Mobilize: Super Mario Kart in Rom

Volle Innenstädte, wenig Parkplätze – wer kennt das nicht? Und wenn dann doch eine Lücke frei scheint, erkennt man zu spät, dass darin ein klitzekleines Auto steht. Das ist ärgerlich, wenn man einen fetten SUV fährt, macht aber diebische Freude, wenn einem das Micro-Car gehört. Es gibt schon einige davon – allen voran der Renault Twizy, der zwölf Jahre lang gebaut wurde, aber kein grosser Erfolg war. Der Twizy wird nun vom Mobilize Duo und Mobilize Bento abgelöst.

Beim Mobilize Duo können zwei Personen mitfahren, der Mobilize Bento bietet nur einen Platz, dafür hat er eine Box am Heck. Wie praktisch für Kurierfahrer aller Art – von Pizza bis Pakete. Vollelektrisch surrt man damit durch die überfüllten Innenstädte – wie zum Beispiel in Rom, wo wir den Mobilize Duo und Bento zum ersten Mal live sehen und fahren durften. 

Mit seinen kompakten Massen (2,43 Meter lang, 1,30 Meter breit) ist der Mobilize Duo nur halb so gross wie ein klassisches Auto. Der Fahrer sitzt mittig wie in einem Le-Mans-Hypercar. Auch die Türen öffnen sich nicht seitlich, sondern nach oben – ebenfalls wie bei einem Le-Mans-Hypercar. Das sieht nicht nur cool aus, sondern erleichtert auch das Ein- und Aussteigen in beengten Situationen.

Sitzt man im beheizbaren Fahrersitz, guckt man auf ein witziges Armaturenbrett, das ein bisschen an eine Spielkonsole erinnert – mit echten Knöpfen, die das Bedienen des Autos einfacher macht als eine Mikrowelle.

Die Karosserie ist unlackiert. Der Grund: Gewerbetreibende können so leichter das Auto mit Werbung beschriften oder in den eigenen Firmenfarben gestalten. Zwei LED-Scheinwerfer vorne und ein LED-Leuchtband am Heck machen den unkonventionellen Look komplett. 

Während der Fahrer und der Beifahrer im Duo hintereinander Platz finden, bietet der Bento nur Raum für eine Person. Statt eines Beifahrersitzes fährt beim Bento eine 649 Liter fassende Ladebox mit. Mit 2,54 Metern Länge ist er nur unwesentlich länger als der Duo. 

Nachhaltig durch den Alltag flitzen

Ein 48-Volt-Elektromotor auf der Hinterachse treibt den Mobilize an. Wie alle Elektrofahrzeuge, legt auch der Mobilize an der Ampel einen flotten Start hin. Und kann voll im Stadtverkehr mithalten – ach was – anführen. Mit bis zu 80 km/h (max. 45 km/h in der L6-Variante) flitzt man im Mobilize Duo oder Bento wendig wie ein Velokurier durch den Stadtverkehr. Theoretisch.

In der Praxis braucht es schon ein bisschen Mut, mit dem Mobilize Duo durch den ruppigen Stadtverkehr von Rom zu fahren. Man fühlt sich anfangs klein und unterlegen. Zum Glück haben beide Mobilize-Modelle einen Airbag an Bord. Das Fahrerlebnis Mobilize Duo und Bento ist speziell und gewöhnungsbedürftig, aber im guten Sinn. Es ist ein bisschen wie Super Mario Kart zu fahren. Einfach in echt, als hätte man sich von der virtuellen Rennstrecke in die Realität verirrt. Es gibt zwar keine Hindernisse in Form von Pilzen, Schildkröten und Bananenschalen, dafür aber SUVs, Vespas und Fussgänger.

Verkehrsregeln werden in Rom ja mehr als eine Art Vorschlag verstanden. Hier gilt das Recht des Frecheren. Und darin liegt die Stärke des Micro-Cars. Erkennt man die Vorteile der kleinen Grösse, ist jede Lücke eine Option, die genutzt werden kann. Enge Gassen, ja sogar überlaufene Strassen vor Sehenswürdigkeiten sind im Mobilize Duo kein Problem. Mehr noch: Man wird darin selbst zur Sehenswürdigkeit. Die Touristen gucken, fotografieren und stellen Fragen. Was ist das für ein Auto? Gibt es nur Platz für eine Person oder zwei? Das Interesse ist überwältigend – auch das kann man mit einem Le-Mans-Hypercar vergleichen. 

Drückt man aufs Gaspedal, hört sich der Duo allerdings ein wenig an wie ein alter Laptop, der gegen die Überhitzung kämpft – lauter als erwartet. Die NMC-Batterie hat eine nutzbare Kapazität von 10,3 kWh. Daraus ergibt sich für den Duo eine Reichweite von 161 km und für den Bento eine Reichweite von 149 km. Zum Aufladen geben sich die Gebrüder Duo und Bento mit der klassischen Haushaltssteckdose zufrieden. Innerhalb einer Stunde lassen sich so 25 km Reichweite generieren. Um von 20 auf 80 Prozent zu kommen, muss man 3 Stunden und 50 Minuten einplanen. Mit einem optionalen Typ-2-Stecker können auch öffentliche Ladestationen angesteuert werden, was die Ladezeit erheblich verkürzt. 

Big city life im Micro-Car

Ganz im Sinne von “The future is now” liefert Mobilize mit den beiden Modellen eine spannende Alternative für den Grossstadtverkehr. Was der Spass kostet? Die Preise werden wohl so um die 10’000 Franken beginnen. Auslieferung: 2025.

Text: Karina Kraus 

Bilder: Mobilize