Test

VW Taigo - Brasilien-Import im Test

Crossover aus SUV und Coupé verkaufen sich wie warme Weggli. Also bringt VW den brasilianischen Nivus zu uns und nennt ihn Taigo. Eine Bereicherung der Modellpalette oder nur ein aufgehübschter T-Cross?

Veröffentlicht am 14.01.2023

Nischen: Wer eine entdeckt, fülle sie sofort! VW ist zwar kein Nischen-Pionier, aber dafür haben die Wolfsburger ihre Kolonien schon früh zur Selbstständigkeit erzogen. So durften insbesondere die Brasilianer immer wieder eigene Modelle kreieren.

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So der Nivus, der 2020 auf den lokalen Markt kam. Er ist irgendwo zwischen Polo und Golf, respektive T-Cross und T-Roc, angesiedelt, aber mit Crossover-Karosserie. Dank des minimal verkürzten Radstands, einiger Designanpassungen und als Taigo gelabelt läuft er jetzt für den europäischen Markt im spanischen Pamplona von den Bändern.

Ziemlich analoges Cockpit


Statt den Touchslidern am Lenkrad wie bei den ID-Modellen gibt es im Taigo noch Knöpfe. Zum Glück!

Steigt man aus dem VW T7 New Multivan oder dem Golf 8 in den Taigo um, fühlt man sich um ein paar Jahre zurückversetzt. Jahre, die wir uns eigentlich zurückwünschen, da der Taigo in vielen Bereichen relativ analog und logisch ist – trotz des optionalen, 320 Franken teuren Digital-Cockpits Pro. Selbst die Handbremse ist manuell.

Natürlich wurden viele Direktwahlknöpfe eingespart und wir müssen uns mit unpräzisen Slidern behelfen. So schlimm wie bei anderen VW-Produkten ist es aber noch nicht. Leider ist unser R-Line-Testwagen innen farblich etwas düster, was so gar nicht zum flotten, 710 Franken Aufpreis kostenden Kings Red Metallic passt.

Ein Haufen Haftplastik


Im Vergleich zum nutzwertorientierten Plattformbruder T-Cross bietet der Taigo mehr Design.

Die Qualität der Oberflächen ist gut, wenn auch viel Hartplastik verwendet wird. Die sportlichen Sitze bieten viel Seitenhalt. Auch im Fond ist erstaunlicherweise genug Platz für Beine und Köpfe. Müssen aufgrund des Coupéhecks Abstriche gemacht werden, dann ist es im Kofferraum. Er ist zwar mit 455 Litern auf 1285 Liter erweiterbar und sehr geräumig, aber die Ladekante ist etwas hoch und die flache Heckscheibe kostet Platz.

Sportlich und flott

Unser Taigo bereitet mit dem 150 PS leistenden 1,5-Liter-Vierzylinder und einem Siebengang-DKG sowie Vorderradantrieb viel Freude – und das erst recht angesichts des Leergewichts von unter 1,4 Tonnen und ganz ohne Hybrid-Ballast. Das DKG schaltet sehr früh hoch und erlaubt eine extrem tieftourige Fahrweise.

Selbst im Sport-Modus bleiben die Drehzahlen in angenehmen Tonlagen. Und da wir noch ein adaptives Fahrwerk (290 Franken) und 18-Zoll-Räder (320 Franken) an Bord haben, bleiben die Fahreigenschaften und insbesondere die Kurvenlage sportlich und sicher. Wir könnten glatt noch ein paar PS mehr vertragen.

Preis ist akzeptabel

Im Text sind bereits einige aufpreispflichtige Features aufgelistet. Unser Taigo R-Line kostet denn auch 45 660 Franken, weil insgesamt für fast 7000 Franken Optionen eingebaut sind. Das optionale Assistenzpaket, die 930 Franken teuren IQ-Light-Matrix-Scheinwerfer oder die erwähnten Fahrwerksgoodies kann man sich in dieser Klasse schenken. So ergibt sich dann ein Kaufpreis von rund 40 000 Franken, was wiederum akzeptabel ist.

Fazit

Polo und Golf zu normal? T-Cross und T-Roc zu kantig? Die trendige Coupé-Optik und die angenehmen Alltagseigenschaften des Taigo schliessen diese Lücke.

Technische Daten

VW Taigo 1.5 TSI / Motor: R4-Turbobenziner / Hubraum: 1498 cm3 / Leistung: 110 kW/150 PS / Drehmoment: 250 Nm bei 1500–3500/min / Getriebe: 7-Gang-DKG / Antrieb: Vorderrad / Beschleunigung 0–100 km/h: 8,3 s / Höchstgeschwindigkeit: 212 km/h / Verbrauch (WLTP): 6,2 l/100 km / Emissionen: 141 g/km CO2 / Effizienzkategorie: C  / Testverbrauch: 6,0 l/100 km / Bereifung: 215/45 R18 / Abmessungen L/B/H: 4266/1757/1515 mm / Leergewicht: 1348 kg / Zuladung: 402 kg / Anhängelast ungebr./gebr.: 1200/650 kg / Kofferraumvolumen: 455–1281 l / Preis: ab 35 600 Franken (Life)

Text: Stefan Fritschi
Bilder: Vesa Eskola

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