

Tempo 30, weil’s geil ist?!
Zürich diskutiert Tempo 30 und träumt dabei am eigentliche Ziel vorbei. Ein flächendeckendes Langsamfahren ist keine Lösung, sondern ein Irrweg voller Nebenwirkungen. Wir wünschen uns mehr gesunden Menschenverstand auf vier Rädern.
Eigentlich nervt es doch nur. Denn ganz ehrlich: Worüber reden wir hier? Statt uns wichtigeren Themen zu widmen, streiten wir über Geschwindigkeit – nicht auf der Autobahn, sondern mitten in der Stadt. Besonders irritierend an der Abstimmung gegen das Ausbremsen auf Hauptstrassen und für individuelle Mobilität: Es geht längst nicht mehr um Sachfragen – es geht nur noch ums Prinzip.
Ein Ja zur Mobilität für alle? Klingt eigentlich selbstverständlich. Und doch muss man sich heute für etwas einsetzen, das eigentlich keiner hinterfragt hätte – wie absurd ist das bitte? Tempo 50 innerorts ist eine bewährte Regel. Daran zu rütteln wirkt fast schon satirisch.
Wer unterwegs ist, will ankommen, nicht stehen. Das Auto ist kein Wartezimmer auf Rädern. Wem nützt diese künstlich verordnete Schleichfahrt? Mehr Sicherheit? Kaum. Werfen Sie mal einen Blick in die Autos neben sich im täglichen Stau rund um Zürich: Viele Fahrer sind mit einer Hand am Smartphone. Tempo 30 wird diese gefährliche Ablenkung nicht lösen – im Gegenteil, die geringere Geschwindigkeit könnte zu noch mehr Unachtsamkeit führen.
Oft vergessen wird auch, dass Polizei, Feuerwehr oder Sanitäter im Notfall kaum schneller durchkommen als der übrige Verkehr. Wenn wir den Verkehr zusätzlich bremsen, bremsen wir im Zweifel auch die Einsatzkräfte. Will man das wirklich riskieren?
Viel Lärm um nichts?!
Und der Lärm? Der gern zitierte Mythos, Tempo 30 halbiere den Verkehrslärm, hält keiner sachlichen Überprüfung stand. Realistisch sind rund 20 Prozent Reduktion. Aber mal ehrlich: Reduzieren Sie die Saugleistung Ihres Staubsaugers, nur damit er leiser ist? Dann dauert’s länger und das Ergebnis ist mässig. Warum soll das im Strassenverkehr plötzlich sinnvoll sein? Von den Emissionen ganz abgesehen...
Noch ein Punkt: Wenn man auf Hauptstrassen das Tempo drosselt, weichen Autofahrer oft auf Wohnquartiere aus. Ob es dort sicherer ist, wenn sich Autos zwischen spielende Kinder und Radfahrer schlängeln, darf bezweifelt werden. Eine Verlagerung des Verkehrs löst kein Problem, sie –wie der Name schon sagt– verlagert es eben nur. Und wer glaubt, dass Tempo 30 dazu führt, dass die Menschen in Scharen den ÖV nutzen, glaubt vermutlich auch noch an den Weihnachtsmann. Mobilität braucht Verlässlichkeit und Effizienz – keine Symbolpolitik.
Also, liebe Leser, ein flächendeckendes Tempo 30 ist keine durchdachte Lösung, sondern ein Ausdruck von ideologischer Verbohrtheit. Eine Denkblockade, wenn man so will. Geistige Blähungen, um es beim Namen zu nennen. Tempo 50 muss die Regel bleiben. Tempo 30 dort, wo es Sinn ergibt: vor Schulen, in Spielstrassen, an unübersichtlichen Kreuzungen.
Der Regierungsrat und der Kantonsrat sagen übrigens auch Ja zur Mobilitätsinitiative. Warum? Weil sogar sie erkannt haben, dass wenn der Verkehr fliesst, eine Stadt am Leben bleibt.
Dass wir diesen Appell überhaupt schreiben, zeigt, wie abwegig diese Debatte geworden ist. Aber gut: Ja zur Mobilitätsinitiative. Für Tempo 50. Für gesunden Menschenverstand.


