40 Jahre Alfa Romeo 75
1985 kam mit dem Alfa Romeo 75 der letzte echte Alfa auf den Markt, bevor die Automarke an Fiat verkauft wurde. Was ihn so besonders machte? Während der Audi 100, der BMW 520 oder der VW Passat typische Familienkutschen waren, hatte der Alfa Romeo 75 eher was von einem Fluchtwagen.
Auf den ersten Blick ist der Alfa 75 eine eckige Kiste mit vier Türen – nix da von geschwungenen Kotflügel und pittoresken Front- und Heckpartien wie die Alfas der 1960er Jahre. Kühle Kante, statt heisse Kurven. Und dennoch hatte der Alfa 75 sowohl Sexappeal als auch Grandezza. Warum eigentlich?
Kurz vor dem Verkauf an Fiat im Jahr 1986 brachte Alfa Romeo eine viertürige Limousine auf den Markt, die mit der Bezeichnung an das Jubiläumsjahr erinnern sollte: 1985 wurde Alfa Romeo 75 Jahre alt. Es war auch ein Abschied: Der Alfa 75 gilt als letzter echter Alfa Romeo, der im Stammwerk in Arese bei Milano entwickelt und gebaut wurde.
La Linea
Das kantige Design von Ermanno Cressoni, dem damaligen Leiter des Centro Stile Alfa Romeo, galt als modern und elegant. Stilistisch war die Form eine Weiterentwicklung des Design-Konzepts ‘La Linea’, das bereits bei der Giulietta (1977) und dem Alfa Romeo 33 (1983) verwirklicht wurde. Typisch dafür waren die Keilform und das von vorn nach hinten ansteigende Profil mit Brüchen und Winkeln. Das lineare Design setzte sich im Innenraum fort. Das Cockpit war mehr oder weniger ein eckiger Plastikblock mit Rundinstrumenten. Allerdings mit digitaler Uhr – boah.
Transaxle
Der Grund, warum man sich einen Alfa 75 kaufte, war der Transaxle-Antrieb. Mit dem Getriebe im Heck wurde ein Teil des Fahrzeuggewichtes zur Hinterachse verschoben. Der Alfa 75 hatte damit eine ausgeglichene Gewichtsverteilung von 50 % auf der Vorder- und 50 % auf der Hinterachse. Damit blieb das Auto auch bei hohen Geschwindigkeiten besser kontrollierbar. Bestimmt auch mit ein Grund, warum der Alfa 75 bei der Carabinieri so beliebt war.
Es standen fünf Motoren zur Wahl: Vom 1,6-Liter-Vierzylinder mit 81 kW (110 PS) bis zum 2,5-Liter-V6 mit 115 kW (156 PS) im Alfa Romeo 75 2.5 V6 Quadrifoglio Verde. Bei diesem Aggregat handelt es sich um eine Weiterentwicklung der legendären Busso-Motoren.
Zwischen 1985 und 1992 entstanden knapp 390’000 Alfa Romeo 75. Auch in der Schweiz waren sie sehr beliebt – heute sind sie im Strassenbild selten geworden. Umso beliebter sind sie auf dem Youngtimer-Markt. Denn für viele versprüht der Alfa Romeo 75 heute die hoffnungsvolle Italianita der 1980er Jahre.
Text: Jürg Zentner
Bilder: Alfa Romeo / Stellantis