Opel Astra GSe

So fährt Opels neuer Sport-Astra

An der Spitze des Astra-Modellprogramms steht ab sofort «Grand Sport electric». Der Astra GSe ist kein Ersatz der seligen OPCs, sondern eher viel Ausstattung mit kleinem Dynamik-Plus.

Veröffentlicht am 23.08.2023

Sport hatte bei Opel über die Jahrzehnte viele Namen: GSi, GS/E, GTE, OPC. Alle hatten sie ihre Zeit und sind heute Geschichte. Seit Kurzem darf mit «GSe» wieder ein Kürzel die Topmodelle von Opel schmücken, diesmal aber ausschliesslich elektrifiziert. Im Falle des Astra bedeutet das einen Plug-in-Hybriden mit 225 PS Systemleistung. Ihnen kommt die Zahl bekannt vor? Kein Wunder, bei Stellantis-Konzernschwester Peugeot gibt es denselben Antrieb im regulären 308, ganz ohne Sportzutaten. Das zeigt schon mal, welche Richtung Opel eingeschlagen hat.

Hervorragende Sitze


Die 18-Zoll-Felgen sind das auffälligste Merkmal des GSe. Ansonsten entspricht er optisch praktisch eins zu eins der GS-Line.

Wer den Astra GSe auf den ersten Blick als solchen erkennt, arbeitet wahrscheinlich bei Opel. 18-Zoll-Felgen, ein Zentimeter Tieferlegung und Frontschürze mit mehr schwarzem Lack dürften den wenigsten auffallen. Immerhin sieht der Kompakte schon ab Werk richtig gut aus, punktet mit seinem auffälligen «Vizor»-Grill und serienmässigen Matrix-LED-Scheinwerfern mit gezackter Tagfahrlichtsignatur. Innen gibt es ein mit gelochtem Leder bezogenes Lenkrad und Integral-Sportsitze mit AGR-Label (Aktion Gesunder Rücken). Sehr bequem und langstreckentauglich, dürften sie im Schulterbereich etwas mehr Unterstützung bieten. Bis auf zwei Logos in der Rückenlehne sind ansonsten keine GSe-Zutaten auszumachen.

Das Fahrwerk reissts raus


Was das Cockpit an sportlichen Reizen vermissen lässt, mach es mit seiner guten Ergonomie wieder wett.

Beim Fahren ist davon schon mehr zu spüren. «FSD» heisst das Zauberwort (Opel mag Abkürzungen mit drei Buchstaben), was für «Frequency Selective Damping» steht. Die Koni-Entwicklung dämpft in Abhängigkeit der Federfrequenz, härter bei sportlicher Fahrweise, weicher bei normaler Gangart. Das funktioniert in der Praxis richtig gut. Im Normalbetrieb federt der Astra kommod und sanft. Nur die 18-Zöller mit Niederquerschnittreifen verhageln den Auftritt etwas, wenn sie hart über Schlaglöcher rumpeln. Dynamisch in Kurven geworfen, zeigt der Astra dann kaum Seitenneigung und lässt sich flott über Landstrassen jagen. Auch ein Verdienst der etwas leichtgängigen, aber schön präzisen und direkten Lenkung.

Der Opel Astra GSe im ausführlichen Video-Review

Kein überzeugender Antrieb

Einen Rabauken im Stile alter OPCs darf man dennoch nicht erwarten, denn der Antrieb fällt etwas ab. Zwar zieht der Elektromotor beim Gaspedalbefehl direkt an. Bis sich Motor und Getriebe aber sortiert haben und ins Beschleunigungsgeschehen mit eingreifen, dauert es eine gute Sekunden. Dann geht es flott vorwärts. Allerdings nur, wenn Saft im Akku ist. Muss der Vierzylinder alleine arbeiten, dreht er recht angestrengt hoch. Der schwächere PHEV (180 PS) beschleunigt nur 0,1 s langsamer von 0 auf 100 km/h und ist in der Spitze nur zehn km/h langsamer.


Ist die Batterie leer, muss der Verbrenner alleine arbeiten. Dann klingt er rauh und angestrengt.

Trotzdem bietet der GSe das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis. Ausstattungsbereinigt kostet er nur rund 2000 Franken mehr und kommt praktisch vollausgestattet daher. Infotainment mit Navigation und kabelloser Smartphone-Anbindung, Head-up-Display, Einparkhilfe mit 360-Grad-Kamera und zahlreiche Fahrassistenten sind immer an Bord. Die 2000 Franken bezahlt man dann sozusagen für das gute Fahrwerk und 45 PS extra – kein schlechter Deal.

Fazit von Moritz Doka
Der Sportfunke springt beim GSe nur bedingt über. Durch seine hohe Ausstattung bietet er trotzdem ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gegenüber den anderen Motorisierungen.

Technische Daten Opel Astra GSe

R4-Turbobenziner-PHEV, 1598 cm3, 133 kW/180 PS bei 6000/min, 250 Nm bei 1750/min, E-Motor: 81 kW (110 PS), 320 Nm, Systemleistung: 165 kW/225 PS, Systemdrehmoment: 360 Nm, 8-Gang-Automat, Vorderradantrieb, Li-Ionen-Batterie 11,3 kWh (netto), Norm: 1,1 l/100 km (WLTP), el. Reichweite: 64 km (WLTP), 25 g/km CO2, Effizienz B, Test: 4,7 l/100 km, el. Reichweite im Test: 48 km, 0–100 km/h: 7,5?s, Spitze: 235 km/h, L/B/H: 4374/1860/1432 mm, Radstand: 2675 mm, Reifen: 225/40 R18, Leergewicht: 1703 kg, Zuladung: 447 kg, Ladevolumen: 352–1268 l, Anhängelast gebr./ungebr.: 1450/750 kg, Preis: ab 49'900 Franken, Testwagen: 52'180 Franken.

Text: Moritz Doka
Fotos: Markus Kunz, auto-illustrierte

<< Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren: