand mit viel Zubehör und Patina an erster Stelle.
Gesprächsstoff bringt meist auch der "Best of Show", den regelmässig Fahrzeuge aus Maranello absahnen. Durchgesetzt hat sich denn auch dieses Mal ein Cavallino Rampante, nämlich der traumhafte Ferrari 275 GT.
Der Youngtimer-Pokal und der auto-illustrierte-Sonderpreis sind ebenfalls Novitäten und sollen insbesondere der Nachwuschsförderung dienen. Denn schliesslich sind die Youngtimer-Besitzer die Stütze der Szene, wenn die heutigen Fahrer einst Schraubenschlüssel und Führerschein altershalber abgeben müssen. Darum ging der auto-illustrierte-Preis eigentlich nicht an ein Fahrzeug, sondern an dessen Beifahrerin: Vivienne Moser besitzt zwar schon den Alfa "Bertone" 1300 Junior von 1966, aber gefahren wird er noch von Papa Alfred. Sie ist für das Billett noch zu jung ...
Ein einmaliges Highlight war der Prototyp eines "kleinen" Monteverdi, der es Ende der 1960er-Jahre erleichtern sollte, sich einen Sportwagen aus Binningen, BL zu leisten. Doch daraus wurde nichts. Der auf der Technik des BMW 2000 "Neue Klasse" und des 02-er basierende Monteverdi 2000 GTI durfte aufgrund von Rechtsunsicherheiten betreffend der Urheberschaft nicht gezeigt werden. Er trug später ein BMW-Emblem. Aber auch München mochte den Frua-Entwurf nicht in Serie herstellen. Er landete schliesslich wieder bei Monteverdi in Binningen. Nach der Auflösung der Monteverdi-Sammlung kam er zum heutigen Besitzer. Der Weg von Oberwil an den Bürkliplatz am 19. August 2020 war tatsächlich seine erste grössere Reise überhaupt und das erste Mal seit vielen Jahrzehnten, dass das Auto in "freier Wildbahn" zu sehen war. Er gewann die 1960er-Jahre-Klasse.
Hier die Ergebnisse:
Vorkriegsfahrzeuge:
1. Platz, Benjamin Gentsch, Rolls Royce 20/25, 1933
2. Platz, Philipp Husistein, S.S. Cars SS90 Captain Black, 1935
3. Platz, Hubert Meier, Tolls Royce 25, 1936
1950er-Jahre:
1. Platz, Carlo Bianchi, Aston Martin DB 2-4-Arnolt Indiana, 1956
2. Platz, Fide Scheer, Fiat Abarth Allemano, 1954
3. Platz, Adrian von Lerber, Bentley Graber Coupé 1951
1960er -Jahre:
1. Platz, Daniel Pfirter, Monteverdi 2000 GTI Prototyp, 1968
2. Platz, Ralph Weibel, Bentley Continental, 1961
3. Platz, Patrick Hellmüller, Lancia Flavia Sport, 1967
"90 Jahre Pininfarina":
1. Platz, Martin Kottmann, Ferrari 275 GTS, 1965 (Best of Show)
2. Platz, Thomas Kern, Ferrari 512 BBi, 1983
3. Platz, Roland Hächler, Ferrari F40, 1987
"110 Jahre Alfa Romeo":
1. Platz, Andy Rottmann, Alfa Romeo Super Sprint, 1956
2. Platz, Vivienne Moser, Alfa Romeo 1300 Junior, 1966
3. Platz, David Kocherhans, Alfa Romeo Montreal, 1973
1970er-Jahre:
1. Platz, Markus Döbeli, Citroën SM, 1972
2. Platz, Oliver Höner, Maserati Ghibli, 1970
3. Platz, Fredy Durrer, Lotus Europa, 1973
Youngtimer:
1. Platz, Fabian Lutziger, Bugatti EB 110, 1994
2. Platz, Anina Pulfer-Jones, Bentley Continental Convertible, 1995
3. Platz, Petra Schuster, Smart Brabus Roadster, 2005
Publikumspreis: Ford Mustang Fastback K-Code, 1965
Best unrestored: Bugatti EB 110, 1994
Special Price of the Jury: Detroit Electric, 1918 (ältestes Auto auf dem Platz)
Special Price auto-illustrierte: Vivienne Moser, Alfa Romeo 1300 Junior, 1966 (Nachwuchsförderung)
Best of Show: Ferrari 275 GTS, 1965
Text: Stefan Fritschi
Fotos: Dario Fontana (obere Galerie) und Fredi Vollenweider, www.dreamcar.ch (untere Galerie)