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100 Oldtimer – Auktion der Kunstakademie
Auktionen von Autosammlungen gibt es viele. Doch bei der Auktion von Broad Arrow kam neulich eine echte Kunstsammlung unter den Hammer. Es handelt sich um rund hundert Chromjuwelen aus der umfangreichen Oldtimer-Sammlung der Academy of Art in San Francisco. Damit soll Platz geschaffen werden für Youngtimer.
Über die Frage, was Kunst ist, scheiden sich die Geister. Nicht aber, wenn es zum Beispiel um die Formen eines 1933er Chrysler Custom Imperial Dual-Windshield Phaeton (Schätzwert: 900’000 bis 1’200’000 Dollar) geht.
Es handelt sich definitiv um ein rollendes Kunstwerk, von Hand gefertigt. Leider steht er den Autodesignern der Academy of Art in San Francisco des Lehrgangs 2025 nicht mehr zur Verfügung. Er gehört zu jenem Teil der Sammlung der Academy of Art, die von Broad Arrow versteigert wird.
Die Autosammlung der Academy of Art hat der verstorbene Universitätspräsident Richard A. Stephens, Sohn des Gründers der Akademie, zusammengetragen. Mit dem Verkauf der einzigartigen Fahrzeuge wird nicht etwa die Sammlung aufgelöst. Im Gegenteil: Es soll Platz geschaffen werden für “neue” einzigartige Automobile ab den 1960er Jahre.
Zur Creme de la Chrom gehören rund hundert Fahrzeuge – darunter folgende:
1955 Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer-Coupé (Schätzwert: 1’200’000 bis 1’500’000 Dollar)
Vor 70 Jahren war dieses Auto mit Direkteinspritzung der modernste Strassensportwagen seiner Zeit. Der restaurierte Flügeltürer hat passende Nummern für Fahrgestell, Motor und Karosserie. Für den Oldtimer in Strawberry Red Metallic muss man über eine Million auf den Tisch legen. Dafür gibt’s ein zweiteiliges Set individuell gefertigter Gepäckstücke gratis dazu.
1932 Marmon Sixteen LeBaron Cabrio-Limousine (Schätzwert: 300’000 bis 400’000 Dollar)
Diese Burg von einem Auto gehörte einst dem legendären und berüchtigten John Paul Getty, Patriarch der Familie Getty. Er galt als der reichste Mensch seiner Zeit. Das Auto ist eine von noch 11 existierenden Cabrio-Limousinen dieses Modells. Nach der Restaurierung in den 1990er Jahren gewann es viele internationale Preise.
1959 Cadillac 62 Coupé de Ville “Elvis III” Custom (Schätzwert: 75’000 bis 125’000 US-Dollar)
Auch sowas studierten die Autodesigner der Academy of Art in San Francisco. Es handelt sich um einen stark individualisierten Cadillac Coupe de Ville von 1959. Es ist einer von drei “Elvis”-Umbauten von John D'Agostino. Bei den Materialien wurde nicht gespart: Weisser Ahorn mit Perlmutteinlagen, Swarovski-Kristalle und eine Innenausstattung aus weissem und goldenem Leder. Dekadenter geht nicht.
1937 Squire 1,5-Liter Corsica Drophead Coupé (Schätzwert: 400’000 bis 600’000 US-Dollar)
Dieses Auto war bereits in Pebble Beach und anderen Schönheitswettbewerben zu bewundern. Das sportliche Coupé wurde aufwändig restauriert. Es hat ein elegant luxuriöses Interieur mit hellblauem Leder, Holzverkleidung mit Intarsien und ein maschinell gedrehtes Armaturenbrett. Einfach ein Traum.
1950 Citroën 2CV (Schätzwert: 25’000 bis 35’000 Dollar)
Die Kunstsammlung umfasst nicht nur superteure Autos, sondern auch einzigartige Exemplare, die in vielerlei Hinsicht faszinierend sind. Ein solches ist das frühe Serienmodell des Citroën 2CV mit markant geriffelter Motorhaube und durchgehendem Stoffdach. Das Auto ist komplett original, mit passenden Rädern und “Picknick”-Sitzen aus grauem Stoff.
1954 Messerschmitt KR175 (Schätzwert: 25’000 bis 35’000 Dollar)
Besonders die Amerikaner sind fasziniert von den europäischen Micro-Cars der 1950er Jahre. Wenig erstaunlich, dass ein solches Exemplar auch in der Academy of Arts steht. Es war einst Teil des Bruce Weiner Microcar Museums, bevor es nach San Francisco kam. Nun kann man das kleine Auto mit Elektrostarter (anstelle des serienmässigen Kickstarters) zum Preis eines neuen voll ausgestatteten Microlinos haben.
Text: Jürg Zentner
Bilder: Broad Arrow Auctions