Krise

Ukraine-Krieg trifft Autoindustrie

Die russische Invasion und der Krieg in der Ukraine sorgen für eine humanitäre Katastrophe. Durch den Ausfall wichtiger Produktionsstandorte im Kriegsgebiet zieht die Krise weite Kreise, auch die Autoindustrie ist stark betroffen.

Veröffentlicht am 04.03.2022

Corona, Lockdowns, geändertes Konsumverhalten, Container-Krise, Chip-Krise – die vergangenen Jahre waren hart für die globale Autoindustrie. Der Krieg in der Ukraine zeigt aber nun, dass es plötzlich alles noch eine ganz andere Dimension bekommen kann.

Mercedes-Benz, BMW, Volkswagen, Audi, Skoda, Porsche, MAN und auch Renault sind von den Kriegshandlungen unmittelbar betroffen. Denn sie alle beziehen ihre Kabelbäume und Teile des Bordnetzes zu großen Teilen aus der Ukraine. Die dort ansässigen Zuliefererfirmen Leoni, Fujikura und Nexans haben ihre Werke geschlossen um die über 10‘000 Mitarbeiter, so gut es angesichts der schrecklichen Lage im Land geht, in Sicherheit zu bringen.

Viele Werke stehen still wegen Kabelbaum-Mangel

Die bis zu acht Kilometer messenden Kabelstränge, die es je nach Modell auf ein Gewicht von bis zu 60 Kilogramm bringen können fehlen nun vor allem im europäischen Produktionsprozess. Drossellungen in der Produktion, ein Rückfahren auch Ein-Schicht-Betrieb bis hin zur Stillegung ganzer Werke sind die aktuellen Auswirkungen.

Bei VW sind die Werke in Leipzig, Zwickau, Wolfsburg, Dresden, Ingolstadt und Neckarsulm betroffen. Bei BMW sind es München, Leipzig, Dingolfing, Steyr und das britische Werk in Oxford. Brancheninsider gehen von mindestens 400‘000 direkt betroffenen Fahrzeugen aus, der Produktionsausfall könnte sich sogar auf 1‘500‘000 Autos summieren.

Eine grössere Krise als die Corona-Auswirkungen?

Neben den Zuliefererteilen spielen auch die Rohstoffmärkte angesichts des Krieges verrückt. Elemente wie das Edelgas Neon, das zur Laserproduktion und damit indirekt in die Halbleiter-Industrie eingreift werden knapp, ebenso Palladium für Katalysatoren und Nickel für die Batterien von Elektroautos. Fast die Hälfte des in Deutschland verarbeiteten Nickels kommt aktuell aus Russland.

Somit ist der Krief, so weit er geographisch auch entfernt schein, bereits näher als man denkt. Und die Krise wird Tag für Tag schlimmer. Bleibt zu hoffen, dass die Verhandlungen für einen Waffenruhe und Einstellung der Kampfhandlungen so schnell wie möglich erfolgreich werden.

Text: ai-online-Redaktion/DF/FM
Bilder: Hersteller

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