SsangYong in der Krise

SsangYong – Übernahme durch Edison geplatzt

Der Fusions- und Übernahmevertrag zwischen Ssangyong Motor und Edison, der am 10. Januar 2022 geschlossen wurde, ist nicht mehr gültig! Der Verkaufsprozess der finanziell stark angeschlagenen koreanischen SsangYong Motor Company hatte sich im Oktober 2021 auf Edison Motors Consortium, EL B&T Consortium und INDI EV Inc. konzentriert. Dann wurde entschieden, dass SsangYong von einem Konsortium um den E-Lastwagen-Hersteller Edison Motors übernommen werden wird. Doch Edison hat die Zahlungsfrist für die Anzahlung bis spätestens 25. März ungenutzt verstreichen lassen und die für den 1. April geplante Gläubigerversammlung abgesagt. Jetzt ist alles wieder offen. SsangYong-Manager Vanden Bergh gibt eine Erklärung ab.

Veröffentlicht am 28.03.2022

Nach bisherigem Stand sollte die Firma von einem Konsortium unter Führung des südkoreanischen E-Lkw-Herstellers Edison Motors aufgekauft werden. Der Preis beträgt 304,86 Milliarden Won (etwa 224 Millionen Euro) – also weit weniger als die geschätzten eine Billion Won!

Doch diese Abmachung ist mittlerweile obsolet, denn Edison hätte bis spätestens 25. März 2022 eine Anzahlung leisten müssen, damit anlässlich der Gläubigerversammlung am 1. April 2022 die Übernahme hätte genehmigt werden können. Edison beantragte jedoch, die Sitzung zu verschieben, ohne den vereinbarten Betrag im Voraus zu zahlen.

Ssangyong Motor hat jetzt beschlossen, dem Antrag von Edison auf Verschiebung nicht stattzugeben, um die Interessen aller beteiligten Gläubiger zu wahren und den "Schwung für einen neuen Fusions- und Übernahmevertrag" nicht zu verlieren, wie es in einer Pressemeldung heisst.

 

Rettung mit neuem Investor?

Ssangyong Motor befinde sich heute in einer wesentlich besseren Lage als im Juni 2021, als die Übernahmevereinbarung bekannt gegeben wurde, heisst es in der Mitteilung:

- Damals war die Zukunft des J100 – ein neues C-SUV, das etwas grösser als der aktuelle Korando ist – ungewiss. Heute soll das Auto im Juni 2022 in Produktion gehen.

- Im Juni 2021 waren die Markteinführung des Korando e-Motion und die Entwicklung neuer Modelle noch ein Wunschtraum. Heute ist der e-Motion Realität, und der U100 – die elektrische Variante des J100 – ist in Zusammenarbeit mit BYD in voller Entwicklung.

- Inzwischen steht auch das neue CKD-Projekt (Complete Knocked Down Assembly Plant) für Saudi-Arabien in den Startlöchern.

- Die Umstellung auf einen Zweischichtbetrieb in der Produktion ab Juni ist ebenfalls in Arbeit, da die höhere Marktnachfrage bereits zu mehr als 13.000 Auftragsrückständen geführt hat.
Die Zulieferer haben zugesagt, weiterhin Teile zu liefern.

- Diese neuen Fakten versetzen SsangYong Motor heute im Vergleich zum Juni 2021 in eine viel bessere Position, um einen neuen Investor zu finden.


"Can do"-Mentalität: die Interpretation des Europa-Chefs

Johan Vanden Bergh, General Manager SsangYong Motors Middle Europe, versucht, die Situation in ein positives Licht zu rücken und gibt folgendes Statement ab:

"Zweifellos eine überraschende Wendung, aber die Grundüberlegung ist richtig:

- Der Korando e-Motion ist Realität, und der J100 fährt bereits getarnt durch die Gegend, bereit für den Produktionsstart in diesem Sommer auf dem koreanischen Heimatmarkt;

- Der U100 – das elektrische Derivat des J100 – wird in Zusammenarbeit mit BYD entwickelt, denn allein die Zahl der Vorbestellungen für den e-Motion auf dem koreanischen Markt zeigt deutlich, dass es eine konkrete Marktnachfrage nach Elektromodellen von SsangYong gibt;

- Mehr als 13.000 Aufträge deuten auf ein gutes Geschäft hin;

- Der Zweischichtbetrieb wird tatsächlich eingeführt, da das Gericht im vergangenen Jahr im Rahmen einer Reihe von Massnahmen die Umstellung auf eine Schicht angeordnet hat. Diese Massnahme ist nun ausgelaufen.

Obwohl es rechtlich gesehen eine Entscheidung von SsangYong Motor ist, wird sie von der KDB (Korean Development Bank) unterstützt. Denn die KDB muss SYMC natürlich weiterhin finanzieren. Allerdings steckt die KDB nun Geld in ein Unternehmen, das grundsätzlich viel gesünder ist (Kundenportfolio und neue Modelle), mit der Aussicht auf einen besseren (stärkeren) Investor.

Inmitten der weltweiten Turbulenzen in der Halbleiterindustrie und anderer Kriege liefert SsangYong weiterhin recht gute Ergebnisse.

Ich persönlich glaube fest an die "Can do"-Mentalität einer Reihe von Schlüsselpersonen bei SYMC, die das Unternehmen wieder in die richtige Richtung gebracht haben.

Dies ist daher ein herzlicher Aufruf, gemeinsam weiterzumachen, denn auch 2022 steigt die Zahl der Kundenaufträge. Nicht nur bei uns, sondern auch in den (grossen) Nachbarländern."


SsangYong Motor ist der viertgrösste südkoreanische Automobilhersteller. Seit 2011 befindet er sich mehrheitlich im Besitz des indischen Nutzfahrzeugbauers Mahindra & Mahindra. Die Inder hatten seit 2020 vergeblich versucht, ihre Mehrheit zu veräussern. Der Absatz von SsangYong fiel 2021 nach eigenen Angaben im Jahresvergleich um 21 Prozent auf knapp 84.500 Autos.

 

Text: Stefan Fritschi
Fotos: SsangYong

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