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Alpine A290 - Scharfer Hot Hatch

Alpine brezelt den Renault 5 auf. Als A290 stromert die Sportversion künftig über unsere Strassen. Und das macht sie wahrlich nicht schlecht. Dafür hat man an den richtigen Stellschrauben gedreht, um die kompakte Französin zum echten Spassmacher werden zu lassen, wie eine erste Testfahrt beweist.

Veröffentlicht am 18.01.2025

Sie oder er? Schwester oder Bruder vom Renault 5? Die Diskussionen, ob der A290 männlich oder weiblich ist, kann man wohl an jedem Stammtisch bis nach Mitternacht führen – ohne Ergebnis. Wir bleiben bei der weiblichen Form. Und genau die ist bei DER A290 sehr sportlich ausgelegt. Auf der Strasse bewegten wir die Topversion, den GTS mit 160 kW/218 PS und 300 Nm. Mit 43 700 Franken ist sie 6000 Franken teurer als die Basisvariante GT mit 130 kW/177 PS und 285 Nm. Doch dafür hat sie einiges zu bieten. Heisst dicke Backen, zusätzliche Scheinwerfer, um 60 Millimeter breitere Spur, angedeuteter Diffusor am Heck, 19-Zöller und natürlich eine Brembo-Bremse. Zutaten, mit denen die Schwester des R5 äusserlich auf sich aufmerksam macht. 



Im Inneren ist es das unten abgeflachte Lenkrad, das wie im Motorsport zur echten Schaltzentrale wird. Heisst, unten links sitzt der blaue Drehschalter für die Rekuperation (vier statt nur zwei Stufen wie im R5), rechts der Knopf für die Einstellung der vier Fahrmodi und oben rechts giert einem der rote Over­take-Taster – kurz OV – entgegen. Und sonst? Auch bei der Alpine ist es möglich, bis zu fünf Assistenzsysteme auf einen Schlag per Knopfdruck zu eliminieren oder wieder zum Leben zu erwecken. Der Knopf heisst «My Safety Switch». Und ja, liebe EU, er schaltet auch den nervigen Tempowarner aus. 

Lernfaktor
Doch das ist nicht alles. Ergänzt hat man das ohnehin schon gut und flott arbeitende Google-Android-Automotive-System um eine weitere Funktion. Die «Alpine Telemetrics» wird die Motorsportler freuen. Nebst Livefahrdaten und Rundenzeiten gibt die App Tipps sowie Ratschläge und stellt Aufgaben, um noch schneller und vor allem sicherer ans Limit zu kommen – natürlich auf dem Circuit.

Genug Power bringt diese Alpine dafür allemal mit, ihre 160 kW/218 PS und 300 Nm malträtieren die Vorderachse. Und diese hält den rund 1,6-Tonnen-Stromer schön in der Spur. Heisst, bevor irgendwelche Traktionsprobleme aufkommen, steht das ESP Gewehr bei Fuss, um wildes Scharren der Räder einzubremsen. Per Launch-Control und untermalt von sportlich-künstlichem Sound marschiert die Französin in 6,4 Sekunden auf Tempo 100. Okay, das ist keine Superzeit, doch immerhin 1,5 Sekunden schneller als der Bruder R5 mit 110 kW/150 PS. Die Sprinterei frisst natürlich Strom. Statt 17,0 kWh/100 km nach WLTP flossen bei uns 18,5 kWh durch Mademoiselles Stromleitungen und die Reichweite sank von 364 auf 320 Kilometer. Den Saft holt sich die Dame beziehungsweise ihr 52-kWh-Akku an der 11-kWh-Wallbox oder mit maximal 100 kW am Schnelllader, wo die 15-auf-80-Prozent-Füllung 30 Minuten dauert, zurück. Und wie der R5 stellt sich auch die A290 in den Dienst des bidirektionalen Ladens und kann einen Elektrogrill, den ganzen Haushalt oder das öffentliche Netz speisen.

Stabiler Fahrspass

 

Prinzipiell fühlt sich die sehr direkt und präzis einlenkende Amazone im kurvigen Geläuf wohl. Mit der Mehrlenker-Hinterradaufhängung und sportlicher ausgelegten Stabis muss man schon viel Blödsinn anstellen, um das Mädel aus der Fassung zu bringen. Schade nur, dass es beim Umkreisen von engen Kurven oder Spitzkehren den Schwung herausnimmt, da die 19-Zoll-Vorderhufen mit sich selbst genug zu tun haben, die stabile Seitenführung sicherzustellen. So vergeht eine kleine Ewigkeit, bis die Dame wieder an Tempo zulegt. Ein mechanisches Sperrdifferenzial könnte Abhilfe schaffen. Im Geradeauslauf werden sowieso alle Wirren des Asphalts weggebügelt. So bietet die A290 Fahrspass, der manch anderen Citystromer vor Neid erblassen lässt. 

Text: Jörg Petersen
Bilder: Hersteller

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