Test

Audi RS Q8 - PS-Koloss im Test

2,6 Tonnen schwer, 600 PS und 800 Nm stark – Audis schwerstes und stärkstes SUV ist so herrlich unvernünftig, dass es schon wieder richtig Spass macht. Test!

Veröffentlicht am 15.01.2023

Verfechter der E-Mobilität, bitte wegschauen: Der 2,6-Tonnen- Koloss Audi RS Q8 entspricht mit Sicherheit nicht ihrer Gesinnung. Obwohl: So ganz ineffizient ist er nicht. Sein  Mildhybridsystem basiert auf einem 48-Volt-Hauptbordnetz. Das MEHV-Herzstück ist ein Riemen-Starter-Generator, der mit der Kurbelwelle verbunden ist. Bis zu 12 kW holt sich der Li-Ionen- Akku so beim Segeln und Bremsen wieder zurück.

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Und dann gibt es ja auch noch die Zylinderabschaltung. Bei mittleren und geringen Drehzahlen schickt sie vier der acht  Zylinder in den kurzzeitigen Ruhestand. Also ist der Q8 punkto Effizienz doch nicht ganz ohne – wenn auch auf Sparflamme. Geht doch. Doch will man das auf Dauer? Erst recht auf deutschen Autobahnen, immer im Bewusstsein, dass vor einem Biturbo-geladene 600 PS und 800 Nm schlummern und nur darauf warten, losgelassen zu werden? (Audi feiert zehn Jahre Fünfzylinder im RS Q3.)

Fahrleistungen auf 911-Niveau

Die Pferde machen kurzen Prozess mit dem über 2,5 Tonnen schweren SUV. Die 3,8 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 dürften Beweis genug dafür sein. Und bollert er danach – natürlich ebenfalls leichtfüssig – weiter gen 250 km/h, ist Feuer unterm Dach. Mit optionalem Dynamikpaket plus wären es sogar 305 km/h. Damit wird das Schwergewicht zum Porsche-911-Jäger - und auch der darf als Dakar ja mittlerweile Gelände.

In Sachen Sound steht der RS Q8 ihm jedenfalls in nichts nach und entfacht ein wahres Soundfeuerwerk. Taucht er noch dazu formatfüllend im Rückspiegel der Vorausfahrenden auf, macht man ihm lieber freiwillig Platz, statt aufgeschnupft zu werden. (Der Sportec-Audi RS 4 ist ein Sprintmonster.)

Null Seitenneigung

Klar, dass sich die Autobahnhatz spätestens an der Tanksäule bemerkbar macht. Rund 15 l/100 km ziehen sich die Leitungen dann rein. Der werkseitige Mix von 12,1 l/100 km darf durchaus als sehr pessimistisch angesehen werden. Auf unseren rund 2000 Testkilometern verschlang der Herr der Ringe 13,3 l/100 km. Knapp vorbei ist auch daneben. In Sachen Fahrverhalten trifft das SUV-Coupé dann wieder voll ins Schwarze. Die Kombination aus Allradantrieb, Hinterachslenkung und elektromechanischer Wankstabilisierung spielt ihm dabei positiv in die Handlingkarten.

Macht der komfortabel abgestimmte Q8 im Geradeauslauf noch auf zahmen Hengst, legt er spätestens auf der Kurvenfahrt die Zügel ab und legt eine Agilität an den Tag, die schon fast der eines Sportwagens gleichkommt. Das luftgefederte Fahrwerk ist ein echtes Schmankerl. Die mächtigen 23-Zöller förmlich im Asphalt verkeilend marschiert der Q8 um die Bögen und der Aufbau macht keinen Wank. Tritt Schlupf auf, wird der durch gezielte Eingriffe an den Hinterrädern vom Sportdifferenzial eliminiert. Einfach schade, dass der RS Q8 kein Schnäppchen ist.

Technische Daten:

Benziner V8-Biturbo, 3996 cm3, 441 kW (600 PS), 800 Nm ab 2200/min, 7-Gang-Tiptronic, Allrad
Norm: 12,1 l/100 km, 281 g/km CO2, Effizienz G, Test: 13,3 l/100 km
0–100 km/h: 3,8 s, Spitze: 250 km/h,
Reifen: v./h. 295/35 R23,
L/B/H: 5012/1998/1694 mm,
Leergewicht: 2607 kg,
Zuladung: 408 kg,
Ladevolumen: 605–1755 l
Preis: ab 166 070 Franken

Fazit: 

Der RS Q8 ist so herrlich unvernünftig. Er ist ein verkappter Sportwagen, der es punkto Agilität und Fahrverhalten faustdick hinter den Ohren hat – und das auch preislich.

Text: Jörg Petersen
Fotos: Vesa Eskola

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