Elektro-SUV

Smart #1 - Überzeugt der Neuanfang? - Mit Video

Für den Smart #1 hat sich Mercedes mit dem chinesischen Autogiganten Geely zusammengetan. Die Eckdaten des Elektro-SUVs beeindrucken, Ladeleistung, Reichweite und Platzangebot suchen in dieser Klasse ihresgleichen. Ob der Deutsch-Chinese auch so überzeugend fährt, haben wir getestet!

Veröffentlicht am 28.09.2022

Eins vorweg: Von klassischen Markentugenden vergangener Zeiten können sich eingefleischte Smart-Jünger verabschieden. Stattdessen ist der #1 ein 4,27 Meter langes Elektro-SUV-Schrägstrich-Crossover, das dank 2,75 Meter Radstand ein erstaunliches Platzangebot bereithält. Damit ist er nur geringfügig kleiner als ein Mercedes EQA und könnte irgendwann seinen Platz einnehmen, wenn sich Mercedes dereinst von der A-Klasse und den meisten ihrer Derivate verabschiedet. Dabei ist der Smart #1 sogar erfreulich fair eingepreist. Rund 37.000 Franken werden in der Basis fällig, bestellbar ist das Auto ab sofort.

Animierter Sprachassistent

Für den Preis gibt es ein üppig geschnürtes Paket. Der Innenraum ist in beiden Reihen schön luftig, der Kofferraum mit 273 bis 411 Liter bei vorgeschobener Rückbank anständig dimensioniert. Auch Materialauswahl und Verarbeitung sind mehr als anständig.


Der animierte Fuchs im Infotainment (rechts unten im Bildschirm) soll die Interaktion mit dem Sprachassistenten lebendiger gestalten. Eine spannende Idee, die durchaus noch mehr Umfang verdient hat.

Ein Volltreffer ist das Infotainment. Der 12,8-Zoll-Schirm lässt sich schnell und zuverlässig bedienen, das auf den ersten Blick überladene Home-Menü ist schnell durchschaut und logisch aufgebaut. Witzig: Der Sprachassistent wird durch einen animierten Fuchs dargestellt, der allerdings noch nicht wirklich viel zum Nutzererlebnis beiträgt. Hier könnten via Over-the-Air-Updates nach und nach weitere Inhalte folgen.

Sehr gute Ladeleistungen

Und dann wäre da noch die Antriebstechnik. AC-Laden mit 22 kW und DC-Laden mit 150 kW sind Serie und in der Klasse Benchmark. Die 66-kW-Batterie (netto) soll Saft für bis zu 440 Kilometer Reichweite nach WLTP liefern und ist im Optimalfall in unter 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen. Mercedes EQA und EQB bieten nur 11 kW (AC) respektive 100 kW (DC). In der Basis treibt ein Elektromotor mit 200 kW (272 PS) und 343 Nm Drehmoment die Hinterachse des 1820 Kilogramm schweren Smart an.


Das Dach mit "schwebender C-Säule" kann entweder in Wagenfarbe oder in Kontrastlackierung bestellt werden.

 

Komfortables Fahrverhalten

Der liefert denn auch mehr als ausreichende Fahrleistungen. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,8 Sekunden fühlt sich in der Realität fixer an. Dabei ist die Fahrpedalkennlinie in allen Modi alltagstauglich geraten, ungewolltes Kopf-gegen-Kopfstütze-Knallen ist nicht zu befürchten. In der Stadt freut man sich über eine direkte, wenn auch arg synthetische Lenkung. Die Übersicht ist bis auf die Sicht nach schräg hinten hervorragend, das Fahrwerk komfortabel und frei von Grobheiten selbst bei den grossen 19-Zoll-Felgen. Bei voller Rekuperationsstufe ist One-Pedal-Driving möglich. Notiz am Rande: Wir sind ein Vorserien-Auto gefahren, das ein oder andere könnte sich zur Serie also noch verbessern. Ziemlich sicher aber nicht der für diese Fahrzeuggrösse gar nicht mal so kleine Wendekreis.


Geringe Windgeräusche tragen genauso zum Komfort bei wie das weiche Fahrwerk. Letzteres lässt den #1 in Kurven und auf langen Bodenwellen arg schaukeln, erstickt die Lust auf sportliches Fahren im Keim.

Dass der #1 trotz viel Leistung kein Sportwagen ist, wird spätestens auf der Landstrasse klar. Das komfortable Fahrwerk lässt die Karosserie in Kurven und auf Bodenwellen stark aufschaukeln. Die Lenkung wird im Sportmodus zwar härter, aber nicht rückmeldungsfreudiger. Immerhin: Beherzte Tritte aufs Gaspedal lassen schon mal das Heck kommen, das vom ESP zuverlässig wieder eingefangen wird.

Brabus-Version mit Allrad

Wer es etwas sportlicher mag, kann zum Smart #1 Brabus greifen, der Allradantrieb und 428 PS dank zwei Elektromotoren liefert. Zwar ist auch sein Fahrwerk eher von der nachgiebigen Sorte, wenn auch mit einer gewissen Grundsteifigkeit bedacht. Doch die Fahrleistungen sind definitiv fixer, 3,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprechen eine deutliche Sprache.


Rote Zierteile, Fake-Lufteinlässe und andere Felgen kennzeichnen die Brabus-Version, die dank Allradantrieb in der Schweiz besonders gefragt sien dürfte.

Der Innenraum wird mit Alcantara, roten Zierteilen und ein paar Fake-Lufteinlässen aufgemöbelt, die Karosserie zieren Fake-Lufteinlässe und ein paar Anbauteile. Schon in der Basis pflegt der Smart #1 einen sehr juvenilen Auftritt mit durchgehenden Leuchtenbändern, optional farblich abgesetztem Dach und vorwitzig gezeichneten Matrix-LED-Scheinwerfern.

Die Preise sind fair

Das soll genauso junge Menschen ansprechen wie der Preis. 37.000 Franken liegen rund 14.000 Franken unter dem, was Herr und Frau Schweizer heutzutage durchschnittlich für einen Neuwagen ausgeben. Ein wirklich fairer Deal, denn der Smart #1 bietet gerade bei der Ladetechnik teils deutlich mehr als manch teurere Konkurrenten dieser Klasse. Wer zuhause laden kann und mit dem Platzangebot zurechtkommt, sollte sich Smarts Neuanfang durchaus mal genauer ansehen.

Fazit:

Von Smart ist im Prinzip nur noch der Name übriggeblieben, das Konzept ist ein vollkommen Anderes. Schlimm? Nein. Denn der #1 bietet ein überzeugendes Gesamtpaket aus Technik und Platz zum fairen Preis. Sportfahrer werden zwar weder die Basis- noch die Brabus-Version abholen. Für alle, die einfach ein unkompliziertes Alltagsauto wollen, kann der Smart #1 eine Überlegung wert sein.

Text: Moritz Doka
Bilder: Markus Kunz, auto-illustrierte

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