Antwort auf Sanktionen

Russland – Neuauflage von Wolga und Pobeda?

Die russische Autoindustrie liegt aufgrund der Kriegshandlungen komplett darnieder, die ausländischen Werke haben sich zurückgezogen. Trotzdem denkt Russland an die Zeit nach dem Krieg und plant – nachdem die erneute Produktion des Moskwitsch verkündet worden ist – die Wiederaufnahme der Produktion der verblichenen Sowietmarken Wolga oder Pobeda – oder gar von beiden.

Veröffentlicht am 21.06.2022

Gemäss Informationen des Branchenportals "Automobilwoche.de" plant die russische Regierung die Revitalisierung nicht mehr existenter Sovietmarken. Hintergrund ist der weitgehende Stillstands der russischen Automobilindustrie aufgrund der Sanktionen und der aktuellen Krisensituation. Daher hat die politische Führung in Moskau verkündet, die Produktion der sowjetischen Automarken Wolga und/oder Pobeda wieder aufzunehmen. 

"Die Kollegen haben Pläne zur Wiederbelebung der Marken "Wolga" oder "Pobeda", oder sogar beider", sagte Russlands Industrieminister Denis Manturow im Interview mit dem Sender RBC. Wie die Fahrzeuge aussehen sollen, wer sie entwickelt und ab wann sie produziert werden sollen, wurde allerdings nicht gesagt.

 


Moskwitsch

Manturow verwies darauf, dass bereits entschieden sei, nach dem Rückzug des französischen Autobauers Renault in dessen Moskauer Werk die Produktion des Moskwitsch wieder aufzunehmen. Der Moskwitsch wurde in Russland nach dem zweiten Weltkrieg ab 1947 gebaut. Dabei wurden die Opel-Produktionsanlagen von Rüsselsheim und Berlin (Ambi-Budd) deportiert und der Opel Kadett als Moskwitsch 400 weiter gebaut. Die Produktion von Moskwitsch-Fahrzeugen endete 1998. 2006 wurde das Moskwitsch-Werk für bankrott erklärt und später von Renault übernommen:

 

 

Pobeda

Die Automarke "Pobeda" ("Sieg") gab es lediglich von 1946 bis 1958 und wurde von der Autofabrik GAZ hergestellt. Es gab nur ein einziges Modell mit Untervarianten unter der Bezeichnung GAZ-M20 Pobeda:

 

Wolga

Die Nachfolgemodelle des Pobeda hiessen ab 1956 "Wolga" und wurden in Nischni Nowgorod ebenfalls von GAZ hergestellt. Das letzte eigentliche Wolga-Modell lief im Jahr 2010 (goldenes Fahrzeug ganz oben) vom Band. Danach betätigte sich das Automobilwerk unter anderem als Montage-Partner für die Herstellung von VW- und Skoda-Modellen. VW hat seine Produktion in Russland im März 2022 allerdings stillgelegt. Zuletzt wurde bekannt, dass VW wegen der Sanktionen gegen GAZ die Kooperation einstellen und die Arbeitsplätze in Nischni Nowgorod abbauen will.

Der russische Automarkt erlebt insgesamt eine schwere Krise. Der Verkauf von Neuwagen im Mai ist gegenüber dem Vorjahr um mehr als 80 Prozent zurückgegangen. Die meisten Autobauer haben ihre Produktion wegen des sanktionsbedingten Teilemangels eingestellt. 

 

 

Text: automobilwoche.de und Stefan Fritschi
Fotos: FavCars.com, autoplenum.de

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